Das «Basismodell» der Vollformat-Sonys hat ein Upgrade bekommen, Muss aber dafür wahrscheinlich die Bezeichunng «Basis» abgeben. [...]
Die Alpha 7 war ursprünglich ein vergleichsweise bezahlbares Einsteigermodell, das von teureren Spezialisten ergänzt wurde. Diese Zeiten sind wohl eher vorbei. Die Alpha 7 IV kostet zum Launch rund 500 Euro mehr als noch die Alpha 7 III, bietet dafür aber auch ein besseres, abgerundetes Erlebnis an. Viele Neuerungen sind vor allem der besseren Rechenleistung zu verdanken, die unter anderem einen besseren Autofokus und neue Dateiformate ermöglicht.
Bedienung
Wer die Alpha-Reihe schon kennt, kommt mit der Alpha 7 IV sicher gut zurecht. Das sagen wir bei Sony schon seit Längerem, meistens mit dem Zusatz: Für neue Nutzer ist das System etwas schwierig. Die Alpha 7 IV bessert hier stellenweise nach. Allem voran bei der Bedienung des Menüs. Hier können Sie neu die Einstellungs-Kategorien per Touch wechseln, ähnlich wie bei Browser-Tabs, einfach seitlich. Das macht die Bedienung und die Übersicht der Menüführung deutlich einfacher. Die Logik, nach der Einstellungen in den Menüs verstaut sind, ist weiterhin die gewohnte Sony-Logik. Das heißt: Logisch für geübte Sony-Nutzer, etwas merkwürdig für den Rest der Welt.
Haptisch gesehen hat sich nicht allzu viel verändert. Der Griff der Alpha 7 IV ist etwas dicker geworden und neu gibt es ein feststellbares Rad für die Belichtungskorrektur, das sonst auch anderweitig belegt werden kann. Ansonsten bleibt das meiste etwa gleich wie beim Vorgängermodell. Das reicht im Prinzip auch aus. Zwar war die Alpha-Reihe nie wirklich bekannt für ihre überragende Ergonomie, aber viele bestehende Sony-Nutzer haben durchaus Gefallen daran gefunden. Wie bei Sony üblich können auch hier viele der Buttons frei belegt werden.
So können Sie beispielsweise auch einige der ungewöhnlichen Voreinstellungen mehr Ihrem Geschmack anpassen. Wie man es bei einer Kamera dieser Preisklasse erwarten kann, sind alle Buttons und Räder solide verarbeitet und angenehm zu bedienen.
Ausstattung
Die größte Verbesserung der Alpha 7 IV ist der Autofokus. Mit der vierten Iteration ist die Alpha 7 endlich auch im modernen Zeitalter des smarten Tracking angelangt und kann Menschen sowie Tiere mit seinem Augentracker verfolgen. In der Praxis tippen Sie dazu einfach auf das Display und die Kamera heftet sich an das angetippte Subjekt. Erkennt die Kamera dabei ein Auge, verwendet sie diese Information dazu, das Auge spezifisch anzupeilen. In der Praxis funktioniert das erstaunlich zuverlässig und erleichtert das Fotografieren beweglicher Subjekte enorm. Der Tracker kann sich auch an ein Subjekt heften, auch wenn sich dieses dreht oder wegbewegt, ohne dabei von einem anderen Gesicht im Ausschnitt abgelenkt zu werden. Bisher bieten nur Canon und Sony ein derart smartes und auch zuverlässiges System an.
Auch bei der kabellosen Verbindung hat Sony aufgerüstet. Neu kann die Kamera permanent mit dem Smartphone verbunden werden. Dafür sorgt eine Bluetooth-LE-Verbindung, welche die Verbindung aufrechterhält und bei Bedarf aktiviert.
