Staatssekretär Tursky macht auf das unterschätzte Potential von inklusiven IT-Fachkräften aufmerksam

Immer noch fehlen laut Wirtschaftskammer Österreich bundesweit 24.000 IT-Fachkräfte. Die Talente Pools, aus denen bisher rekrutiert wurde, sind an ihre Grenzen gelangt. Deswegen sind Unternehmen gefordert umzudenken, wie sie ihr Recruiting ausweiten können. [...]

Foto: Staatssekretär für Digitalisierung Florian Tursky bei seiner Keynote © Günther Peroutka

Beim 43. Unternehmensdialog „Innovationsmotor: Beschäftigung von Fachkräften mit besonderen Stärken“ zeigte der Staatssekretär für Digitalisierung, Florian Tursky, eine Lösung auf: die Einbeziehung inklusiver Arbeitskräfte – einem immens unterschätzten Arbeitskräftepotenzial von rund 1,3 Millionen Österreicher*innen.

Der Bildungsanbieter ETC startet mit der INCLUSIVE IT ACADEMY eine kostenlose Ausbildung für inklusive IT-Fachkräfte. 4 Ausbildungsplätze sind noch zu vergeben.

15 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher leben mit einer Behinderung – das sind mehr als 1,3 Millionen Menschen. In Europa sind es 80 Millionen und weltweit mehr als eine Milliarde Menschen. Viele davon verfügen über Talente, die Menschen ohne Behinderung nicht mitbringen.

Dass jeder Blinde auf seiner Braille Zeile am Keyboard wesentlich schneller in Excel ist, als jeder Sehende, wissen etwa wenige. Oft entwickeln Menschen mit Behinderungen gerade wegen ihrer Einschränkung ganz besondere Fähigkeiten. So lassen sich gehörlose Menschen durch Geräusche oder Lärm kaum aus der Ruhe bringen und können daher auch in einem hektischen Umfeld konzentriert arbeiten.

Menschen im Autismus-Spektrum hingegen haben eine besonders strukturierte Arbeitsweise, eine hohe Toleranz für Routinetätigkeiten und ein exzellentes analytisches Denkvermögen.

von links nach rechts: Gruppenbild mit Zero Project Gründer Martin Essel, Staatssektretär Florian Tursky, ETC-Geschäftsführer Christoph Becker (© Günther Peroutka)

Besondere Talente erkennen und einsetzen

Eine Behinderung ist lediglich ein Merkmal von vielen, die einen Menschen ausmachen. Sie bedeutet nicht automatisch eine Einschränkung der Leistungsfähigkeit. Erst langsam beginnt man, dieses enorme Arbeitskräftepotenzial zu nutzen.

„Die Digitalisierung ist der größte Wandel der Gesellschaft seit der Globalisierung“, sagte Digitalisierungsstaatsekretär Florian Tursky in seiner Keynote beim 43. Unternehmensdialog.

„Die Pandemie hat diesen Prozess beschleunigt wie nie. Die Frage ist, wie wir Österreicher*innen daran teilhaben wollen. Und gerade vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels werden die Chancen und der Nutzen der Inklusion besonders greifbar.“

Unwissen und Berührungsängste abbauen

Auf Unternehmensseite wird die Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen noch hauptsächlich als Sozialprojekt gesehen, weniger ihre wirtschaftlichen Chancen. Deswegen vernetzen die Unternehmensdialoge seit 2017 Partnerorganisationen mit interessierten Unternehmen, um die Chancen aufzuzeigen, die entstehen, wenn Menschen mit Behinderungen eingestellt werden.

„Wer behinderte Menschen einstellt, leistet nicht nur einen gesellschaftlich wichtigen Beitrag, er gewinnt sie meist auch als Kunden für seine Produkte und Dienstleistungen“, betonte Christoph Becker, Gastgeber des diesmaligen Unternehmensdialoges und Geschäftsführer des Bildungsanbieters ETC.

„Gerade in der IT gibt es viele Entwickler und Fachkräfte mit Behinderungen, die hervorragende Arbeit leisten. Das beginnen Arbeitgeber*innen und HR-Manager*innen gerade zu entdecken. Und das wollen wir mit dem Pilotprojekt INCLUSIVE IT ACADEMY fördern“, so Christoph Becker.

In 6 Monaten zu einem neuen IT-Job

Gerade startet die INCLUSIVE IT ACADEMY mit ihrer kostenfreien Ausbildung zum Cloud Administrator.

„Insgesamt stehen 10 Arbeitsplätze bei Partnerunternehmen zur Verfügung, von denen 4 noch zu vergeben sind“, sagt Markus Kalbhenn, Leiter des inklusiven Pilotprojektes. Die Teilnehmer*innen durchlaufen dabei eine hybride Ausbildung, teils bei Bildungsanbieter ETC, teils direkt on the Job bei den Partnerunternehmen.

„Die INCLUSIVE IT Ausbildung zeigt, wie eine Gruppe von IT-affinen Menschen mit Behinderungen durch eine auf sie abgestimmte Ausbildung ihre Begabungen so einsetzen kann, dass sie am Arbeitsmarkt hoch bezahlte IT-Jobs erfolgreich meistert“, erläutert Markus Kalbhenn.

„Die Teilnehmer*innen der INCLUSIVE IT ACADEMY sehen, dass Behinderungen nicht zwangsläufig zu schlecht bezahlten Jobs führen müssen. Das finde ich einen schönen Nebeneffekt“, ergänzt Christoph Becker.

„Wenn sie den Traum haben in einer zukunftsträchtigen Branche zu arbeiten, helfen wir ihnen gerne wertvolle Skills zu entwickeln und vermitteln und begleiten sie bei den ersten Schritten in der Branche.“

Infos unter: https://www.aspire-education.com/learning-services/inclusive-it/


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1 Comment

  1. wenn das stimmen würde, würden nicht so viele it fachkräfte laufend absagen bekommen. absagen! ja … oder gar nichts!!! keine rückmeldung und natürlich wochenlang warten lassen. niemand hats da eilig, wenns 3 monate dauert ist es auch ok. in 95% der fälle und mehr. ich kenn das nur allzu gut. dazu setzen die firmen fast zur gänze auf diese unfähigen recruiter firmen, die himmelschreiende vorgehensweisen haben. der grund bei den firmen: die firmen wollen ihre schlechten konditionen durchdrücken. viel zu niedriges gehalt und stundensätze, remote anteil wie vor corona, unzumutbarer umgang mit mitarbeitern, al-inc verträge, kein überstunden ausgleich, usw. und dann aber wieder und wieder schreien, dass sie keine it fachkräfte kriegen. sskm. und … die wko und dieser staatssekretär haben nichts besseres zu tun als diese heuchlerischen falschmeldungen immer und immer wieder zu wiederholen … ohne auch nur im geringsten auf die hintergründe einzugehen. alles bleibt gleich in ö. nur weil man eine lüge endlos wiederholt wird sie nicht war.

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