Eine Studie der Aalto University, die die Kommunikation von Unternehmern über ihren Misserfolg zum Thema hatte, ergab eine Gemeinsamkeit bei allen untersuchten Erzählungen: die Gründer suchten die Schuld nicht bei anderen. [...]
Viele Start-ups leben nicht lange. In Finnland etwa sperrt die Hälfte der Unternehmen innerhalb von fünf Jahren wieder zu. Wenn sie über die Unternehmensschließungen kommunizieren, geht es für Gründer auch um ihre Zukunft. „Für ihre weitere Karriere sollten Entrepreneure in der Lage sein, zu vermitteln, dass sie trotz ihres Scheiterns kompetente, professionelle und glaubwürdige Partner bleiben“, sagt Ewald Kibler, Professor für Unternehmertum an der Aalto University. Doch welche Strategien Gründer dabei nutzen, sei bislang weitgehend unerforscht. Kibler und Kollegen haben daher 118 öffentliche Statements zu Schließungen im IT-Bereich analysiert.
Storytelling macht auch beim Scheitern nicht Halt
„Wir haben dabei fünf Erzählstile gefunden“, sagt Postdoc Steffen Farny. Zwei davon fokussieren auf Beispiele für Kompetenz und positive Geschäftsaspekte. Einer davon schildert eher trocken die Erfahrungen des Gründers, der andere drückt positive Gefühle aus und hebt die Bedeutung von Stakeholdern hervor. Ein dritter Stil geht vor allem darauf ein, wie es der Gründer in Zukunft besser machen will. Die vierte Variante ist, eigene Stärken und Leistungen zu betonen und Partner wie Mitarbeiter zu loben. Letztlich gibt es noch Gründer, die vor allem Fakten darlegen, auf vergangene Ereignisse eingehen und auch negative Gefühle ansprechen.
Keine Schuldzuweisungen
Gemein ist den Texten unabhängig vom spezifischen Stil laut den Forschern, dass Gründer ihre Bemühungen, positive Leistungen des Unternehmens und gelernte Lektionen hervorheben. Außerdem vermeiden die Entrepreneure Schuldzuweisungen, egal ob gegenüber anderen Personen oder unkontrollierbaren äußeren Faktoren.
Die laut der Aalto University erste Studie anhand von Gründern verfasster öffentlichen Statements zu Unternehmensschließungen hat zwar Einblicke darin gegeben, wie die Unternehmer mit dem Scheitern umzugehen versuchen, hinterlässt aber als Wermutstropfen eine wesentliche Frage offen: „Wir wissen nicht, wie sich die Karrieren der im Datensatz enthaltenen Entrepreneure nach Schließung der von ihnen gegründeten Unternehmen weiter entwickelt hat und können also keinen der fünf Erzählstile empfehlen“, erklärt Kibler. Weitere Forschung, die sich eben damit befasst, welcher Stil längerfristig weiterhilft, erscheint also zielführend.
Die Studie „Post-failure impression management: A typology of entrepreneurs‘ public narratives after business closure“ finden Interessierte hier.
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