Laut einer aktuellen Umfrage des Designunternehmens MOO geben fast 80 Prozent der befragten Wissensarbeiter in den USA an, sich am Arbeitsplatz einsam zu fühlen. Insbesondere jüngere Beschäftigte wie Angehörige der Generation Z berichten von einem Mangel an zwischenmenschlichem Austausch – ein Trend, der offenbar mit der zunehmenden Nutzung von künstlicher Intelligenz zusammenhängt. [...]
Die Befragung unter 1.000 US-amerikanischen Wissensarbeitern deutet darauf hin, dass die steigende Verbreitung von KI-Tools wie ChatGPT zu einer sogenannten „kognitiven Auslagerung“ führt: 65 Prozent der Teilnehmenden wenden sich bei Fragen und Aufgaben lieber an digitale Systeme als an Kollegen. Laut MOO könnte diese Praxis zwar Prozesse beschleunigen, aber auch den sozialen Austausch im Arbeitsumfeld einschränken.
Zunehmende KI-Nutzung sorgt für Spannungen
Besonders die Generation der Millennials greift häufig auf KI zurück – 71 Prozent von ihnen nutzen entsprechende Tools bevorzugt, bei der Generation Z sind es 65 Prozent. Zum Vergleich: Unter den Babyboomern liegt der Anteil bei 51 Prozent. Gleichzeitig äußern gerade Millennials Unmut über Kolleginnen und Kollegen, die ihrer Meinung nach zu stark auf KI setzen. Jeder Dritte in dieser Altersgruppe empfindet dies als störend – doppelt so viele wie bei den Babyboomern.
Einsamkeit am Arbeitsplatz nimmt zu
Die Ergebnisse legen nahe, dass sich mit der verstärkten Nutzung digitaler Hilfsmittel auch das Gefühl der Isolation verstärkt. 79 Prozent aller Befragten fühlen sich nach eigenen Angaben zumindest gelegentlich einsam im Job. Besonders hoch ist der Anteil bei der Generation Z mit 89 Prozent sowie bei den Millennials mit 82 Prozent. Unter jenen, die zur Nutzung von KI ausdrücklich angehalten werden, berichten sogar 84 Prozent von Einsamkeit.
Zudem glauben knapp 60 Prozent der Teilnehmenden, dass KI künftig einzelne Kolleginnen und Kollegen ersetzen könnte. Wer sich ständig einsam fühlt, stuft das Betriebsklima zudem deutlich häufiger als stressig oder überfordernd ein (40 Prozent) als Personen, die keine Einsamkeit erleben (14 Prozent).
Digitale Tools verdrängen analoge Methoden nicht vollständig
Trotz wachsender Verbreitung digitaler Transkriptionslösungen schätzen viele Beschäftigte weiterhin analoge Arbeitsmittel. So geben 46 Prozent an, Informationen am besten zu behalten, wenn sie handschriftliche Notizen anfertigen. Nur 23 Prozent schreiben diese Fähigkeit KI-basierten Transkriptionen zu. Auffällig sind auch hier Altersunterschiede: 36 Prozent der Generation Z sehen Vorteile in KI-gestützter Notiznahme, bei den Babyboomern sind es lediglich 8 Prozent.
Insgesamt kombinieren viele Wissensarbeiter digitale und analoge Tools. Haftnotizen (51 Prozent) und handschriftliche Journale (48 Prozent) sind ähnlich verbreitet wie digitale Assistenten (43 Prozent).
Büropräsenz fördert Austausch und Produktivität
Nach Jahren des Homeoffice wird das Büro laut Studie wieder verstärkt als Ort der Zusammenarbeit wahrgenommen. 76 Prozent der Befragten geben an, dort produktiver bei konzentrierter Arbeit zu sein – im Vergleich zu 61 Prozent im häuslichen Umfeld. Über 80 Prozent nehmen zudem an Team-Events oder sozialen Aktivitäten teil. Etwas mehr als 40 Prozent beschreiben die Unternehmenskultur als innovativ und kreativ.
Mängel beim Onboarding führen zu Unsicherheit
Lediglich 52 Prozent der Befragten fühlen sich rückblickend gut in ihre aktuelle Rolle eingearbeitet. Von denjenigen, die das Onboarding als unzureichend empfinden, bemängeln 59 Prozent eine fehlende Klarheit bei den Erwartungen. Häufig fehlt auch eine Einführung in Unternehmenskultur und Werte (nur bei 48 Prozent enthalten) oder eine Begleitung durch einen Mentor (nur in 28 Prozent der Fälle).
Obwohl 39 Prozent interaktive digitale Schulungen bevorzugen, geben 32 Prozent an, lieber von Kolleginnen und Kollegen zu lernen. Besonders deutlich sind hier die Unterschiede zwischen den Generationen: 46 Prozent der Generation Z bevorzugen digitale Schulungen, bei den Babyboomern setzen 49 Prozent auf persönliche Anleitung.
Steigender Druck trifft jüngere Beschäftigte besonders
Mehr als die Hälfte der befragten Wissensarbeiter gibt an, seit Beginn ihrer Tätigkeit mehr Aufgaben übernommen zu haben – nur 5 Prozent berichten vom Gegenteil. Besonders junge Mitarbeitende reagieren empfindlich auf steigenden Druck: Während 59 Prozent der Babyboomer sich uneingeschränkt wohl dabei fühlen, Ideen und Bedenken offen mit der Führung zu teilen, trifft dies nur auf 20 Prozent der Generation Z zu.
Rund ein Viertel aller Befragten beschreibt die Unternehmenskultur als stressig oder überfordernd. Zwei Drittel fühlen sich daran gehindert, offen mit der Führung zu kommunizieren. Gründe sind laut Umfrage unter anderem frühere negative Erfahrungen oder eine Unternehmenskultur, die keine offene Kommunikation fördert.
Balance zwischen Technologie und menschlicher Interaktion nötig
MOO kommt zu dem Schluss, dass Unternehmen langfristig nur erfolgreich sein können, wenn sie digitale Werkzeuge gezielt mit persönlichem Austausch kombinieren. Eine hybride Herangehensweise aus menschlichem Input und digitalen Hilfsmitteln könnte laut der Studie dazu beitragen, Produktivität und Mitarbeiterzufriedenheit in Einklang zu bringen.

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