So will Microsoft die digitale Zusammenarbeit fördern

Microsoft präsentierte zum Auftakt der Konferenz Ignite 2021 zahlreiche Neuerungen. Nicht wenige davon sollen Kunden dabei helfen, die digitale Zusammenarbeit zu fördern. [...]

Bei Viva handelt es sich um eine Plattform, die die Kommunikation, die Förderung des Wohlbefindens von Mitarbeitenden sowie den Zugang zu Wissen, Lerninhalten und Unternehmensressourcen direkt in die täglichen Arbeitsabläufe einbinden soll (c) Microsoft

Microsoft hat die Ignite 2021 durchgeführt. An der virtuellen Konferenz sparte der Tech-Konzern nicht mit Ankündigungen zu seinen Produkten und Services. Beginnen wir mit „Microsoft Viva„. Microsoft enthüllte die Plattform zwar schon im Februar, an der Ignite wurde sie jedoch nochmals ins Rampenlicht gestellt. Bei Viva handelt es sich um eine Plattform, die die Kommunikation, die Förderung des Wohlbefindens von Mitarbeitenden sowie den Zugang zu Wissen, Lerninhalten und Unternehmensressourcen direkt in die täglichen Arbeitsabläufe einbinden soll. Microsoft stürzt sich hiermit in den Bereich der Employee Experience – eine laut dem Konzern neu entstehende Produktkategorie, der Analystinnen und Analysten jährliche Ausgaben von rund 300 Milliarden Dollar nachsagen. Die zunehmende Digitalisierung der Arbeitswelt treibe die Nachfrage nach solchen Lösungen an, heißt es.

Ein großer Teil des Marktes bestehe jedoch bislang noch aus fragmentierten und komplexen Tools, schreibt Microsoft. Mit Viva will man deshalb nun „ein integriertes System für die Employee Experience“ lancieren. Die neue Plattform adressiere die Bedürfnisse der Beschäftigten am Arbeitsplatz, stärke sowohl ihre persönliche als auch berufliche Entwicklung und erhöhe so ihre Zufriedenheit, wirbt der Konzern. Das soll unter dem Strich zu einer geringeren Fluktuation der Belegschaft führen und den Gesamterfolg von Unternehmen steigern. „Wenn uns das letzte Jahr eines gezeigt hat, dann, dass es das Zusammenspiel von Technologie, Informationen und Insights braucht, um eine nachhaltige und innovative Arbeitsumgebung zu schaffen. Diese Verbindung ist nötig, um den Wert der sozialen Interaktion wiederherzustellen, der mit dem Wechsel in eine hybride Arbeitswelt verloren gegangen ist“, sagte Satya Nadella, der CEO von Microsoft, in seiner Keynote zur neuen Lösung.

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Viva kombiniert laut Microsoft die Erfahrung der Mitarbeitenden in den vier Schlüsselbereichen Engagement, Wohlbefinden, Lernen und Wissen. So umfasst sie auch die vier Anwendungen Viva Connections, Viva Insights, Viva Learning und Viva Topics.

  • Viva Connections soll Beschäftigten via Microsoft Teams einen persönlichen Einstiegspunkt in ihren digitalen Arbeitsplatz bieten – und zwar durch kuratierte Inhalte, News aus der eigenen Firma oder auch eine Übersicht der Arbeitgeberleistungen. Die Desktop-Version von Viva Connections ist laut Microsoft ab sofort allgemein und als Teil von bestehenden SharePoint-Lizenzen verfügbar.
  • Viva Insights gibt es derweil erst in der öffentlichen Vorschau. Die Funktion soll Einzelpersonen und Unternehmen unter anderem mit datengestützten Erkenntnissen und Empfehlungen unter die Arme greifen. Die persönlichen Einblicke seien dabei nur für die jeweilige Person sichtbar, nicht für Führungskräfte und auch nicht für die IT. Zudem folgt im kommenden Monat die Funktion des virtuellen Pendelns als Teil der Insights-App, wie Microsoft ankündigt. Diese soll dabei helfen, den Arbeitstag besser zu strukturieren.
  • Bei Viva Learning handelt es sich angeblich um einen zentralen Hub für das Lernen in Microsoft Teams. Beschäftigte könnten hier auf die relevanten Inhalte des Unternehmens zugreifen, diese teilen, weiterempfehlen oder mit ihnen lernen – einschließlich unternehmenseigener Inhalte, LinkedIn Learning, Microsoft Learn sowie Inhalten von Drittanbietern. Dieses Tool schickt der Konzern ab April in die öffentliche Vorschau. Voraussichtlich soll es noch in diesem Jahr auch allgemein verfügbar sein.
  • Viva Topics soll schließlich Wissen nutzbar machen, ohne dass Mitarbeitende aktiv danach suchen müssen. Gerade für neue Mitarbeitende sei dies sehr hilfreich, zeigt man sich bei Microsoft überzeugt. Dazu werden bei Topics mittels KI und menschlicher Expertise unternehmensweite Inhalte und Fachwissen automatisch organisiert, beispielsweise zu laufenden Projekten, Produkten, Prozessen oder auch Kunden. Neben Inhalten aus Microsoft 365 könne Topics auch Wissen von Drittanbieterdiensten wie ServiceNow und Salesforce integrieren, heißt es. Viva Topics ist ab sofort als Add-on in Microsoft-365-Plänen für die kommerzielle Nutzung verfügbar – allerdings vorerst nur für englischsprachige Inhalte.

