Studie: Public Cloud-Integration bewegt den gesamten Markt

Deutsche Unternehmen geben in diesem Jahr rund 17 Milliarden Euro für Public Cloud Computing aus. Somit ist die Public Cloud das Fundament der digitalen Transformation. Dies bestätigt auch der aktuelle "ISG Provider Lens Germany 2018 – Cloud Platforms & Technology/Access Services" der ISG Information Services Group. [...]

Laut dieser Studie stehen technologisch gesehen Angebote zum API (Application Programming Interface) und zum Performance-Management der Public Cloud-Anbindung sowie (Kosten-)Kontrolle hoch im Kurs. Die ISG-Analysten fanden zudem heraus, dass die notwendige Standardisierung für die Public Cloud, in der Marktplätze emporsprießen, in zweierlei Hinsicht erfolgt: durch (Hyper) Converged Systems/Appliances oder Managed Hybrid Cloud Integration-Plattformen auf der Endanwenderseite. IT-Dienstleister müssen in diesen komplexen Feldern den Technologieüberblick behalten und vor allem Aspekte des Vertrags- und Integrationsmanagements beisteuern. Die Studie analysierte in ihrer jüngsten Ausgabe erneut über 100 der in Deutschland relevanten Anbieter in den Teilmärkten „Cloud Platforms“ und „Technology/Access Services“.

Organisatorisch und kulturell hat Cloud einen starken Einfluss auf das Miteinander innerhalb und außerhalb der Unternehmensgrenzen. Unternehmen setzen heute der ISG-Studie zufolge konsequent auf Groupware-Lösungen aus der Cloud und auf Unified Communications as a Service, um die steigenden Arbeitsanforderungen in einem zunehmend internationalen Geschäft zu bewältigen. Darüber hinaus betrachtete ISG weitere Segmente des cloud-getriebenen Wandels in den Unternehmen, wie beispielsweise IT-Administration, Marketing oder Forschung und Entwicklung und fand heraus, dass Cloud Computing zunehmend unterschiedliche IT-Geschwindigkeiten erlaubt und forciert. Diese müssen unter Compliance-Gesichtspunkten und vielen weiteren Aspekten transparent und prozessual sauber gemanaged werden.

„Vor dem Hintergrund der schnellen Veränderung durch Cloud Computing ist es nicht verwunderlich, dass die meisten Unternehmen durch die steigende Komplexität überfordert sind. Dies gilt speziell für die Konzeption, Integration und auch Nutzung von Multi-Cloud-Plattformen. Hier sind Service-Provider gefragt, die technologisch versiert sind und eigene oder veredelte Tools und Managed Services mit Services der Public Cloud-Provider verbinden können“, so Heiko Henkes, ISG Director und Lead Advisor der Studie. „Endanwender haben vor allem den Wunsch, Datensilos aufzulösen und möglichst viele Daten analysieren zu können, um daraus Ableitungen für Geschäftsentscheidungen zu ziehen. Dies verkompliziert die Situation zusätzlich. Hinzu kommt die Notwendigkeit, die Applikationsentwicklung oder zumindest das Schnittstellenmanagement mit der Betriebsabteilung bis hoch zum Management über DevOps-Verfahren zu verzahnen“, so Henkes. In Verbindung mit dem Cloud-Management für die Provisionierung und Orchestration der IaaS-Ressourcen könnten Unternehmen Application Performance Management- und API Management-Plattformen nutzen, um den Überblick zu behalten und neben dem Soll-/Ist-Performance-Vergleich auch externe Services anzubinden.

Beim Thema „Hybrid Cloud Readiness“ führt der Studie zufolge kein Weg an Microsoft und an VMware als Platzhirsche im Private Cloud-Segment vorbei. VMware geht Partnerschaften ein, um für den Übergang von der Private Cloud zur Public Cloud zu sorgen und stellt dafür „Steigbügel“ für Kunden bereit, egal mit welchem Cloud-Infrastruktur-Anbieter sie kooperieren. Gleichzeitig fährt VMware das eigene Engagement als Infrastruktur-Anbieter zurück. Microsoft liefert bekanntlich schon viele Jahre Infrastruktur- und Business-Software und ist daher in einer guten Position. Nun bietet Microsoft über Azure Stack eine neue IaaS/PaaS Appliance mit Original Equipment Manufacturers (OEM) an, die sich primär über Professional Services differenzieren. AWS fehlt eine solche Appliance noch komplett. Google ging jüngst eine Partnerschaft mit Cisco ein, um im Bereich OnPremise Cloud näher am Kunden arbeiten zu können.

Im Bereich Anwendungen beziehungsweise Microservices verzeichnet die Studie die stärksten Veränderungen im Markt. Nicht nur Application Performance Monitoring-Tools und Release Automation-Tools liegen im Trend. Immer häufiger werden Anwendungen auch im Rahmen des Transfers von der Private zur Public Cloud per Lift & Shift in eine neue und cloudbasierte Umgebung verschoben, sofern dies ohne ein eher kostspieliges Re-Architect-Verfahren möglich ist. Der SaaS-Markt dominiert daher nicht nur die Umsatzzahlen, sondern auch das Tool- und Lösungsangebot.

