Wer glaubt, dass Unternehmer vorbehaltlos mit allen Venture-Kapitalisten zusammenarbeiten, irrt, so das Ergebnis einer aktuellen Studie. [...]
„Es gibt zunehmend Hinweise, dass Entrepreneure potenzielle Geldgeber vorsichtig evaluieren und manche dann beschließen, Finanzmittel nicht anzunehmen“, so Matt Wood, Assistenzprofessor für Unternehmertum an der Baylor University. Wenn ein Venture-Kapitalist im Rufe steht, sich unethisch zu verhalten, sagen Gründer schon einmal Nein. In größerer Not drücken die Unternehmer aber eher beide Augen zu.
Bislang befasst sich die Forschung vor allem damit, wie Venture-Kapitalisten Unternehmen wählen, so Wood. Dass auch Gründer wählerisch sein können, kommt bislang zu kurz. Mit seinen Kollegen hat er daher in der aktuellen Studie „Take the money or run? Investors‘ ethical reputation and entrepreneurs‘ willingness to partner“ über 550 Entscheidungen von 144 erfahrenen Entrepreneuren analysiert. So hat sich gezeigt, dass der „ethische Ruf“ eines Geldgebers großen Einfluss darauf hat, ob Gründer mit ihm zusammenarbeiten wollen.
ETHIK IST WICHTIG
„Venture-Kapitalisten und andere Investoren sollten sich im Klaren darüber sein, dass die Sünden der Vergangenheit die Möglichkeit zukünftiger Partnerschaften mit hochwertigen Entrepreneuren beeinflussen“, betont Wood. Denn Online-Communitys für Investoren-Feedback machen es immer leichter, den Ruf von Geldgebern zu prüfen. Und Gründer bevorzugen es eindeutig, mit Kapitalgebern zusammenzuarbeiten, deren früheres Verhalten als ethisch wahrgenommen wird. Egal, wie gut ein Venture-Kapitalist beispielsweise in Sachen Value-Added-Services aufgestellt ist: Ein schlechter Ruf kann Partnerschaften im Wege stehen.
Wenn Gründer unter hohem Druck stehen, weil beispielsweise der Bankrott droht, sehen sie der Studie zufolge eher darüber hinweg, wenn ein Geldgeber für unethisches Verhalten bekannt ist. Eigentlich sollten Entrepreneure aber in solchen Situationen wohl besondere Vorsicht walten lassen, so Wood. Denn Partnerschaften mit unethischen Investoren bedeuten wohl einen kurzfristigen Nutzen, aber langfristige Nachteile. „Man sollte den zukünftigen Preis opportunistischen Verhaltens seitens des Investors bedenken, der irgendwann zu zahlen sein wird“, meint der Wirtschaftswissenschaftler. (pte)
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