Standort-Freigabe: Daten für Epidemie-Simulation

Die mit einer Simulations-Software generierte Auswertung von mobilen Daten kann Epidemien exakt rekonstruieren und dabei helfen, Strategien gegen die Verbreitung dieser zu testen. Das zeigt ein aktuelles Forschungsprojekt der französischen École Polytechnique Fédérale de Lausanne. [...]

„Es ist bereits ein großer Hype darum entstanden, Daten von Mobiltelefonen zum Studieren der Epidemiologie zu verwenden“, unterstreicht Studien-Autor Enrico Bertuzzo. Mit den Daten, die aus einer großen Anzahl von Geräten gewonnen werden können, lassen sich die Bewegungen der Population mit einer noch die dagewesenen Genauigkeit rekonstruieren.

Bislang konnten solche Daten nur aus den Akten von registrierten Patienten gewonnen werden. In der Forschungsarbeit der Wissenschaftler aus Lausanne haben hingegen die zwei großen Anbieter Sonatel und die Orange Group Standort-Daten von rund 150.000 ihrer Kunden ausschließlich für das Projekt freigegeben.

Experten üben aber Kritik. „Auch eine Datenverarbeitung zu höheren Zwecken, die im Rahmen der Forschungsfreiheit privilegiert sein könnte, ändert nichts daran, dass das Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung zu beachten ist. Grundsätzlich darf der Einzelne nicht ungefragt zum Datenlieferanten und damit zum Objekt für Forschungszwecke gemacht werden. Hierbei ist insbesondere zu beachten, dass die Standortdaten von Mobilfunkbetreibern den täglichen Weg des Einzelnen minutiös nachzeichnen und die Erstellung umfassender Bewegungsprofile ermöglichen“, so der Hamburger Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar gegenüber dem Nachrichtenportal pressetext.

„Eine Anonymisierung der Datensätze ist hier zudem überaus schwierig, da Punktdaten, die das längerfristige Verweilen an einem Ort dokumentieren, anders als etwa Bewegungsdaten, nicht gekürzt werden können“, meint Caspar abschließend. Der Ausbruch der Cholera-Epidemie im Senegal im Jahr 2005 konnte dank des Zugangs zu den Daten am Computer von den Forschern vollständig nachvollzogen werden. „Wir können die Simulation auch dazu nutzen, Strategien für den Eingriff auszuprobieren. Das Programm gibt uns die Möglichkeit, die Effizienz verschiedener Mittel zu beurteilen und zu vergleichen“, so Bertuzzo. (pte)


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