Zusätzlich wird das exponentielle Wachstum des Markts durch künstliche Intelligenz getrieben, die speziell im zukunftsträchtigen SaaS-Markt verstärkt Einzug hält. Über Robotic Process Automation (RPA), Machine Learning beziehungsweise Deep Learning und letztlich auch Cognitive Systems werden nicht nur Bots mit zunehmenden Soft Skills geboren. Auch die Systemumgebungen werden intelligenter und steuern sich immer häufiger autonom auf Basis von historischen Werten bis hin zu neu erlernten Regeln.

Platforms – Cloud Marketplaces
Cloud-Marktplätze adressieren modernes Supply- und Demand-Management für XaaS-Lösungen. Dennoch blieben an vielen Stellen die Umsätze hinter den Erwartungen zurück. Dies gilt beinahe gleichermaßen für geschlossene Marktplätze für Reseller als auch für offene Marktplätze für Endanwender. Die Angebote stammen aus den Federn der größten Public Cloud-Provider wie auch der Distributoren.

Platforms – Managed OpenStack Distributions

Die OpenStack-Gemeinde bröckelt. Übrig bleiben zum Beispiel Anbieter, die sich von umständlichen Update-Rollouts verabschieden und dagegen auf Kubernetes sowie DriveTrain als Lifecycle Management (LCM)-Lösungen setzen. Diese Veränderung trägt dem eigentlichen Cloud-Aspekt Rechnung, um das System kontrollierbar und vor allem im laufenden Betrieb update-fähig zu halten. Attraktive Konzepte findet man derzeit zum Beispiel bei den Unternehmen Mirantis und Rackspace.

Platforms – Hybrid Cloud Integration & Broker Services
Aufgrund der hohen Komplexität in diesem Marktsegment ist auf Provider-Seite sowohl technische als auch organisatorische Expertise gefragt. Provider sind daher nicht nur auf der technischen Seite gefordert, sondern brauchen auch ein hohes Maß an Projektmanagement-Kompetenzen. Hinzu kommt, dass nicht alle genutzten IT-Services auf der Endkundenseite prozessual und SLA-seitig definiert sind, sodass sich diese nur selten in eine Hybrid Cloud-Plattform integrieren lassen. Aufgrund der hohen Komplexität und der fehlenden Nachfrage von Kundenseite lichtet sich der Markt weiter. 2016 schied DBCE aus dem Markt aus und 2017 verabschiedet sich Capgemini aus diesem Segment. Mit CGI und der „direkt gruppe“ stoßen jedoch zwei vielversprechende Service-Provider mit attraktiven Lösungen in dem angeschlagenen Markt hinzu.

Technologies – API Management

Eine API Management-Plattform ermöglicht es, die Bereitstellung von APIs für verschiedenste Zielgruppen in effizienter Form dauerhaft und cloud-übergreifend zu organisieren. Wesentliche Aspekte hierbei sind die Unterstützung von Entwicklung und Implementierung, Unterstützung der Veröffentlichung, Bereitstellung eines geeigneten Lifecycle Managements, ein umfassendes Identity and Access Management sowie zugehörige Analytics-Funktionalitäten.

Der Markt für API Management-Plattformen ist derzeit davon gekennzeichnet, dass die großen IT-Player eine immer aktivere Rolle spielen. Dies erfolgt einerseits durch Übernahmen wie zum Beispiel von Apigee durch Google. Andererseits durch verstärkte Bemühungen, innerhalb des eigenen Angebots die Funktionalität des API-Managements umfassend und integriert in das Gesamtangebot zur Verfügung zu stellen, wie dies derzeit bei SAP geschieht. Dabei ist speziell für die Fälle, in denen auch unternehmenskritische Anwendungen auf einer solchen Basis realisiert werden sollen, eine stärkere Fokussierung auf Skalierbarkeit, Zuverlässigkeit sowie auf einen geeigneten Support zu erkennen. Es bleibt abzuwarten, inwiefern die eher kleinen Anbieter künftig solche Betriebsaspekte ebenfalls zufriedenstellend abdecken können. Hingegen ermöglichen die meisten Anbieter inzwischen eine zumindest zufriedenstellende Funktionalität für den Entwicklungsprozess der jeweiligen Anwendung selbst. Ausbaufähig sind vielfach die Bereitstellung von standardisierten Szenarien für IoT-Funktionen sowie für die Anbindung von Mobile Devices.

