SSL-Sessions vor nachträglicher Entschlüsselung schützen

Mit dem Schlüsselaustausch nach dem Verfahren Perfect Forward Secrecy können SSL-Verbindungen so gesichert werden, dass aufgezeichnete Sitzungen auch nachträglich nicht entschlüsselt werden können. PFS müsste nur großflächiger zum Einsatz kommen. [...]

Die Meldungen über neue Details der Schnüffelei des US-Geheimdienstes NSA und anderer Behörden reißen nicht ab. Kürzlich berichtet das Online-Magazin cnet, die NSA habe die Hauptschlüssel (Master Keys) für SSL-verschlüsselte Web-Verbindungen (https://) von mehreren Online-Diensten angefordert. Damit wäre es möglich bereits aufgezeichnete, verschlüsselte Sitzungen im Nachhinein zu entschlüsseln. Vermeintlich sichere SSL-Verbindungen können somit kaum noch als vertrauenswürdig gelten. Doch es gibt Abhilfe.
Die SSL/TLS-Spezifikation sieht mehrere Verfahren zum Schlüsselaustausch zu Beginn einer SSL-Sitzung vor, die unter dem Begriff Perfect Forward Secrecy (PFS) bekannt sind. Hierbei tauschen die Verbindungspartner (Browser und Web-Server) eine Reihe von Nachrichten aus, aus denen sie einen temporären Sitzungsschlüssel ermitteln. Dieser Schlüssel wird nie über die Leitung übertragen und nirgendwo gespeichert. Nach Ende der Sitzung wird der Schlüssel vernichtet. Eine nachträgliche Entschlüsselung einer aufgezeichneten SSL-Sitzung ist auch mit dem Master Key des Server-Betreibers nicht möglich.

Das mathematische Verfahren ist unter dem Namen Diffie-Hellman bekannt. Ob das Verfahren benutzt wird, lässt sich in den Eigenschaften einer SSL-Verbindung an Angaben erkennen, die das Schlüsselaustauschverfahren mit vorangestelltem „DHE_“ oder „ECDHE_“ bezeichnen, zum Beispiel „ECDHE_RSA“. Doch leider benutzt kaum einer der populären Web-Dienste ein solches Verfahren. Google gehört bislang zu den Ausnahmen. Auch ein paar deutsche Mail-Anbieter wie GMX oder Web.de unterstützen PFS.

Der Grund für die Zurückhaltung der meisten Anbieter liegt nicht etwa in der heimlichen Einflussnahme der NSA, sondern in der etwas höheren Belastung der Server durch den aufwendigeren Schlüsselaustausch. Der Verbindungsaufbau dauert zudem deutlich länger. Doch angesichts der nahezu allumfassenden Schnüffelei der Geheimdienste sollten auch normale Internet-Nutzer und nicht zuletzt Unternehmen ihre Dienstanbieter zur standardmäßigen Nutzung eines sicheren Schlüsselaustauschverfahrens drängen.
*Frank Ziemann ist Redakteur der PC-Welt


Mehr Artikel

Das Grazer Tietoevry Team von l.n.r.: Patrick Monschein (Solution Consultant), Martin Strobl (Director, Public Austria), Alexander Jeitler (Solution Consultant), Josef Schmid (Solution Consultant), Daniel Wonisch (Solution Consultant), Martin Bauer (Solution Consultant) & Kristina Hristova (HR Business Partner) (c) Tietoevry
News

Tietoevry eröffnet neues Büro in Graz

Der nordeuropäische IT-Dienstleister Tietoevry hat letzte Woche sein Büro im Salix Campus unweit des Stadtentwicklungsgebiets „Smart City“ in Graz eröffnet. Mit diesem Schritt will das Unternehmen seine Expertise in Software engineering und digitaler Innovation tiefer in die Technologieszene der Steiermark einbringen. […]

News

E-Government Benchmark Report 2024: Nutzerzentrierung bleibt der Schlüssel für Behördendienste in der EU

Grenzüberschreitende Nutzer stoßen immer noch auf zahlreiche Hindernisse, wenn sie E-Government-Dienste in Anspruch nehmen möchten. Behörden sollten daher an der Verbesserung der technologischen Infrastruktur arbeiten. Interoperabilität ist der Schlüssel zur Verbesserung dieser Dienste. Architektonische Bausteine wie die eID und eSignatur können leicht in die Behördenwebseiten integriert werden, sodass die Dienste in ganz Europa einheitlicher und unabhängig von Land und Dienstanbieter sind. […]

News

6 Voraussetzungen für den Einsatz von KI in der Produktion

Dank künstlicher Intelligenz können Industrieunternehmen effizienter und kostengünstiger produzieren, die Produktionsqualität erhöhen und Produktionsstörungen vermeiden. Um das volle Potenzial von KI auszuschöpfen, benötigen sie dafür geeignete IT-Infrastrukturen. Dell Technologies erklärt, was diese bieten müssen. […]

News

Hyperconverged Infrastructure: Wettbewerber positionieren Alternativen zu VMware

Kunden mit VMware-basierten HCI-Systemen im produktiven Einsatz haben im Grunde drei Möglichkeiten: Sie können in den sauren Apfel beißen, bei VMware bleiben und weiterhin die neuen höheren Preise zahlen, sie können zu einer anderen Appliance eines HCI-Anbieters mit einem integrierten Stack wechseln oder sie können zu einer alternativen Software-definierten Lösung wechseln. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*