Im Zuge der Digitalisierung ändert sich der Job des SAP-Beraters komplett. Das frühere Berufsbild, in dessen Mittelpunkt die Anpassung von SAP-Software an Bedürfnisse und Prozesse der Anwenderunternehmen stand, fasert heute in diverse Richtungen aus. [...]
In den vergangenen Jahren stellten immer mehr Unternehmen fest, dass sie zahlreiche Prozesse durch Tablets und Smartphones massiv beschleunigen können. Das hat beispielsweise Datenerfassung, Lagerhaltung und Logistik verändert. Berater sollten genau beobachten, ob sich mit mobilen Endgeräten wichtige Daten für das Geschäft generieren und erfassen oder Prozesse vereinfachen lassen. Niemand erwartet, dass SAP-Berater selbst ein Fitness-Armband, eine Smartwatch oder eine Datenbrille tragen. Aber sie sollten über diese Trends im Bilde sein und sich ständig fragen, ob industrietaugliche Geschwister dieser Consumer-Geräte dem Unternehmen und seinen Mitarbeitern neue Chancen bieten, produktiver zu werden. Hardwareangebote für die Industrie lassen sich oft kundenindividuell mit genau den Funktionen bestücken, die ein Unternehmen für seine Prozesse braucht. Interessant ist neben der immer steigenden Rechenpower der kleinen Geräte insbesondere die Sensorik. Das Wissen darüber, dass Daten zu Vibration, Luftfeuchtigkeit, Geschwindigkeit, Position und Lage von Geräten immer verfügbar sind und Daten auf Dauer auswertbar bleiben, öffnet neue Horizonte.
Nicht nur hardware-, auch softwareseitig sind ständige Fortschritte zu beobachten – etwa hinsichtlich Big Data, Machine Learning, Virtual Reality oder Spracherkennung und -steuerung. Die zentrale technische Innovation der letzten Jahre in der SAP-Welt ist SAP HANA.
In Branchen wie Logistik, Banking oder Handel verändert die Digitalisierung die Prozesse schnell wie nie. Wer seine Kunden beraten will, wie sie die Chancen der digitalen Transformation am besten nutzen können, sollte sich Anregungen bei anderen Firmen holen. Gerade Beispiele aus anderen Branchen können die nötige disruptive Energie haben, um den eigenen Kunden einen dauerhaften Vorteil zu verschaffen. Doch wo erhält man die Informationen? Fachmedien, Hersteller und Dienstleister veröffentlichen Case-Studies. Fachkonferenzen bieten entsprechende Vorträge und zudem spannende Networking-Möglichkeiten.
Unabhängig davon, wie viel man lernt und weiß – das Nichtwissen bleibt immer größer als das Wissen. Der einzige Trost: In der Zusammenarbeit mit weiteren Experten kann man seine eigenen Urteile verbessern, neue Lösungsansätze finden und die eigenen blinden Flecken auflösen. Die Bereitschaft, auf andere zu hören, erspart manchen Ärger. Schon früh in seiner Karriere sollte sich der SAP-Berater angewöhnen, die Kontakte mit solchen Kollegen zu pflegen, auf deren Einschätzungen man besonderen Wert legt. Zu den Gepflogenheiten gehört selbstverständlich auch, selbst großzügig zu sein und sich die Zeit zu nehmen, wenn man um seine Meinung gefragt wird.
Wer fünf oder zehn Jahre in der SAP-Beratung gearbeitet hat, bei dem senkt sich der Stress-Level allmählich. Das ist gut. Gleichzeitig schleicht sich aber manchmal eine Routine ein, die Risiken birgt. Wer an sich beobachtet, dass er dünnhäutig wird, weil er zum Beispiel Rückfragen erhält zu Tätigkeiten, die er seit Jahren auf die gleiche Weise erledigt, sollte das als Warnsignal werten. Wer im Topsegment berät, muss kritikfähig bleiben. Die Offenheit für Neues ist Teil des Erfolgsrezepts der besten Berater.
Statt monolithischer, unbeweglicher Systeme benötigen Unternehmen heute agile und integrationsfähige Dateninfrastrukturen, Cloud-Anwendungen oder On-Premise-Lösungen, die sich ständig verbessern. Es ist keine Lösung mehr, dem Management Geduld zu predigen und dann nach zwei Jahren fertige Systeme zu präsentieren, die nur das tun, was der Kunde vor 24 Monaten haben wollte. Stattdessen gilt es, ständige Verbesserungen zu leben, indem die Produktivität des Unternehmens in kleinen Schritten gesteigert wird. Zwischenerfolge zu generieren und sie zu kommunizieren, gehört zur Kunstfertigkeit des SAP-Beraters.
Jede Community hat ihre eigene Sprache. SAP-Berater kommen häufig aus der technischen oder der fachlichen Community einer Branche. In der Vergangenheit hat es gereicht, die Sprache einer dieser Communities zu sprechen. Mit der digitalen Transformation ändert sich das.
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