Im Zuge eines Kooperationsprojekts zwischen der Industrie-Logistik-Linz und dem AIT Center for Technology Experience ist es gelungen, innerhalb von zwei Jahren einen innovativen Prototyp für die Fernsteuerung von Hallenkränen zu entwickeln. [...]
Bisher war die Arbeit von Hallenkranfahrer:innen in engen Fahrerkabinen beschwerlich, unbequem und gesundheitlich bedenklich. Kranfahrer:innen, die in hochgelegenen Krankabinen sitzen, arbeiten längere Zeit in vorgeneigter Haltung und klagen oft über „Kreuzschmerzen“. „Aus diesem Grund ist die Idee entstanden, das Berufsbild Kranfahrer:in von Grund auf zu revolutionieren“, erklärte Karl Schneeberger, Leiter IT, ISM und Innovation bei Industrie-Logistik-Linz (ILL). Der Gesundheitsaspekt spielte hierbei eine zentrale Rolle. „Mit der Remote-Hallenkransteuerung kann künftig nicht nur ein erheblicher Beitrag zur Prozessoptimierung geleistet, sondern auch ein wesentlicher Schritt in Richtung Gesundheitsprävention gesetzt werden“, hob Karl Schneeberger hervor. Folgerichtig waren die vorrangigen Ziele von CRANEium, durch den Einsatz neuer Technologien die Arbeitssicherheit zu erhöhen und das Berufsbild zu attraktiveren.
Innovationsschritt in der Lager-Logistik
Die Industrie-Logistik-Linz spielt eine entscheidende Rolle in der Optimierung der Logistikprozesse für Stahlcoils (aufgerolltes Stahlband) und gewährt einen nahtlosen Übergang von der Produktion zur Lagerung und Verladung auf Zug, LKW und Schiff. Die langjährige Kompetenz der ILL liegt in der Bereitstellung maßgeschneiderter Logistiklösungen, die spezifisch auf die anspruchsvollen Qualitätsanforderungen der Stahlindustrie ausgerichtet sind. Durch das Projekt CRANEium wird ein signifikanter Mehrwert für die gesamte Lieferkette geschaffen.
Im Auftrag der Industrie-Logistik-Linz GmbH hat das AIT Center for Technology Experience im Projekt CRANEium mit der Entwicklung und Evaluierung des ersten funktionalen Prototyps einen großen Schritt in Richtung Remote-Operation von Brückenkränen gemacht. Das entwickelte Interaktionskonzept, das Interface-System und die Hardware-Konfiguration sollen helfen, die Bedienbarkeit zu verbessern, das Risiko von Bedienfehlern zu minimieren und damit die Arbeitssicherheit insgesamt zu erhöhen. Die Bedienung der Remote-Hallenkransteuerung erfolgt dabei über einen handelsüblichen X-Box-Controller. Benutzer:innen profitieren beim neu entwickelten Prototyp auch von einer umfassenden Hallenansicht auf einem großen Bildschirm. Zwei kleinere Bildschirme links und rechts zeigen Zusatzinformationen, etwa den schematischen Hallenplan, einen Überblick zum Arbeitsauftrag sowie Kamerasichten der Halle von oben und seitlich.
Erfolgsrezept: Kranfahrer:innen von Anfang an eingebunden
„Das gesamte Interaktionskonzept wurde von Anfang an in enger Zusammenarbeit mit dem Team von Industrie-Logistik-Linz und natürlich auch mit den Kranfahrer:innen entwickelt“, betonte Raimund Schatz, Forscher am AIT Center for Technology Experience. Das AIT Center for Technology Experience besitzt langjährige Erfahrung im Bereich User Interfaces und User Experience, im speziellen auch in der Industrie. „Entstanden ist eine intelligente Kransteuerung auf Basis von Systemtransparenz via Vertrauenskalibrierung. Das bedeutet, die Kranfahrer:innen bekommen bei der Remote-Steuerung des Krans über die drei Bildschirme alle Informationen, die sie zur erfolgreichen Bewältigung der Aufgabe benötigen“, erklärte Raimund Schatz bei der Präsentation des Prototyps.
Einmal selbst einen Hallenkran steuern
Alle Gäste konnten vor Ort selbst die neue Remote-Hallenkransteuerung testen. „Der nächste Schritt ist, den Sprung vom Prototyp zur realen Umsetzung in der Logistik-Stahlcoil-Halle zu schaffen“, stellt Raimund Schatz fest. Die Simulation kann auch die Basis für eine Trainingslösung für Aus- und Weiterbildung für Kranfahrer:innen sein, ist Schatz überzeugt.
Bei Industrie-Logistik-Linz denkt Karl Schneeberger schon weiter: „Wir sind über den entstandenen Prototyp sehr glücklich und freuen uns darauf, mit dem AIT weiter an der Realisierung in der Automatisierung der Lagerlogistik zu arbeiten.“ Der entstandene Prototyp sei die Basis für eine erfolgreiche Umsetzung und eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten, so Schneeberger.
Dieses Projekt CRANEium wurde maßgeblich durch den Zukunftsfonds der Arbeiterkammer Oberösterreich unterstützt. Es wurde am 13. Februar bei einem Abschluss-Event in Linz präsentiert.
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