Laut Unternehmenssprecherin Christina Schobesberger werden an den Standorten Anif und Thalgau 120 Mitarbeiter beim Frühwarnsystem des AMS Salzburg angemeldet. Zudem sollen die Verträge von 35 Leiharbeitern nicht mehr verlängert werden. [...]
Die Veränderungen im physischen Markt würden eine Bündelung der Ressourcen erfordern, hieß es. „Diese Bündelung sieht vor, dass die CD-Produktion bis April 2013 von Anif nach Thalgau verlagert und somit die Herstellung aller optischen Speichermedien (CD, DVD und Blu-ray Disc) in Österreich an einem Standort zusammengeführt wird. Sony DADC in Anif bleibt Standort für BioSciences, digitale Dienste, IT, Entwicklung und Headquarter, während Thalgau zum zentralen europäischen Produktionsstandort wird“, teilte Sony mit. Die Produktion beschreibbarer Speichermedien (CD-R und DVD-R) wird in Anif eingestellt.
Bereits Anfang des Jahres haben 158 Beschäftige bei Sony in Salzburg ihren Job verloren. Sony DADC Austria hatte 76 Mitarbeiter zur Kündigung angemeldet. 82 Leiharbeiter wurden nicht weiter beschäftigt und an ihre Überlasserfirmen zurückgeschickt. Gleichzeitig schnürte das Unternehmen mit Betriebsrat und Gewerkschaft ein Sozialpaket im Ausmaß von mehr als zwei Millionen Euro.
Nach der ersten Kündigungswelle waren in diesem Jahr noch rund 1.300 Mitarbeiter an den Standorten Anif und Thalgau beschäftigt. Nach den erneuten Kündigungen und Vertragsauflösungen werden inklusive sonstiger Abgänge weiterhin 1.080 Personen bei Sony in Salzburg beschäftigt sein, hieß es aus dem Unternehmen. Die Kündigungen seien erfolgt, um auch in Zukunft international wettbewerbsfähig zu sein.
„Auf den fortlaufenden Marktrückgang bei den physischen Medien haben wir im Jänner 2012 mit einer Straffung unseres Produktionsprogramms geantwortet. In den vergangenen Monaten ist die Konjunktur in Europa eingebrochen und gleichzeitig hat sich die Entwicklung von physisch hin zu digital beschleunigt. Wir müssen uns dieser neuen Realität stellen, um weiterhin im internationalen Wettbewerb erfolgreich zu sein“, erklärte Dieter Daum, President und CEO von Sony DADC, warum erneut Mitarbeiter gekündigt werden. „Dieser Schritt fällt allen Beteiligten sehr schwer, vor allem jenen Mitarbeitern, die in den vergangenen 25 Jahren unseren Erfolg mitbestimmt haben und das Unternehmen nun verlassen müssen.
Im stark steigenden digitalen Bereich gewinne Sony DADC Marktanteile, teilte das Unternehmen mit. Aktuell berichte der Sony DADC Geschäftsbereich New Media Solutions (Digitale Dienstleistungen) von einem deutlichen Umsatzplus im Vergleich zum Vorjahr. Bei der digitalen Auslieferung von Musik sei Sony DADC heute schon Weltmarktführer. Im physischen Bereich arbeite Sony DADC ebenfalls an einer neuen Initiative.
„Unsere Kunden müssen ihre Kostenstruktur anpassen“, erklärte Daum. „Für uns eine Chance, bisher von unseren Kunden selbst durchgeführte Prozesse zu übernehmen, wie etwa Supply-Chain-Planung und -Management.“ In Hinblick auf diese Initiativen habe Sony DADC im September 2012 ein neues Logistikzentrum in Enfield, Großraum London und einen neuen Standort für digitale Dienstleistungen im Herzen von London in Betrieb genommen.
Die Gewerkschaft der Gemeindebediensteten – Kunst, Medien, Sport, freie Berufe (GdG-KMSfB) zeigte sich optimistisch, dass mit dem Sozialplan finanzielle Härten in Salzburg überbrückt werden. „Leider wurden auch heuer wieder zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Firma Sony kurz vor Weihnachten von ihrer bevorstehenden Kündigung informiert. Zwar lassen sich die betriebsbedingten Kündigungen beziehungsweise Auflösungen nicht verhindern, wir versprechen den Betroffenen jedoch, dass die GdG-KMSfB gemeinsam mit dem Betriebsratsvorsitzenden Fritz Wodnar und der Arbeiterkammer Salzburg umgehend Sozialplanverhandlungen aufnehmen wird“, sagte GdG-KMSfB-Vorsitzender Johann Auer.
Die neuerliche Kündigungswelle bei Sony in Salzburg kam für Landeshauptfrau Gabi Burgstaller (S) überraschend. Sony habe noch im Sommer dieses Jahres davon gesprochen, dass der weltweite Sanierungskurs des Konzerns keine weiteren Auswirkungen auf die beiden Salzburger Standorte haben werde, erklärte die Arbeitsmarktreferentin. Sie sprach in einer ersten Reaktion von einer „sehr bedauerlichen Entwicklung vor allem für die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber auch für den Wirtschaftsstandort Salzburg.“ Das Land werde die Betroffenen bei Bedarf im Rahmen von Arbeitsstiftungen bei der beruflichen Um- oder Neuorientierung unterstützen, sagte die Landeshauptfrau.
Burgstaller begrüßte die Ankündigung von Sony, dass das umfangreiche Paket an Absicherungsmaßnahmen, das im Jänner 2012 von Konzernleitung und Betriebsrat beschlossen wurde, auch jetzt angewendet werden soll. Der Ausbildungsgrad vieler von der Kündigung betroffener Sony-Mitarbeiter sei sehr hoch, daher sollten sie angesichts des vielfach kolportierten Facharbeitermangels gute Chancen auf eine Beschäftigung in anderen Salzburger Unternehmen haben, meinte Burgstaller.
Im April hatte der japanische Elektronikkonzern Sony den Abbau von rund 10.000 Mitarbeitern angekündigt. Damals hatte es geheißen, dass der Personalabbau keine Auswirkungen auf die beiden Standorte von Sony DADC Austria in Anif und Thalgau im Bundesland Salzburg habe.
Sony DADC in Europa erwirtschaftete im vergangenen Finanzjahr 2010/11 einen Gesamtumsatz von 550 Mio. Euro. Sony DADC ist in 19 Ländern weltweit mit Standorten vertreten. Produktionsstandorte befinden sich in Anif und Thalgau (Salzburg), Pilsen (Tschechien), Southwater (Großbritannien) und nahe Moskau (Russland).
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