Das Wissen darüber, dass die Aktivitäten im Web von der Regierung aufgezeichnet werden, hindert manche User daran, ihre Meinung zu sagen. [...]
Das hat Kommunikationsforscherin Elizabeth Stoycheff von der Wayne State University herausgefunden. „Es ist die erste Studie, die einen empirischen Beleg dafür liefert, dass die Online-Überwachungsprogramme der Regierung das Äußern von Minderheitsmeinungen bedroht und dazu führt, dass die Mehrheitsmeinung gestärkt wird“, warnt Stoycheff.
In einer Online-Befragung wurden die Studienteilnehmer in verschieden starkem Ausmaß darüber informiert, dass der amerikanische Staat seine Bürger überwacht. Danach sollten sie entscheiden, ob sie auf einen fiktiven Facebook-Post öffentlich reagieren würden, in dem es darum ging, dass die USA ihre Luftangriffe gegen den IS (Islamischer Staat) fortführen werden.
Die Studienautorin fand heraus, dass besonders jene Personen, die staatliche Überwachung unterstützen, konformistisch reagierten. Wenn diese „wahrnehmen, dass sie überwacht werden, passen sie ihr Verhalten ganz einfach an – sie sagen ihre Meinung, wenn sie der Mehrheitsmeinung entspricht und unterdrücken diese, wenn das nicht so ist“, heißt es in der Studie. Die „Angst durch eine Isolation von den Autoritäten oder der Regierung“ hat bisher unbekannte Effekte auf den öffentlichen Diskurs.
„Was diese Studie zeigt, ist, dass die verletzlichsten Stimmen in der Bevölkerung darauf verzichten, ihre Meinungen online zu teilen, wenn sie glauben, überwacht zu werden“, erklärt Stoycheff. Während im Netz eigentlich die politische Meinungsbildung gefördert werden sollte, wird so das Gegenteil der Fall – die Mehrheitsmeinung setzt sich durch das Wissen über die Überwachung und ihre gleichzeitige Befürwortung durch. (pte)
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