Software-Trick: Selfies im Stil von Starfotografen

Forscher des MIT haben einen Weg gefunden, einfachen Handy-Fotos den Look und Stil von Starfotografen zu verleihen. [...]

Smartphone-Selfies liegen zwar voll im Trend, sehen aber oft nicht wirklich toll aus. Ein Team rund um den Informatik-Doktoranden YiChang Shih vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) verspricht dafür nun Abhilfe. Denn es hat einen Algorithmus entwickelt, der einfachen Handy-Fotos den markanten Stil von Starfotografen wie Richardard Avedon, Diane Arbus oder Martin Schoeller verpasst. Dank dieser „Stilübertragung“ braucht es kein Profi-Fotostudio mehr, um den Eindruck spektakulärer Beleuchtung zu erwecken. Zwar befindet sich die Lösung bisher noch im Forschungsstadium, doch Software für die breite Masse ist in Arbeit.

Erst die spezielle Beleuchtung verleiht den Bildern berühmter Portraitfotografen ihr markantes Aussehen. Der Deutsche Martin Schoeller beispielsweise nutzt für seine sehr detailreichen Nahaufnahmen weiches Neonlicht statt klassischem Blitzlicht. Eine Smartphone-Kamera jedoch gibt solche Profi-Tricks kaum her. Doch die Nachbearbeitung mit dem neuen Algorithmus verspricht spektakuläre Ergebnisse. „Man kann ein Foto mit sehr kontrastloser Beleuchtung hernehmen, professionelle Portrait-Beleuchtung herausholen und dabei auch die Spitzlichter verändern“, beschreibt Robert Bailey von der Adobe Disruptive Innovation Group.

Möglich macht die nachträgliche Beleuchtungs-Magie die sogenannte Stilübertragung. Im Prinzip sind das Nachbearbeitungs-Algorithmen, wie sie beispielsweise auch Instagram für Effektfilter nutzt. Doch verändern existierende Methoden ein Bild in seiner Gesamtheit, beispielsweise durch Kontrastverstärkung. Das ist gerade für Portraits nicht optimal. „Unsere Augen sind so empfindlich bei Gesichtern. Wir ertragen einfach keine kleinen Fehler“, so MIT-Doktorand Shih. Daher hat er mit Kollegen am MIT, bei Adobe und an der University of Virginia den Ansatz verfeinert. Die Bildbearbeitung erfolgt nun häppchenweise.

Dazu sucht eine handelsübliche Gesichtserkennung nach einem Portrait mit dem gewünschten Stil, das ähnliche Charakteristiken mit dem zu bearbeitenden Foto hat. „Wir finden dann enge Übereinstimmungen – wie Augen zu Augen, Bart zu Bart und Haut zu Haut“, beschreibt Shih. Das ermöglicht es, Stilelemente lokal und somit exakter passend zu übertragen. Dabei berücksichtigt der Ansatz auch unterschiedliche Größenstrukturen, von Details wie Poren und Haaren bis hin zur Nase oder der Gesamtbelichtung. Denn ohne einen vorsichtigen Abgleich würden die resultierenden Bilder irgendwie unnatürlich wirken.

Das Team wird genauere Details zu seiner Arbeit zwar erst im Sommer auf der Computergrafik-Konferenz SIGGRAPHH präsentieren. „Wir befassen uns damit, eine Consumer-Anwendung zu schaffen, die diese Technologie nutzt“, sagt aber Adobe-Mitarbeiter Bailey. Damit hätten dann wirklich Endanwender die Chance, beispielsweise Smartphone-Selfies in neuem, professionell anmutendem Licht erscheinen zu lassen.

Allerdings gibt es noch Detailherausforderungen. So kämpfen die Forscher damit, dass es zu Verfälschung der Augenfarbe kommen kann. Doch ortet das Team auch bei Videos großes Potenzial. Hier bietet der neue Ansatz den Vorteil, dass er bei Lichtblitzen in Einzelbildern nicht so leicht überkompensiert wie bisherige Stilübertragungs-Methoden. Das ist beispielsweise nützlich, wenn ein Brillenträger den Kopf dreht und es dadurch in einem Frame plötzlich zu einer Lichtspiegelung kommt. (pte)


