Die verstärkte Nutzung sozialer Medien führt nicht dazu, dass dadurch direkte Beziehungen im echten Leben ersetzt werden. Das hat eine neue Umfrage des Wall Street Journal und von NBC News ergeben. [...]
Demnach gibt es weiterhin genauso viele Abendessen im Kreise der Familie und Kontakt mit Nachbarn wie 1999, als eine ähnliche Studie durchgeführt wurde. 58 Prozent der befragten Amerikaner gaben an, dass sie mindestens fünf Mal pro Woche mit der Familie zusammen essen, also fast genau so viele wie 1999, als es 60 Prozent waren. Vor allem trifft das auf verheiratete Paare mit Kindern zu – naheliegend. Außerdem sagten 69 Prozent, dass sie ihre Nachbarn gut kennen, verglichen mit 73 Prozent im Jahr 1999.
„Die soziale Präsenz hat gelitten. Wenn sich Freunde treffen, etwa zum Mittagessen, sind viele geistig abwesend mit ihrem Handy“, sagt Social-Media-Experte Markus Hübner gegenüber der Nachrichtenagentur pressetext. Facebook, Google+, Twitter und Co würden direkte Kontakte durchaus beinträchtigen. Der gegenseitige Austausch nehme ab, viele würden bei Treffen eher ihren Online-Status checken.
„Mittlerweile gibt es aber eine Gegenbewegung, meist von Personen, die das schon einmal durchgemacht haben, die fasziniert von den sozialen Medien waren und dann wieder aufgetaut sind“, berichtet Hübner. Diese Leute würden jetzt oft in ihrem Freundeskreis „informelle Regeln“ aufstellen, wie: „Das Handy ist tabu und nur für Notfälle da.“ Schließlich sei es nicht nur unhöflich, ständig in Anwesenheit von anderen online zu sein, es mindere auch die Lebensqualität.
„Die Leute kommen abends nach dem Treffen mit ihren Freunden nach Hause und stellen fest: Ich habe meine Tweets abgesetzt, aber eigentlich nicht wirklich mit den anderen gesprochen“, erklärt Hübner. Dadurch gehe der Dialog mit dem Umfeld verloren, während in den sozialen Medien alles eher oberflächlich bleibe: „Es gibt da einen Trend zur Selbstinszenierung.“ Eine Freundschaft brauche persönliche Gespräche. (pte)
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