Physische Anschlüsse sind natürlich auch noch vorhanden. Neben dem Hotshoe gibt es auf der linken Seite gleich vier Klappen mit insgesamt fünf Steckplätzen dahinter. Eine Klappe teilen sich die beiden USB-Steckplätze (einmal B micro und einmal C), mit denen die Kamera mit verschiedenen Geräten verbunden wird. Dazu kommen ein Mikrofon-Eingang, ein Kopfhörer-Ausgang und ein HDMI-Steckplatz in voller Größe. Jeder dieser drei Steckplätze hat eine eigene Klappe, wodurch Sie ungebrauchte Anschlüsse nicht unnötig exponieren müssen.
Wie bei den meisten größeren DSLMs platziert Sony bei der Alpha 7 IV die zwei Kartenslots seitlich und nicht etwa im Batteriefach. Der erste Slot nimmt entweder die neuen, schnellen und teuren CFe-Karten auf oder eine handelsübliche SD-Karte (möglichst schnell). Der zweite Slot akzeptiert nur SD-Karten. In der Praxis ergibt eine CFe-Karte für die Alpha 7 IV Sinn, da nur damit wirklich alle Funktionen komplett ausgereizt werden können. Eine einzelne SD-Karte können wir nicht empfehlen, da dann die Schreibzeiten sehr schnell sehr lang werden.
Der Akku ist Sony-typisch Spitzenklasse. Mit einem CIPA-Rating von 580 Bildern ist sie nicht ganz an der Spitze, aber deutlich höher als die direkte Konkurrenz. Da die CIPA-Ratings zudem ausgesprochen streng sind, kann man mit der Alpha 7 IV also gut mit 1000 Bildern pro Akkuladung rechnen. Das ist mehr als genug für den durchschnittlichen Tagesausflug.
Sensor und Bildqualität
Für die Alpha 7 IV hat Sony erstmals seit längerer Zeit einen komplett neuen Sensor entwickelt. Auf den ersten Blick springt dabei direkt die höhere Auflösung ins Auge. Der neue Sensor löst nämlich mit 33 Mpx auf statt der bisher bei Sony üblichen 24 Mpx. Somit hat Sony auch einen kleinen Vorteil gegenüber Panasonic und Nikon, die bisher noch auf die 24-Mpx-Sensoren setzen. In der Praxis sind die zusätzlichen Pixel nett, aber kein gigantischer Gamechanger. Leicht mehr Details in den Bildern ist die logische Folge des größeren Sensors und darüber kann sich wirklich niemand beschweren.
Ein üblicher Nachteil von mehr Megapixeln ist eine langsamere Performance, da größere Dateien geschrieben werden. Sony lenkt dem mit zwei Methoden entgegen. Zunächst bietet die Alpha 7 IV ein neues, komprimiertes RAW-Format an. Mit diesem kann die Alpha 7 IV weiterhin zehn Bilder pro Sekunde liefern. Allerdings wirklich nur in diesem Format. Bei regulären RAW-Aufnahmen sinkt das Tempo auf sechs Bilder pro Sekunde. Dabei ist wichtig zu bemerken, dass diese Werte nur mit den schnellen CF-Express-Karten wirklich nützlich sind.
Zwar bietet die Alpha 7 IV einen SD-Slot für die zweite Karte an und kann den ersten Slot für CFe und SD verwenden, allerdings ist der Buffer der Kamera bei SD-Karten sehr schnell voll. Dabei hilft auch das neue High-Efficiency-Format nicht. Mit diesem schießt die Kamera komprimierte 10-Bit-Bilder im HEIF-Format als Ersatz für JPGs. Wer noch mit älteren SD-Karten unterwegs ist, sollte dafür allerdings upgraden.
