Das kanadische Start-up Receptiviti hat eine Software entwickelt, die E-Mails per Sprachanalyse nach Anzeichen von Cyber-Mobbing durchsucht. Auf diese Weise sollen Konflikte vor allem am Arbeitsplatz früh erkannt werden. [...]
Die Sprachanalyse von Receptiviti konzentriert sich auf bestimmte Schlüsselwörter. Dazu gehören vor allem Pronomen und Präpositionen, mit denen Menschen unbewusst Emotionen ausdrücken und viel über den Verfasser aussagen. So würden introvertierte, gestresste oder auch depressive Menschen in E-Mails oft Pronomen in der ersten Person wie „ich“ oder „mich“ verwenden. Bei Anzeichen für negative Tendenzen warnt das System den Arbeitgeber.
„Wenn dieses Start-up auch den europäischen Markt erschließen will, muss es sich an die DSGVO halten. Diese verbietet die Verarbeitung personenbezogener Daten, was auch das Schreibverhalten in E-Mails einschließen kann. Am Arbeitsplatz gibt es aber Ausnahmen, wenn die Verarbeitung der Daten das Arbeitsverhältnis schützt, zum Beispiel wenn sie Krankheiten durch Cyber-Mobbing verhindert“, erklärt Datenschutzexperte Alexander Dobert.
Trends in der Arbeitskultur
„Es gibt durchaus Gefahren bei solcher Software„, so Robert weiter. „Ein Fehler der Künstlichen Intelligenz könnte zu einer ungerechtfertigten Kündigung führen. Deshalb muss der Arbeitgeber erst eine sogenannte Datenschutzfolgenabschätzung durchführen. Dabei wird abgewogen, was die Risiken für alle Mitarbeiter und deren Daten sind. Wenn die Wichtigkeit und die getroffenen Schutzmaßnahmen der Datenverarbeitung die Risiken überwiegen, ist die Verwendung der Software möglich und gerechtfertigt.“
Laut Receptiviti-CEO Jonathan Kreindler soll die Software nicht das Verhalten von einzelnen Individuen anprangern, sondern Trends in der Arbeitskultur feststellen. Die Software könne auch positive Entwicklungen in einzelnen Bereichen erkennen, die eine Vorbildwirkung für das ganze Unternehmen haben können. Receptiviti hat bereits Partnerschaften mit zwölf Firmen in Kanada, den USA und Großbritannien geschlossen.
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