SHL zeigt in einem Auszug seiner aktuellen Studie: In einem weltweiten Vergleich der 25 Länder mit dem größten Führungsvermögen belegen deutsche Frauen beim Führungspotenzial den ersten Rang. Geht es aber um die aktuelle Situation in den Chefetagen, sind nur 13 Prozent der Führungskräfte weiblich. [...]
Die Studie von SHL, Anbieter von Talentbewertungslösungen, macht zudem auf große internationale Unterschiede aufmerksam. Deutschland rangiert auf dem vorletzten Platz beim Anteil an weiblichen Führungskräften. Lediglich in Japan gibt es noch weniger Chefinnen, nur fünf Prozent. In Norwegen sind derzeit 42 Prozent der Unternehmensentscheider weiblich, in Thailand 39 Prozent, in Italien 36 Prozent und in Hongkong 33 Prozent.
Auch wenn das weibliche Führungspotenzial weltweit etwas ausgeprägter ist, sind international mit 76 Prozent deutlich mehr Männer in Führungspositionen. Eine Begründung liefert SHL in einem Vergleich der Motivationsfaktoren. So stellt die Studie heraus, dass Männer in Führungspositionen vor allem von Macht und Versagensängsten angetrieben werden. Frauen wiederum lassen sich eher von einem konstruktiven Arbeitsumfeld, Lob und Anerkennung motivieren.
Eugene Burke, Chief Science und Talent Analytics Officer, kommentiert: „Mit einer Relation von drei Männern zu einer Frau in Führungspositionen weltweit und männlichen Motivationsmotoren wie Macht oder Versagensängsten forcieren deutsche Führungsetagen eine sehr unausgeglichene Unternehmenskultur. Ein Resultat ist, dass Frauen sich automatisch ausklinken, wenn es um leitende Positionen geht. Für Unternehmen bedeutet dies, dass sie es versäumen, die Hälfte des globalen Talentpools für sich zu nutzen. Dies ist eine verpasste Chance, da es aufgrund des Geburtenrückgangs und Fachkräftemangels immer schwieriger wird, leistungsstarke Fachkräfte zu finden.“
Es liegt nahe, dass Frauen im Laufe ihrer Karriere zunehmend demotiviert sind. In weltweiten Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern sinkt der Frauenanteil signifikant mit wachsender Verantwortung und steigender Hierarchieebene. International sind laut Quarterly Labor Market Survey von CEB derzeit 48 Prozent der Einstiegspositionen von Frauen besetzt, jedoch nur 36 Prozent der Stellen im mittleren Management und nur noch knapp über 26 Prozent im oberen Bereich, also auf dem Level von Senior Vice Presidents und darüber.
Oliver Barth, Managing Director bei SHL Central Europe, schließt sich an: „Deutsche Unternehmen haben beim Thema Diversity noch mächtig aufzuholen. Sie müssen ihre Herangehensweise und ihre HR-Kultur schnell und grundlegend ändern, wenn sie talentierte und motivierte Bewerberinnen für sich gewinnen und leistungsstarke Mitarbeiterinnen halten möchten. Wie die Studie zeigt legen weibliche Führungskräfte mehr Wert auf Anerkennung und eine angenehme Arbeitsatmosphäre als ihre männlichen Kollegen. Männliche Führungskräfte dagegen streben mehr nach Macht und haben zudem höhere Versagensängste – eine möglicherweise explosive Mischung, die zu Ineffizienz und Demotivation führen kann. Das sollten Unternehmen in ihre HR-Strategie einbeziehen, um potenzielle weibliche Führungskräfte für sich gewinnen zu können.“ Die SHL Talent-Studie gebe Entscheidern und HR-Experten zahlreiche Einblicke und Daten an die Hand, auf deren Basis sie mit ihren Mitarbeitern über Motivationen und Karriereabsichten sprechen könnten: „Sie loten die Fähigkeiten der künftigen Führungsgeneration aus – der erste wichtige Schritt in Richtung gleichberechtigte, beide Geschlechter einschließende und leistungsstarke Belegschaft.“
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