Doch zurück zum Wesentlichen: Die Bildqualität der Alpha 7 IV ist ausgezeichnet, wie man das von einer Kamera dieser Preisklasse erwarten kann. Wir haben die Kamera mit dem hochwertigen 16–35-mm-f/2.8-Objektiv getestet und wurden überzeugt. Die Details des neuen 33-Mpx-Sensors sind in der Tat eine Verbesserung und auch bei schwachem Licht liefert die Kamera beste Arbeit ab. Wie bei Sony üblich, sind die Bilder nicht wirklich charakterstark, wie das beispielsweise bei Canon oder Fujifilm der Fall ist, dafür aber technisch einwandfrei und ohne nennenswerte Färbungen, sowohl wörtlich bei den Farben als auch metaphorisch beim Kontrast oder beim Rendern komplexer Muster. Mehr von Odin, Loki und Shadow gibt es auf Instagram.
In Sachen Video hat sich die Alpha 7 IV vom Vorgängermodell her klar verbessert. Neu gibt es Log-Unterstützung für die Nachbearbeitung, 10-Bit-Aufnahmen und 30p ohne Zuschnitt. 4K/60p ist neu verfügbar, aber weiterhin mit Zuschnitt auf APS-C. Der Videomodus profitiert auch von diversen Verbesserungen beim Autofokus und kann unter anderem den Augentracker verwenden. Die Tracking-Funktion kann Menschen und Tiere zuverlässig erkennen und mit dem Autofokus verfolgen.
Objektive und System
Getestet haben wir die Sony Alpha 7 IV mit dem Weitwinkel-Zoom 16–35 mm f/2.8. Dieses exzellente Objektiv ist ideal für Landschaftsfotografen, die ein wenig mehr Flexibilität möchten. Qualitativ kommt man hier etwa so nahe an eine Festbrennweite ran, wie das mit einem Zoom-Objektiv nur möglich ist. Dafür hält sich aber auch der Zoom-Vorteil in Grenzen. Von 16 auf 35 mm ist nicht gerade eine große Reichweite. Allerdings deckt sie auch die zwei beliebten Brennweiten 35 mm und 24 mm ab und kann dazu noch weiter in den Weitwinkelbereich hinein. Interessant ist die Linse damit auch für Architektur-Innenbilder und Städte.
Mit einem Straßenpreis von etwa 2000 Euro und einem Gewicht von doch ordentlichen 680 Gramm muss man sich aber gut überlegen, ob sich der Vorteil in Sachen Flexibilität lohnt im Vergleich zu einem Set an Festbrennweiten. Was feststeht: Wer sich das Objektiv leistet, erhält ein spitzenmäßig verarbeites Stück Kamera mit angenehmer Bedienung, keinerlei Spiel und einem auffällig bequemen Fokusring.
Beim System muss sich Sony nicht verstecken. Als Pionier der spiegellosen Systemkameras ist Sony schon seit Jahren mit einem starken Arsenal an Objektiven und Zubehör am Start. Das gilt natürlich auch für die Alpha 7 IV, die von dem breiten Angebot ebenso profitieren kann.
Fazit
Sony hat mit der Alpha 7 IV ausgezeichnete Arbeit abgeliefert. Vielleicht sogar ein wenig zu gut. Die Alpha 7 IV ist zwar besser, aber auch teurer als ihre Vorgängermodelle. In der Preiserhöhung drin sind einige Features, die der gehobene Amateur nicht unbedingt braucht. Für den Profi waren hingegen mehr die Spezialisten der Alpha-Reihe spannend, da diese bestimmte Gebiete in den Fokus rückten.
Diese kann die Alpha 7 IV in deren Fachgebiet nicht wirklich angreifen, obwohl sie fast genauso viel kostet. So wird die Alpha 7 IV zu einem Profi-Allrounder, leicht günstiger als die Spezialisten. Das könnte für Sony etwas schwer zu verkaufen sein, besonders in weniger wohlhabenden Ländern als der Schweiz. Body only kostet die Alpha 7 IV zum Verkaufsstart etwa 3000 Euro, ein Kit mit 28–70 mm f/3.5–5.6 geht für rund 3250 Euro über den Ladentisch. Eine Kombo mit dem von uns getesteten Objektiv kostet etwa 5000 Euro.
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