Studie „Digitale Jobs@Medizintechnik“ verdeutlicht die Chancen für Fach- und Führungskräfte

Der Mangel an digitalen Experten bremst Wachstum und vermindert den Umsatzzuwachs in der Medizintechnik Schätzungen zufolge um knapp drei Milliarden Euro. [...]

Die technologische Entwicklung schreitet auch in der Medizintechnik voran und bietet gerade dem Gesundheitswesen regelmäßig neue Lösungen. (c) Bjoern Professional - Fotolia
Die technologische Entwicklung schreitet auch in der Medizintechnik voran und bietet gerade dem Gesundheitswesen regelmäßig neue Lösungen. (c) Bjoern Professional - Fotolia

Die vom Deutschen Industrieverband SPECTARIS und der Unternehmensberatung Kienbaum Consultants International heute veröffentlichte Studie „Digitale Jobs@Medizintechnik“ legt einmal mehr offen, an welchem Scheideweg die deutsche Medizintechnik-Industrie steht. Ob Wachstumspotentiale erschlossen werden oder der Fachkräftemangel die Branche ausbremst, entscheidet sich am Umgang mit der Digitalisierung. Die detaillierte Befragung von mehr als 80 Teilnehmern zumeist aus der Geschäftsführung und der Abteilung Human Resources lässt schon heute ein Wachstumshemmnis der Unternehmen aufgrund des Mangels an „digitalen Experten“ erkennen: Die Hälfte der Befragten geht davon aus, dass ihr Unternehmen um bis zu zehn Prozent wachsen könnte, wenn sich der Bedarf an „digitalen Experten“ ausreichend decken ließe. Legt man den Gesamtumsatz von 33,4 Mrd. Euro der Medizintechnik aus dem Vor-Corona-Jahr 2019 zugrunde, dann hätte dieser den Schätzungen zufolge um knapp drei Mrd. Euro höher ausfallen können.

Die technologische Entwicklung schreitet auch in der Medizintechnik voran und bietet gerade dem Gesundheitswesen regelmäßig neue Lösungen. Der Bedarf an Fach- und Führungskräften, die durch ihre Qualifikation die Digitalisierung im Unternehmen voranbringen, steigt zunehmend und kann derzeit bei einem Drittel der befragten Unternehmen nicht vom Arbeitsmarkt gedeckt werden. Die Studie zeigt auf, dass der Unternehmenserfolg nachhaltig negativ beeinflusst wird, wenn es nicht gelingt, sich besser auf die bestehenden Herausforderungen mit sich verändernden Berufsbildern und neuen Anforderungen an Fachkräfte einzustellen. Alexander Mischner, Practice Head MedTech/Life Sciences bei Kienbaum, betont: „Die Unternehmen müssen dringend eingetretene Pfade verlassen, wenn sie ihren Bedarf an digitalen Fachkräften heute und in Zukunft decken wollen. Zum Beispiel wird die Weiterbildung bestehender Mitarbeiter in Punkto digitale Kompetenzen künftig viel stärker in den Fokus rücken müssen, wenn externe Jobmärkte ‚leergefischt‘ sind.“

Der Handlungsdruck ist schon heute enorm, denn knapp 70 Prozent der Unternehmen sehen sich nicht gut gerüstet für diese Transformation, obwohl mehr als 85 Prozent der Digitalisierung eine hohe bis sehr hohe Bedeutung für den zukünftigen Unternehmenserfolg zusprechen. Mehr als drei Viertel der Studienteilnehmer sehen in der ausreichenden Versorgung mit „digitalen Experten“ einen klaren Wachstumstreiber: Neben der Hälfte der Befragten, die glauben, dass ihr Unternehmen mit größerer digitaler Expertise um bis zu zehn Prozent wachsen könne, glauben über ein Viertel der Befragten in diesem Fall gar an ein Wachstum von bis zu 20 Prozent.

Durch die Digitalisierung können ungeachtet der oft einseitigen öffentlichen Diskussion neue Arbeitsplätze entstehen: Beinahe die Hälfte der befragten Unternehmen erwartet durch die Digitalisierung insgesamt einen Nettobeschäftigungs-zuwachs: „Auch das ist einer der Kernbefunde der Studie, der die enormen Chancen und Möglichkeiten der Digitalisierung unterstreicht. Die Job-Perspektive in der Medizintechnik ist hervorragend, die Unternehmen sind durch ihre vielen Berufschancen zu äußerst attraktiven Arbeitgebern geworden. Wenn die Branche diese Stärke ausspielt, wird sie im Kampf um Talente und Fachkräfte bestehen“, prognostiziert Dr. Martin Leonhard, Vorsitzender der Medizintechnik bei SPECTARIS.

Die Unternehmen investieren bereits verstärkt in Employer Branding und in Recruiting. Bisher suchten etwa 85 Prozent der Unternehmen kaum im Ausland nach Mitarbeitern, das werden sie in den kommenden Jahren jedoch ändern. Zwei Drittel der Befragten messen auch dem „lebenslangen Lernen“ und der beruflichen Weiterbildung ihrer jetzigen Mitarbeiter eine mindestens so große Bedeutung zu. Der Stellenwert von Human Resources in den Unternehmen wird sich dadurch weiter erhöhen. Leonhard: „SPECTARIS hat bereits 2018 nach einer gemeinsamen Erhebung mit der Unternehmensberatung Roland Berger gemahnt, dass die Unternehmen in der Medizintechnik unterdurchschnittlich in die Digitalisierung investieren. Die aktuelle Studie untersucht konkret die Herausforderung des Fachkräftemangels und stellt heraus, wie man diesem erfolgreich begegnen kann. Die Medizintechnik muss dieses Potenzial erkennen und die richtigen Schlüsse daraus ziehen, um die digitale Transformation zum Wohle der Branche voranzutreiben.“


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