Studie: Nachhaltigkeitsratings als Schlüssel zur Überwachung der Resilienz von Lieferketten

Business Sustainability Risk & Performance Index 2020: Achtzig Prozent der Lieferanten haben keine Maßnahmen zur Sorgfaltspflicht in der Lieferkette implementiert, 57 Prozent überwachen keine Arbeitsbedingungen und 44 Prozent verfügen über keine ausreichende Gesundheits- und Sicherheitsbereitschaft. [...]

Lieferketten waren vor der COVID-19-Krise extrem verwundbar. (c) nikbu - Fotolia
Lieferketten waren vor der COVID-19-Krise extrem verwundbar. (c) nikbu - Fotolia

EcoVadis hat die vierte jährliche Ausgabe seines Business Sustainability Risk & Performance Index veröffentlicht. Der Bericht enthält Erkenntnisse aus globalen Lieferketten-Ratings mit Analysen der Nachhaltigkeitsergebnissen von mehr als 40.000 Unternehmen, die von EcoVadis im Zeitraum von 2015 bis 2019 bewertet wurden.

Der diesjährige Index enthält auch ein spezielles Vertiefungsthema zur Berichterstattung über CO2-Emissionen sowie zwei Einzelberichte – der erste analysiert das Gesundheitskrisenrisiko und die Bereitschaft von Lieferketten vor COVID-19 (basierend auf Daten von Januar 2018 bis April 2020) und der zweite Bericht wirft einen Blick auf die Hersteller von Chemikalien und chemischen Produkten (basierend auf Daten von 2015 bis 2019).

Highlights aus den Analysen

  • Lieferketten waren vor der COVID-19-Krise extrem verwundbar. Auswertungen von 35.000 Lieferantenbewertungen ergaben, dass für jede Branche mehr als ein Viertel der Lieferanten keine Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit und Sicherheit der Beschäftigten und der ordnungsgemäßen Arbeitsbedingungen ergriffen haben und dass sie diese und andere wichtige Sorgfaltspflichtindikatoren ihrer eigenen Lieferanten nicht überwachen.
  • Nordamerikanische Unternehmen führend bei der Berichterstattung über CO2-Emissionen, aber Europa führend bei der Umsetzung von Maßnahmen. Achtzehn Prozent der Unternehmen in Nordamerika beteiligen sich an der direkten CO2-Berichterstattung, verglichen mit 15 Prozent der Organisationen in Europa und AMEA. Im Jahresvergleich schneidet Europa bei der Nachhaltigkeit jedoch weiterhin besser ab als andere Regionen und schneidet besonders gut beim Thema Umwelt ab. Was die Unternehmensgröße betrifft, so schneiden kleine und mittlere Unternehmen (KMU) bei der Emissionsberichterstattung deutlich schlechter ab als große Unternehmen, was die Notwendigkeit von Engagementstrategien unterstreicht, die die Reife des Managementsystems fördern und Verbesserungen anleiten.
  • Nachhaltige Beschaffung liegt weiterhin zurück. Mit Ausnahme der nachhaltigen Beschaffung sind alle Themenbereiche seit 2015 um mindestens 9% angestiegen. Während sich die Unternehmen mit den sozialen und arbeitsbezogenen Auswirkungen in ihren eigenen Betrieben befassen, vernachlässigen sie die Risiken, die bei ihren Zulieferern bestehen – eine verpasste Gelegenheit, die Wertschöpfung zu steigern und in der nächsten Stufe der Beschaffungskette Widerstandsfähigkeit zu schaffen.
  • Chemiezulieferer haben ihre Nachhaltigkeitspraktiken stark verbessert. Während dieser Trend vor allem auf kleine und mittelständige Unternehmen zutrifft, haben Organisationen aller Größen in dieser Branche durchweg positive Fortschritte erzielt. Brancheninitiativen, wie Together for Sustainability (TfS), stellen ein positives Beispiel für die Zukunft anderer Branchen dar.

„Die aktuelle Pandemie hat die Risiken und Schwachstellen in der Lieferkette unter die Lupe genommen“, sagte Pierre-Francois Thaler, Co-CEO von EcoVadis. „Wenn Unternehmen ihre Betriebsabläufe wiederaufbauen wollen, müssen sie sicherstellen, dass starke Nachhaltigkeitspraktiken im Vordergrund stehen, insbesondere bei der Lieferantenauswahl und dem Beziehungsmanagement. Ein Unternehmen ist nur so stark wie sein schwächster Lieferant – und ohne ein ganzheitliches Nachhaltigkeitsmanagementsystem werden Organisationen weiterhin unter Unterbrechungen in der Lieferkette leiden und keinen wesentlichen Beitrag zu globalen Nachhaltigkeitsergebnissen leisten können“.

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EcoVadis bewertet Organisationen nach 21 Nachhaltigkeitskriterien in vier Themenbereichen: Umwelt, Arbeits- und Menschenrechte, Geschäftsethik und nachhaltige Beschaffung. Die Ratings von EcoVadis vergeben Punktzahlen (Scores) auf einer Skala von Null bis 100, wobei unter 25 ein hohes Risiko, 24-44 ein mittleres Risiko, über 45 eine mäßige oder gute Leistung, über 64 eine fortgeschrittene Leistung darstellen. Im diesjährigen Index erhielten 57% der bewerteten Unternehmen eine Punktzahl (Score) von 45 oder höher (gegenüber 51% im Jahr 2018 und 45% im Jahr 2015). Dies bedeutet einen siebenprozentigen Anstieg gegenüber den letzten drei Jahren, in denen dieser Wert zwischen 49% und 51% lag, was darauf hindeutet, dass die Lieferketten möglicherweise einen Drehpunkt erreicht haben und bereit sind, über „Compliance“ und die Einhaltung von Vorschriften hinaus zu Leistung und Widerstandsfähigkeit überzugehen. Die Daten zeigten auch, dass in drei der vier Themenbereiche kleine und mittelständische Unternehmen weiterhin bessere Leistungen zeigen als die großen Unternehmen.

„Jetzt ist es an der Zeit, Nachhaltigkeitsprogramme zu beschleunigen. Obwohl es noch viel Raum für Verbesserungen gibt, deutet dieser Dreh- und Angelpunkt auf einen sich beschleunigenden Trend der Bereitschaft der Lieferkette hin, der ‚Compliance‘-Falle zu entkommen und einen Leistungsmanagement-Ansatz für Nachhaltigkeit zu verfolgen“, fügte Thaler hinzu.

Der EcoVadis-Index untersucht die Leistung sowohl kleiner und mittelständischer Unternehmen (Organisationen mit 26-999 Mitarbeitenden) als auch großer Unternehmen (Organisationen mit 1.000 oder mehr Mitarbeitenden) in fünf geographischen Regionen und zehn Industriesektoren: leichte, schwere und fortgeschrittene Fertigung, Lebensmittel und Getränke, Baugewerbe, Großhandel, Transport, Informations- und Kommunikationstechnologie (ICT) sowie Finanzen, Recht und Beratung.


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