Stanford-Professor Burgelman: Paradoxon der Unternehmensentwicklung „Chaos schlägt Perfektion“

Auf Einladung der B&C-Gruppe gemeinsam mit TTTech und HP Austria präsentierte Prof. Burgelman jüngst sein Buch "Becoming Hewlett Packard – Why Strategic Leadership Matters" in Wien und diskutierte mit den Gastgebern über seine Theorie zur Entstehung von Organisationen. [...]

Etwa 60 Entscheidungsträger aus der Wirtschaft folgten der Einladung von der B&C-Gruppe, HP und TTTech in das prunkvolle Foyer des Wiener Palais Ephrussi, um der Präsentation des neuen Buches von Robert A. Burgelman, Professor für Management an der Stanford University, beizuwohnen. Es heißt „Becoming Hewlett Packard – Why Strategic Leadership Matters“  und ist ein praktischer Leitfaden und theoretische Grundlage für Unternehmensführung. 
Burgelmans Ausgangspunkt: Bill Hewlett und Dave Packard, die Gründer des PC- und Druckerherstellers Hewlett Packard (heute: HP Inc. und Hewlett Packard Enterprise), haben das Modell des Silicon-Valley-Start-ups erfunden und damit einen Prozess der Unternehmensentstehung („corporate becoming“) in Gang gesetzt, der seitdem dauerhaft anhält. Während einige Unternehmen technologischen und wirtschaftlichen Umbrüchen nicht standhalten konnten, gelang es dem Konzern bis heute, sich erfolgreich am Markt zu behaupten.
Die langjährige Geschichte dieses Konzerns war wie erwähnt Grundlage für die Forschungsarbeit von Prof. Robert A. Burgelman und seinen Co-Autoren Webb McKinney, ehemals leitender Manager bei HP, sowie Strategie-Experte Philip E. Maza für das Buch. Auf Einladung der B&C-Gruppe, TTTech und HP Austria präsentierte und diskutierte Prof. Robert A. Burgelman seine Erkenntnisse vor einem ausgewählten Publikum von Führungskräften in Wien.
Paradoxon der Unternehmensentwicklung „Chaos schlägt Perfektion“
Das Autorenteam untersuchte mehr als 15 Jahre lang die Entwicklung des Unternehmens HP und die unterschiedlichen strategischen Ausrichtungen der CEOs. Die Untersuchungen ergaben dabei mehrere Erkenntnisse, die sich zu einer dynamischen Theorie des strategischen Managements zusammenfügen, beispielsweise das Paradoxon der Unternehmensentwicklung „Chaos schlägt Perfektion“ (original: „Messy Beats Perfection“). Unternehmen, die starr an ihrer dominanten Marktposition festhalten, haben langfristig weniger Chancen erfolgreich zu sein, als jene, die flexibel agieren. Weiters sind nachfolgende CEOs gezwungen, sich mit strategischen Herausforderungen der Vorgänger auseinandersetzen und gleichzeitig einen neuen Kurs einzuschlagen.
HP-Österreich-Geschäftsführerin Michaela Novak-Chaid: „In meinen zwanzig Jahren bei HP habe ich vier CEOs erlebt, deren Handlungen großen Einfluss auf die Unternehmensentwicklung hatten. Entscheidend für den Erfolg von HP über viele Dekaden hinweg ist und war die strategische Voraussicht und die einzigartige HP-Kultur. Sie ist geprägt von Vertrauen und Respekt. Einerseits Respekt gegenüber alten und bewährten Herangehensweisen und dem Vertrauen mit „unternehmerischem Geist“ innerhalb der Teams selbst bei drastischen Veränderungen den Unterschied zu machen, um weiterhin erfolgreich am Markt zu sein.
Der Split ist dafür ein wunderbares Beispiel: Die Teilung in HP Inc. und Hewlett Packard Enterprise hat beide Unternehmen gestärkt. Die klare Ausrichtung auf Kernmärkte erlaubt jetzt eine gezieltere Kundenansprache und fokussierte Produkt- und Serviceangebote.
Wie schaffen es Konzerne, künftig länger als Marktführer zu überleben? 
Georg Kopetz, Vorstandsmitglied der TTTech Computertechnik AG, betonte in der Expertendiskussion, dass für eine erfolgreiche strategische Unternehmenssteuerung die Anpassungsfähigkeit an die Veränderungsdynamik der externen Marktbedingungen zentral sei: „Durch die fortschreitende Digitalisierung werden auch viele traditionelle Industriebranchen, die bisher nur langsame Veränderungsprozesse erlebt haben, stark beschleunigt. Entscheidend für die Auswahl der passenden Strategie ist, die Führungskultur im Sinne einer ‚constructive confrontation‘ so weiterzuentwickeln, dass wir die Umbrüche am Markt intern sehr kritisch hinterfragen, Entscheidungen ‚erkämpfen‘ und entsprechend abgestimmt agieren. Die Herausforderung ist es, sich im Falle eines abzeichnenden kritischen Marktumbruchs schnell als Unternehmen wieder neu zu erfinden, indem man wichtige Technologie- und Markttrends frühzeitig erkennt und dementsprechende Entscheidungen umsetzt.
In Österreich werde viel über Start-Ups und deren Chancen im Silicon Valley gesprochen. Das sei sicher auch richtig so. Aber, so Kopetz: „Entscheidend für das Scaling, also für das Wachstum ist es, eine Strategie zu entwickeln, in der auch langfristige Unternehmenswerte – so zum Beispiel Bekenntnis zum Standort oder Know-how der Belegschaft – jüngeren Führungsgenerationen vermittelt werden. Nur so kann ein Unternehmen mit neuen Markttrends immer wieder mitwachsen und somit langfristig überleben.“


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