Wie Microsoft hierzu noch mitteilt, wird die Employee-Experience-Lösung als Teil von Microsoft 365 in erster Linie in Microsoft Teams genutzt. Zudem wird Viva als „offene und erweiterbare Plattform“ beschrieben, in die sich Anwendungen aus dem Ökosystem von Viva-Partnern einbinden lassen sollen. Auch bestehende Employee-Experience-Systeme sollen sich in Microsoft Viva integrieren lassen. Dabei erhalten Kunden Unterstützung von einem globalen Netzwerk an Dienstleistungspartnern, die Microsoft an Bord holen konnte – darunter Accenture, Avanade, PwC und EY.

Teams wird zum Webinar-Tool

Zahlreiche Neuigkeiten stehen auch bei der Collaboration-Lösung Teams an. Sie sollen laut Microsoft einerseits neue digitale Veranstaltungsformate ermöglichen. So unterstützt Teams nun auch die Planung und Durchführung von interaktiven Webinaren mit bis zu 1.000 Personen innerhalb und außerhalb der eigenen Organisation. Nebst einer benutzerdefinierten Registrierung und umfangreichen Präsentationsoptionen bietet Microsoft für Gastgeberinnen und Gastgeber die Möglichkeit, Chat- und Videofunktion für Teilnehmende zu deaktivieren sowie im Nachgang der Veranstaltung eine Zusammenfassung zu erstellen. Zudem sei es möglich, bei größeren Veranstaltungen mit einem Publikum von bis zu 20.000 Personen nahtlos zu einem Broadcastformat zu wechseln. Microsoft schreibt, dass die Begrenzung auf 20.000 Teilnehmende bis zum 30. Juni 2021 läuft. Danach gelte ein Limit von 10.000 Personen. Die neuen Event-Funktionen seien zudem bereits in vielen der Office 365- und Microsoft 365-Pläne enthalten. Außerdem will der Konzern künftig auch bei der Betreuung von Teilnehmenden vor, während und nach solchen Events Hand bieten – hierfür kündigt er neue Integrationen an, bei denen Teams-Events mit der Teilnehmerverwaltung von Dynamics 365 Marketing zusammengeführt werden können.

Andererseits will Microsoft beim Arbeiten mit Teams die Unternehmensgrenzen aufweichen. Zum Teilen von Kanälen mit Personen aus dem eigenen Unternehmen sowie externen Teilnehmenden kündigt das Unternehmen deshalb Teams Connect an. Mit der Funktion wird der freigegebene Kanal innerhalb des benutzereigenen Teams-Clients neben den anderen Teams und Kanälen angezeigt. So lasse sich der neue Kanal in den individuellen Arbeitsablauf integrieren. Im geteilten Arbeitsbereich sollen dann die Collaboration-Features von Teams zur Verfügung zur Verfügung stehen, wie der Chat, Meetings, Apps sowie das Teilen und gemeinsame Bearbeiten von Dokumenten in Echtzeit. Administratoren hätten dabei die Kontrolle darüber, wie externe Userinnen und User auf Daten und Informationen zugreifen könnten, schreibt Microsoft. Teams Connect ist ab sofort in der privaten Vorschau verfügbar und soll im Laufe des Jahres ausgerollt werden.