Mehr Artikel

Die Teilnehmer des Roundtables (v.l.n.r.): Roswitha Bachbauer (CANCOM Austria), Thomas Boll (Boll Engineering AG), Manfred Weiss (ITWelt.at) und Udo Schneider (Trend Micro). (c) timeline/Rudi Handl
News

Security in der NIS2-Ära

NIS2 ist mehr ein organisatorisches Thema als ein technisches. Und: Von der Richtlinie sind via Lieferketten wesentlich mehr Unternehmen betroffen als ursprünglich geplant, womit das Sicherheitsniveau auf breiter Basis gehoben wird. Beim ITWelt.at Roundtable diskutierten drei IT-Experten und -Expertinnen über die Herausforderungen und Chancen von NIS2. […]

Christoph Mutz, Senior Product Marketing Manager, AME, Western Digital (c) AME Western Digital
Interview

Speicherlösungen für Autos von morgen

Autos sind fahrende Computer. Sie werden immer intelligenter und generieren dabei jede Menge Daten. Damit gewinnen auch hochwertige Speicherlösungen im Fahrzeug an Bedeutung. Christoph Mutz von Western Digital verrät im Interview, welche Speicherherausforderungen auf Autohersteller und -zulieferer zukommen. […]

Andreas Schoder ist Leiter Cloud & Managend Services bei next layer, Alexandros Osyos ist Senior Produkt Manager bei next layer. (c) next layer
Interview

Fokus auf österreichische Kunden

Der österreichische Backup-Experte next layer bietet umfassendes Cloud-Backup in seinen Wiener Rechenzentren. Im Interview mit ITWelt.at erläutern Andreas Schoder, Leiter Cloud & Managed Services, und Alexandros Osyos, Senior Produkt Manager, worauf Unternehmen beim Backup achten müssen und welche Produkte und Dienstleistungen next layer bietet. […]

Miro Mitrovic ist Area Vice President für die DACH-Region bei Proofpoint.(c) Proofpoint
Kommentar

Die Achillesferse der Cybersicherheit

Eine immer größere Abhängigkeit von Cloud-Technologien, eine massenhaft mobil arbeitende Belegschaft und große Mengen von Cyberangreifern mit KI-Technologien haben im abgelaufenen Jahr einen wahrhaften Sturm aufziehen lassen, dem sich CISOS ausgesetzt sehen. Eine große Schwachstelle ist dabei der Mensch, meint Miro Mitrovic, Area Vice President DACH bei Proofpoint. […]

Alexander Graf ist Geschäftsführer der Antares-NetlogiX Netzwerkberatung GmbH. (c) Antares-NetlogiX Netzwerkberatung GmbH
Interview

Absicherung kritischer Infrastrukturen

NIS2 steht vor der Tür – höchste Zeit, entsprechende Maßnahmen auch im Bereich der Operational Technology (OT) zu ergreifen. »Wenn man OT SIEM richtig nutzt, sichert es kritische Infrastrukturen verlässlich ab«, sagt Alexander Graf, Experte für OT-Security (COSP) und Geschäftsführer der Antares-NetlogiX Netzwerkberatung GmbH, im ITWelt.at-Interview. […]

Brian Wrozek, Principal Analyst bei Forrester (c) Forrester
Interview

Cybersicherheit in der Ära von KI und Cloud

Die Bedrohungslandschaft im Bereich der Cybersicherheit hat sich zu einer unbeständigen Mischung von Bedrohungen entwickelt, die durch zunehmende Unsicherheit und steigende Komplexität bedingt ist. Zu diesem Schluss kommt der Report »Top Cyber-security Threats In 2024« von Forrester. ITWelt.at hat dazu mit Studienautor Brian Wrozek ein Interview geführt. […]

In Österreich gibt es die freie Wahl des Endgeräts. Oder doch nicht? (c) Pexels
News

RTR erklärt Wahlfreiheit zum Nischenthema

Bei der Frage, ob Endkunden oder die Provider darüber entscheiden sollten, welches Endgerät sie an ihrem Breitbandanschluss nutzen können, stellt sich die RTR klar auf eine Seite. Laut RTR existiert bereits Wahlfreiheit. Dennoch will die Regulierungsbehörde aktiv werden, wenn sich noch mehr Kunden über das Fehlen der Wahlfreiheit bei ihr beschweren. Logik geht anders. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*