Studie: Automobilbranche führt bei Investitionen in Smart Factories

Deutsche Autohersteller liegen bei der Umsetzung weltweit an zweiter Stelle, so eine aktuelle Studie von Capgemini. [...]

Wenn OEMs und Zulieferer zusammenarbeiten, um Smart-Factory-Prozesse zu entwerfen, können Probleme früh im Produktionsprozess minimiert werden. (c) zapp2photo - Fotolia
Wenn OEMs und Zulieferer zusammenarbeiten, um Smart-Factory-Prozesse zu entwerfen, können Probleme früh im Produktionsprozess minimiert werden. (c) zapp2photo - Fotolia

Die Automobilindustrie kann mit Produktivitätszuwächsen im Wert von 160 Milliarden Dollar pro Jahr ab 2023 rechnen, wenn sie in Smart Factories investiert und digitale Technologien im gesamten Produktionsprozess einsetzt. Zu dieser Prognose kommt die neue Studie Automotive Smart Factories: How Auto Manufacturers can Benefit from the Digital Industrial Revolution des Digital Transformation Institute von Capgemini. In Frankreich, Deutschland und Großbritannien arbeitet die Mehrheit der Autohersteller bereits an der Umsetzung von Smart-Factory-Initiativen; andere Länder folgen mit deutlichem Abstand. Die Studie zeigt auch, dass sich die Automobilbranche vergleichsweise ehrgeizige Ziele für Smart-Factory-Initiativen setzt.

Ein Automobilhersteller der globalen Top Ten mit einem Durchschnittsumsatz von 158 Milliarden Dollar und einer operativen Gewinnmarge von sechs Prozent kann damit rechnen, durch eine vollständige Umsetzung der Smart Factory seinen jährlichen Betriebsgewinn innerhalb von fünf Jahren um 4,6 Milliarden Dollar bzw. zu steigern, was einem Wachstum von 50 Prozent entspricht. Die Studie prognostiziert für den Automobilsektor in den kommenden fünf Jahren einen durchschnittlichen Produktivitätszuwachs von sieben Prozent durch Smart Factories. Dabei kann ein Autohersteller die Kosten innerhalb eines Jahres decken, sobald er das volle Potenzial der Smart Factory ausschöpft.

Bis Ende des Jahres 2022, so rechnen die Autohersteller, werden 24 Prozent ihrer Werke Smart Factories sein. Schon jetzt verfügt eine Mehrheit von ihnen in Frankreich (63 Prozent), Deutschland (59 Prozent) und Großbritannien (56 Prozent) über laufende Smart-Factory-Initiativen. Damit haben die drei Länder einen beachtlichen Vorsprung. Chinesische and italienische Hersteller versuchen, bald mit ihnen gleichzuziehen: Etwa 70 Prozent entwickeln derzeit entsprechende Strategien; weltweit arbeiten 43 Prozent der Automobilhersteller daran.

Insgesamt hat fast die Hälfte der Automobilkonzerne (46 Prozent) bereits eine Smart-Factory-Initiative, womit sich die Branche einzig der Industriellen Fertigung (67 Prozent) sowie der Luft- und Raumfahrtindustrie (63 Prozent) geschlagen geben muss. Laut der Studie weist die Automobilbranche den höchsten Anteil (49 Prozent) aller Unternehmen auf, die mehr als 250 Millionen Dollar in Smart Factories investiert haben.

Automobilkonzerne sind den Zulieferern voraus

42 Prozent der Automobilhersteller sehen sich bislang nicht in der Lage, das volle Potenzial von Smart Factories abzurufen und ringen mit dem Technologiewechsel. Dies ist der höchste Wert aller untersuchten Fertigungsbranchen. Die Studie verdeutlicht, dass die Unternehmen mit den größten Fortschritten drei Mal mehr investieren als Unternehmen, die mit der Umstellung kämpfen. Die erfolgreicheren Hersteller investieren darüber hinaus in Software wie Advanced Analytics und Komponenten auf Basis von Künstlicher Intelligenz, während sich die anderen zu stark auf Hardware-basierte Komponenten konzentrieren und dadurch ins Hintertreffen geraten.

Ein Großteil der Autohersteller (OEMs, 46 Prozent) ist mit seinen Smart-Factory-Initiativen erfolgreich, während dies bei den Automobilzulieferern von weniger als einenem Drittel (32 Prozent) angegeben wird. Die Studie unterstreicht, dass OEMs die Zulieferer stärker bei der Einführung von Smart Factories unterstützen könnten – beispielsweise finanziell oder durch Innovationskooperationen über Start-ups und Akademien. Wenn OEMs und Zulieferer zusammenarbeiten, um Smart-Factory-Prozesse zu entwerfen, können Probleme früh im Produktionsprozess minimiert werden.

Michael Danninger, Head of Product Industries von Capgemini Österreich, stellt fest: „Unsere Studie zeigt klar den Enthusiasmus, mit dem Automobilfirmen in Smart Factories investieren und ihr Bewusstsein für die langfristigen Vorteile. Allerdings kann mehr – und dies ist für den österreichischen Markt wesentlich – für die Automobilzulieferer getan werden: durch kollaborative Ansätze mit OEMs, um ihre Smart-Factory-Initiativen zu optimieren.“ Er fügt hinzu: „Die nächsten paar Jahre werden entscheidend sein, da die Hersteller ihre digitale Reife vorantreiben und Ergebnisse forcieren, um ihren wirtschaftlichen Nutzen zu maximieren.“


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