Zusammenarbeiten in virtuellen Welten

Die digitale Zusammenarbeit adressiert auch die brandneue Mixed-Reality-Plattform Microsoft Mesh . Anwenderinnen und Anwender können damit in virtuelle Welten eintauchen und sich als Avatare miteinander austauschen – obwohl sie sich vielleicht auf einem anderen Kontinent befinden. Mesh-fähige Apps würden dabei die Möglichkeit bieten, über 3D-Inhalte miteinander zu interagieren. Reiseunternehmen könnten etwa mit Mesh virtuelle Besichtigungen von Sehenswürdigkeiten anbieten und Architekturbüros Gebäude virtuell zugänglich machen, um ihre Entwürfe gemeinsam mit anderen Unternehmen zu entwickeln, beschreibt Microsoft mögliche Anwendungsfälle der neuen Mixed-Reality-Plattform.

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Microsoft arbeitete laut eigenen Angaben jahrelang an der Entwicklung von Mesh. Die Plattform basiert auf Azure und wird in Microsoft Teams und Microsoft Dynamics 365 integriert. Die Lösung sei mit der HoloLens 2, mehreren VR-Headsets, Smartphones, Tablets sowie auch PCs kompatibel. Und zwei Apps stellte Microsoft an der Ignite-Konferenz bereits vor – eine für die HoloLens und eine neue Version von AltspaceVR, einer sozialen VR-Plattform. In AltspaceVR kann man bereits jetzt Events durchführen oder auch Meetups abhalten.

Neue Tools für Low-Code-Developer

Kommen wir schließlich noch zur Power Platform und zu Azure: Bei der Power Platform – sie ermöglicht es Einzelpersonen und Unternehmen, eigene Apps zu erstellen und Prozesse zu automatisieren, unabhängig von ihren technischen Fähigkeiten – gibt es insbesondere zwei wichtige Updates. Und zwar ist Microsoft Power Automate Desktop ab sofort für Windows-10-Userinnen und -User ohne zusätzliche Kosten verfügbar, wie Microsoft mitteilt. Hier liefert der Konzern RPA-Funktionen mit, um zeitaufwändige, manuelle Arbeiten zu automatisieren. Und mit Microsoft Power Fx geht hier eine neue, auf Excel basierende Open-Source- und Low-Code-Programmiersprache an den Start. Durch die Verwendung von Formeln, die bereits vielen Menschen bekannt sind, will es Microsoft mit Power Fx einem breiten Spektrum von Anwendern ermöglichen – von Geschäftsanwendern bis hin zu professionellen Entwicklerinnen -, ihre Kenntnisse bei der Entwicklung von Low-Code-Lösungen einzusetzen.

Bei Azure Percept arbeitet Microsoft etwa mit dem Hardware-Hersteller Asus zusammen (c) Microsoft

Bezüglich der Cloud-Plattform Azure sticht insbesondere die neue Lösung Azure Percept ins Auge. Sie soll laut Microsoft Unternehmen bei der Entwicklung und Verwaltung von KI-Lösungen unterstützen, die direkt auf Edge-Geräten mit geringer Rechenkapazität laufen. Dazu schnüren die Redmonder ein Paket aus Hard- und Software. So soll der Einsatz beispielsweise im eigenen Rechenzentrum oder auch auf Drohnen möglich sein – unter anderem zur Auswertung von Kamerabildern oder Tonaufnahmen. Azure Percept ist ab sofort als Preview verfügbar, zudem stellt Microsoft eine Dokumentation mit allen bislang nutzbaren Machine-Learning-Modellen bereit.

Auch führt Microsoft einen neuen Analyse-Service ein, der die Datenintegration, Enterprise Data Warehousing und Big-Data-Analysen kombiniert. Dieser nennt sich Azure Synapse Pathway und soll bei Unternehmen für eine einfachere und schnellere Migration von Workloads auf Azure Synapse Analytics sorgen. Weiter erhält Azure Arc Machine-Learning-Fähigkeiten, um diese auch in hybriden Cloud-Umgebungen zu ermöglichen. Hier können sich Kunden laut Microsoft ab sofort für die Preview anmelden. Und für Azure Communication Services stellt man Interaktionen mit Microsoft Teams bereit. Unternehmen sollen dadurch „eine vollständig verwaltete Plattform für ihre interne und externe Kommunikation“ erhalten. Der Dienst werde in den nächsten Wochen allgemein verfügbar sein, heißt es.

Und zu guter Letzt steht bei Microsoft noch die Einführung neuer Branchen-Clouds an, über die wir hier bereits ausführlicher berichtet haben.


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