Social-Media-Studie: „Next Corporate Communication 12“

Auf der einen Seite kümmern sich Großunternehmen verstärkt um Social-Media-Strategien, andererseits gibt's dafür nur wenig Geld. [...]

Das zeigt die aktuelle Studie „Next Corporate Communication 12“, die die Universität St. Gallen mit Virtual Identity erstellt hat. Die zweijährliche Studie untersucht Status Quo und Perspektiven für die Anwendung von Social Media in Unternehmen. Aktuell wurden dafür 68 Unternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie 43 Experten aus Forschung und Beratung im Kontext einer Vergleichsstichprobe befragt. Die qualitative Datenanalyse basiert auf 111 telefonischen Einzelinterviews und über 3500 Interviewminuten.

Die Ergebnisse bestätigen bekannte Erfahrungswerte, fördern aber auch neue Erkenntnisse zu Tage: Dass Unternehmen ihre Erfahrungen mit Social Media intensiviert haben und die Wahrnehmung der strategischen Relevanz weiter zugenommen hat, verblüfft nicht weiter. Eher schon die Tatsache, dass 58% der Unternehmen die Ermittlung des Return on Social Media als „sehr wichtig“ einstufen, 86 Prozent aber noch keinerlei Verfahren zur Messung einsetzen. „Die meisten Unternehmen sind heute nicht in der Lage, den Mehrwert ihres eigenen Social-Media-Engagements zu bestimmen. Es fehlt an etablierten Messverfahren“, kommentiert Alexander Rossmann, Leiter der Next Corporate Communication Plattform an der Universität St. Gallen.

Mittlerweile praktizieren 74 Prozent der befragten Unternehmen eine Mischung aus zentraler Koordination und dezentraler Umsetzung. Dabei verfügen 64 Prozent der Befragten noch über kein dezidiertes Budget für Social Media. Sprich: Die in weiteren Teilen wahrgenommene strategische Relevanz des Themas spiegelt sich noch nicht in der ressourcenseitigen Ausstattung wider.

In einem Punkt klaffen die Meinungen von Unternehmen und Experten deutlich auseinander: Etwa ein Drittel der Unternehmen geben an, eine Social-Media-Strategie bereits umgesetzt zu haben. Zwei Drittel der Experten sind hingegen der Meinung, Unternehmen seien erst am Testen und Experimentieren. „Social-Media-Strategie“ wird offensichtlich unterschiedlich interpretiert: Während es aus Sicht der Experten um eine Verbindung von Social Media, Kommunikations- und Businesszielen geht, setzt mancher Unternehmensvertreter bereits das Aufsetzen eines Twitter-Accounts mit einer Social-Media-Strategie gleich.

Die Studie zeigt außerdem, dass der Fokus auf die Zielgruppe Mitarbeiter immer stärker wird und das Engagement der eigenen Mitarbeiter als kritischer Erfolgsfaktor gilt: Fast die Hälfte der Unternehmen (47 Prozent) setzt auf eine Einbindung der Mitarbeiter bei der Strategieentwicklung. Des Weiteren ist die Angst vor Kontrollverlust bei der Anwendung von Social Media gesunken. Demnach nehmen heute nur noch 18 Prozent der befragten Unternehmen Social Media in ihrer Kommunikation als Risiko wahr.
Für 54 Prozent der befragten B2C-Unternehmen steht bei der Umsetzung ihrer Social-Media-Strategie die Gewinnung von Reichweite im Mittelpunkt und bei nur zwölf Prozent die Einbindung von Kunden in Fragen der Produktentwicklung. Die Mehrheit der befragten B2B-Unternehmen dagegen (59 Prozent) setzen auf passive Strategien. Sie beobachten das Social Web, um Trends und relevante Probleme zu identifizieren und rücken das Zuhören, Lernen, Verstehen, aber weniger den aktiven Dialog, in den Fokus.

Im Gesamtbild zeigt sich einer Mitteilung von Virtual Identity zufolge, dass Märkte (anders als im „Cluetrain Manifest“ postuliert) heute noch keine Gespräche sind. Dialogorientierte Kommunikation in Social Media gilt als wichtig, doch prägt der Dialog noch nicht die Auseinandersetzung mit den verschiedenen Zielgruppen im Alltag. Social Media sind Symbol eines Kulturwandels in der Kommunikation und lassen sich nicht auf wenige spezifische Themen reduzieren. „Für den Erfolg in Social Media ist es entscheidend, diesen Kulturwandel zu bejahen und anzunehmen“, erläutert Nadja Parpart, Account Director bei Virtual Identity.
*Thomas Cloer ist Redakteur unserer Schwesternzeitschrift Computerwoche.


Mehr Artikel

News

Produktionsplanung 2026: Worauf es ankommt

Resilienz gilt als das neue Patentrezept, um aktuelle und kommende Krisen nicht nur zu meistern, sondern sogar gestärkt daraus hervorzugehen. Doch Investitionen in die Krisenprävention können zu Lasten der Effizienz gehen. Ein Dilemma, das sich in den Griff bekommen lässt. […]

Maximilian Schirmer (rechts) übergibt zu Jahresende die Geschäftsführung von tarife.at an Michael Kreil. (c) tarife.at
News

tarife.at ab 2026 mit neuer Geschäftsführung

Beim österreichischen Vergleichsportal tarife.at kommt es mit Jahresbeginn zu einem planmäßigen Führungswechsel. Michael Kreil übernimmt mit 1. Jänner 2026 die Geschäftsführung. Maximilian Schirmer, der das Unternehmen gegründet hat, scheidet per 14. April 2026 aus der Gesellschaft aus. […]

News

Warum Unternehmen ihren Technologie-Stack und ihre Datenarchitektur überdenken sollten

Seit Jahren sehen sich Unternehmen mit einem grundlegenden Datenproblem konfrontiert: Systeme, die alltägliche Anwendungen ausführen (OLTP), und Analysesysteme, die Erkenntnisse liefern (OLAP). Diese Trennung entstand aufgrund traditioneller Beschränkungen der Infrastruktur, prägte aber auch die Arbeitsweise von Unternehmen.  Sie führte zu doppelt gepflegten Daten, isolierten Teams und langsameren Entscheidungsprozessen. […]

News

Windows 11 im Außendienst: Plattform für stabile Prozesse

Das Betriebssystem Windows 11 bildet im technischen Außendienst die zentrale Arbeitsumgebung für Service, Wartung und Inspektionen. Es verbindet robuste Geräte, klare Abläufe und schnelle Entscheidungswege mit einer einheitlichen Basis für Anwendungen. Sicherheitsfunktionen, Updates und Unternehmensrichtlinien greifen konsistent und schaffen eine vertrauenswürdige Plattform, auf der sowohl Management als auch Nutzer im Feld arbeiten können. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*