Der spanische Autobauer Seat will künftig digitale Services verkaufen. Darum baut CIO Sebastian Grams auf Entwickler. [...]
Drei Jahre wirkte Sebastian Grams als CIO von Seat in Barcelona. Anfang März wird er innerhalb des Volkswagen-Konzerns eine neue Aufgabe übernehmen, und zwar als Mitglied der Geschäftsführung der Audi Sport GmbH mit Sitz in Neckarsulm. Mit seinen Erfahrungen in der Antriebsentwicklung und Digitalisierung im Gepäck wird er dort die Bereiche High-Performance-Modelle und Fahrzeugindividualisierung verantworten.
30 Entwickler sollen ein Prozent vom EBIT erwirtschaften
Auf den Hamburger IT-Strategietagen gab er einen Einblick in die digitale Transformation des spanischen Autobauers. Für 2025 hat Grams für die Software-Entwickler ein ehrgeiziges Ziel gesteckt. Bis dahin sollen 30 Entwickler ein Prozent des EBITs von Seat mit digitalen Services erwirtschaften und die restlichen 15.000 Mitarbeiter 99 Prozent.
„Das ist nicht nur ein Traum“, versicherte Sebastian Grams dem virtuellen Auditorium. Schon im ersten Jahr habe das neue Softwareentwicklungszentrum, das den Namen „Seat Code“ trägt, erste digitale Produkte und Services entwickelt. In Barcelona, genauer gesagt auf der Flaniermeile Las Ramblas, arbeiten derzeit etwa 150 Entwickler aus 15 Nationen. Das Durchschnittsalter beträgt 34 Jahren. Einige von ihnen agieren auch zu 100 Prozent remote, etwa von Kanada aus.
Grams: Kunden sollen Fans werden
Ein Beispiel für ein digitales Produkt ist die Scooter-Plattform, über die Kunden, aber auch Mitarbeiter E- oder Kickscooter buchen und bezahlen können. Um das Kundenerlebnis zu steigern – Grams will Kunden zu Fans machen -, gibt Seat Autokäufern eine Tracking-Nummer an die Hand, über die sie die Produktion des gekauften Autos verfolgen können. Auch andere Produkte sollen auf diese Weise getrackt werden können.
Voraussetzung dafür war, dass Grams viel Entwicklungskompetenz ins Unternehmen zurückgeholt beziehungsweise auch intern aufgebaut hat. Vor drei Jahren hatten nur zehn Prozent der Mitarbeiter ein technisches Profil. Heute sind es 52 Prozent. Vor drei Jahren waren agile Projekte in der IT unbekannt. Heute arbeitet jeder zweite Entwickler agil. Während der Pandemie hat Seat 100 neue Mitarbeiter eingestellt und virtuell eingearbeitet, darauf ist Grams stolz.
Aber auch intern haben die Rückbesinnung auf die Software-Entwicklung und das Ziel, digitale Produkte rund ums Auto zu entwickeln, für neue Perspektiven gesorgt. So schafften fünf Mitarbeiter aus der Produktion den Wechsel ins Entwicklungszentrum Seat Code. Digitale Affinität und erste Programmierkenntnisse brachten sie mit, das restliche Know-how bekamen sie in einem Bootcamp vermittelt, das auch remote stattfand.
*Alexandra Mesmer: Karriere und Management in der IT ist ihr Leib- und Magenthema – und das seit über 20 Jahren. Langweilig? Nein, sie entdeckt immer neue Facetten in der IT-Arbeitswelt und im eigenen Job. Sie recherchiert, schreibt, redigiert, moderiert, plant und organisiert.
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