Insgesamt wurden in diesem Quadranten 15 Unternehmen beurteilt, von denen fünf (Apigee, CA Technologies, IBM, MuleSoft und Software AG) als Leader eingestuft wurden. Darüber hinaus wurde SAP aufgrund der erheblichen Investitionen in die SAP Cloud Platform (SCP) als zukünftige zentrale Integrationsplattform innerhalb des SAP-Portfolios als Rising Star klassifiziert.

Technologies – Application Performance Monitoring
In diesem Marktsegment hat es in der jüngeren Vergangenheit bezüglich der Wettbewerber im Wesentlichen zwei Veränderungen gegeben. Zum einen wurde eines der bislang führenden Unternehmen – App Dynamics – durch Cisco übernommen. Zum anderen führte die Neustrukturierung der vormaligen HPE dazu, dass das entsprechende Produkt zum Application Performance Monitoring in dieser Studie bereits unter der Firma Micro Focus geführt wird. Als wesentlicher und noch recht neuer Player in diesem Segment ist Microsoft zu nennen, das ein entsprechendes Produkt im Rahmen der Azure-Platform bereitstellt. Für alle Anbieter sind die Erweiterung der funktionalen Abdeckung sowie die Einbeziehung unterschiedlicher Komponenten in das jeweilige Monitoring wesentliche Herausforderungen.

Technologies – Hybrid Cloud Management & Orchestration
Im Jahr 2016 verzeichneten im Rahmen des Hybrid Cloud-Managements insbesondere Container den Durchbruch für Neuinstallationen und agile Infrastruktur-Teams. Lösungen werden immer ausdifferenzierter und modularer. Dies zeigt sich in der Produktvielfalt und in dem Tiefgang, der längst von Ressourcen-Provisionierung zur komplexen Multi-Cloud-Orchestrierung inklusive Cluster- und Knoten-Management und Enterprise-konformen Abrechnungsfunktionen übergegangen ist. 2017 ist das Jahr der (Public Cloud) Orchestration, zu der vor allem Lifecycle-, Kosten- und Performance-Management gehören. Die Provider im Leader-Umfeld haben ihre Hausaufgaben in dieser Hinsicht gemacht. Der Neueinsteiger fluidOps geht dabei sogar noch einen Schritt weiter und punktet wie kaum eine andere Lösung mit analytischen Integrationsfähigkeiten.

Technologies – Hyper Converged Systems
Der ehemals Hardware-getriebene Markt folgt dem Gesamtmarkt-Trend hin zur Software. Der Wandel hält jedoch nur langsam Einzug und kämpft noch gegen etablierte Geschäftsmodelle und Gepflogenheiten. Die den sich ändernden Markterfordernissen angepassten Bewertungskriterien führten dazu, dass es dem „Rising Star“ des Vorjahres, Nutanix, nicht gelang, in den Leader-Quadranten vorzustoßen. Da die Gründe hierfür nicht beim Anbieter selbst liegen, hat sich ISG entschlossen, Nutanix aufgrund der weiterhin hohen Dynamik des Unternehmens auch in diesem Jahr als „Rising Star“ auszuzeichnen. Nachdem HPE SimpliVity gekauft hatte, ging der Markt davon aus, dass Cisco bei Nutanix zuschlagen würde. Cisco akquirierte in der Zwischenzeit jedoch Springpath.

Access – Colocation Hubs
Die Nachfrage nach Cloud Colocation Hub-Services hat in den letzten zwölf Monaten deutlich zugenommen. Die großen Anbieter wie Equinix, e-shelter und Interxion erweitern ihre Datacenter für den Colocation-Service und auch das Cloud-Angebot. Zahlreiche Cloud Service-Provider nutzen diese Offerings und ziehen in die Rechenzentren der Colocation-Betreiber ein. Der Aufbau eigener Rechenzentrumsressourcen ist nicht mehr Pflicht, sondern eher eine Seltenheit im Go-to-Market für einen Managed Service-Provider, der zunehmend „Flugblättchen“ für die Public Cloud Hyperscaler verteilt.


Mehr Artikel

News

Bad Bots werden immer menschenähnlicher

Bei Bad Bots handelt es sich um automatisierte Softwareprogramme, die für die Durchführung von Online-Aktivitäten im großen Maßstab entwickelt werden. Bad Bots sind für entsprechend schädliche Online-Aktivitäten konzipiert und können gegen viele verschiedene Ziele eingesetzt werden, darunter Websites, Server, APIs und andere Endpunkte. […]

Frauen berichten vielfach, dass ihre Schmerzen manchmal jahrelang nicht ernst genommen oder belächelt wurden. Künftig sollen Schmerzen gendersensibel in 3D visualisiert werden (c) mit KI generiert/DALL-E
News

Schmerzforschung und Gendermedizin

Im Projekt „Embodied Perceptions“ unter Leitung des AIT Center for Technology Experience wird das Thema Schmerzen ganzheitlich und gendersensibel betrachtet: Das Projektteam forscht zu Möglichkeiten, subjektives Schmerzempfinden über 3D-Avatare zu visualisieren. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*