Die Digitalisierung nimmt zunehmend Einfluss auf die Arbeitswelt, erforderliche Fähigkeiten wandeln sich. So ist Multitasking aus dem vernetzten Arbeitsalltag nicht mehr wegzudenken: 97 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Österreich bringen einen Teil ihres Arbeitstages mit dem gleichzeitigen Erledigen mehrerer Aufgaben zu. Obwohl sich mit 95 Prozent fast alle Befragten als gute Zuhörerinnen und Zuhörer bezeichnen, gaben fast zwei Drittel (63 Prozent) an, dass Zuhören immer schwieriger wird. Das sind die Ergebnisse einer aktuellen Studie des Managementberatungs-, Technologie- und Outsourcing-Dienstleisters Accenture, für die weltweit 3.600 Frauen und Männer in 30 Ländern befragt wurden, darunter auch hundert aus Österreich. [...]
Unter dem Motto „#ListenLearnLead“ hat Accenture Berufstätige zu den Anforderungen des digitalen Zeitalters befragt. Die hypervernetzte Arbeitswelt stellt neben zahlreichen Chancen auch Herausforderungen dar. Mehr als die Hälfte der Befragten in Österreich empfindet es zwar als positiv, durch Multitasking mehr Arbeit erledigen zu können, wobei Frauen mehr zu Multitasking neigen als Männer; die Generation Y, also die um die Jahrhundertwende Geborenen, sogar zu 100 Prozent. Für mehr als ein Drittel aller Befragten geht das parallele Bearbeiten mehrerer Aufgaben allerdings zu Lasten der Arbeitsqualität. Jede zweite Frau sieht sich durch unerwartete Ablenkungen negativ beeinflusst, bei den männlichen Befragten hingegen glaubt lediglich knapp ein Drittel (29 Prozent), dass beispielsweise außerplanmäßige Meetings die eigene Leistung beeinträchtigen. Zunehmendes Multitasking hingegen wirke sich negativ auf das Zuhören aus – fast zwei Drittel (63 Prozent) empfinden das in der digitalen Arbeitswelt als zunehmend schwieriger.
„Die Digitalisierung verändert alles, und viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sehen in der Vernetzung große Vorteile hinsichtlich Flexibilität und Erreichbarkeit. Gleichzeitig hindert die über verschiedene Kanäle hereinbrechende Informationsflut und ständige Unterbrechungen durch E-Mails, Chats usw. Führungskräfte daran, sich zu fokussieren und mitunter auch effektiv zu führen, weil die Zeit für die direkte Mitarbeiterkommunikation zu fehlen scheint“, sagt Sandra Babylon, Managing Director im Geschäftsbereich Financial Services und Leiterin der Women Initiative bei Accenture im deutschsprachigen Raum. In Österreich sind 60 Prozent der Frauen und 70 Prozent der Männer der Meinung, dass neue Technologien und die mit ihnen einhergehende ständige Erreichbarkeit von Führungskräften die Führungsarbeit behindert.
„Frauen stehen den veränderten Anforderungen in der hypervernetzten Welt grundsätzlich positiv gegenüber. Besonders selbstbewusst sind Frauen in Österreich, Deutschland und der Schweiz: Fast alle halten sich für gute Zuhörerinnen und glauben damit, eines der wichtigsten Skills für die Karriere im digitalen Zeitalter mitzubringen“, erklärt Sandra Babylon. Auch arbeitgeberseitig sei eine Entwicklung zu beobachten: Im deutschsprachigen Raum sind 56 Prozent der Meinung, dass die Unternehmen mehr dafür tun, Frauen auf Führungsrollen vorzubereiten; in Österreich sind es 50 Prozent. Als besonders wichtig werden Trainings angesehen, Mentoring verliert zunehmend an Bedeutung. Während für Frauen im Allgemeinen Soft-Skills-Trainings wichtiger sind (60 Prozent), setzten Männer vorwiegend auf Trainingsangebote im Bereich Technologie (66 Prozent), um in der digitalen Arbeitswelt erfolgreich sein zu können.
FRAUEN AUF DEM VORMARSCH
Insgesamt setzt sich der Positivtrend für Frauen fort: Weltweit glauben 71 Prozent aller Befragten, dass bis 2030 mehr Frauen in die in der digitalen Welt immer wichtiger werdende Position des Chief Technology Officer (CTO) kommen werden; in Österreich 70 Prozent. Nur rund jeder Siebte (15 Prozent) rechnet hingegen mit einem Anstieg von über 20 Prozent. In Österreich ist die Skepsis größer: Nur 6 Prozent der Frauen und 20 Prozent der Männer halten diese Entwicklung für realistisch.
„Diese Zahl ist für uns als Arbeitgeber und Technologiekonzern alarmierend. Den Anforderungen der Digitalisierung gewachsen zu sein, ist schon jetzt ein entscheidender Wettbewerbsfaktor und wird dramatisch an Bedeutung zunehmen“, sagt Sandra Babylon. „Nur wer das Potenzial aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter voll einzusetzen weiß, wird langfristig erfolgreich sein können. Wir sehen uns daher ganz klar in der Pflicht, insbesondere auch für Frauen die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen, in der digitalen Berufswelt ihren Karriereweg zu gehen und noch bessere Führungskräfte zu werden.“ Für Accenture gehören beispielsweise spezielle Führungskräftetrainings, gezielte Networking-Angebote für Frauen und persönliches Coaching durch erfahrene Kolleginnen deshalb zur Unternehmensphilosophie, ebenso wie die klare Zielvereinbarung und Messung der Ergebnisse der Frauenförderung, beispielsweise bei den Beurteilungs- und Beförderungsrunden. Zum Weltfrauentag hat das Unternehmen eine interaktive globale Plattform ins Leben gerufen, auf der nicht nur einige der mehr als 200 geplanten Accenture-Veranstaltungen aus aller Welt live übertragen werden, sondern registrierte Nutzerinnen und Nutzer auch die Möglichkeit haben, auf das unternehmenseigene Networking Center sowie wertvolle Hintergrundinformationen und Tipps zur Karriereförderung bei Accenture zuzugreifen.
Ein weiteres alarmierendes Ergebnis der Studie: Sowohl bei Frauen als auch Männern steigt die Unzufriedenheit im Job. 60 Prozent gehen inzwischen weniger motiviert zur Arbeit als im Vorjahr. Als Hauptgrund werden fehlende Entwicklungsmöglichkeiten gesehen. Zudem wünscht sich vor allem die Generation Y eine bessere Work-Life-Balance.
Dabei ist es nicht so, dass die Befragten nicht auch aktiv für den Aufstieg auf der Karriereleiter eintreten würden. Insbesondere Frauen trauen sich häufiger nach einer Beförderung und Gehaltserhöhung zu fragen. 44 Prozent von ihnen hat bereits aktiv nach einer Beförderung gefragt – im Vergleich zum Vorjahr (26 Prozent) ist das ein deutlicher Anstieg. Bei den Männern waren es 46 Prozent.
Aber der Job ist dennoch nicht alles: Wenn die finanzielle Situation es zuließe, würden fast 60 Prozent der Frauen und 54 Prozent der Männer ihren Job aufgeben und sich dem Familienleben widmen – deutlich mehr als im Vorjahr (Frauen 40 Prozent, Männer 36 Prozent). (pi)
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