Studie: Wirtschaftliche Vorteile für Inhaber geistiger Eigentumsrechte

Eine gemeinsame Studie des Europäischen Patentamts (EPA) und des Amts der Europäischen Union für geistiges Eigentum (EUIPO) zeigt, dass europäische Unternehmen, die Inhaber von geistigen Eigentumsrechten sind, durchschnittlich 20 Prozent höhere Einnahmen pro Mitarbeiter verzeichnen als Firmen ohne solche Rechte. [...]

Es empfiehlt sich, geistiges Eigentum des Unternehmens schützen zu lassen. (c) Ulrich Wechselberger / Pixabay
Es empfiehlt sich, geistiges Eigentum des Unternehmens schützen zu lassen. (c) Ulrich Wechselberger / Pixabay

Wie eine neue Studie des Europäischen Patentamts (EPA) und des Amts der Europäischen Union für geistiges Eigentum (EUIPO) zeigt, erwirtschaften Unternehmen, die Inhaber von mindestens einem Patent, einem eingetragenen Geschmacksmuster oder einer Marke sind, im Durchschnitt 20 Prozent höhere Einnahmen pro Mitarbeiter als Unternehmen ohne solche Rechte. Zudem zahlen Firmen, die geistige Eigentumsrechte besitzen (engl. IP Rights, kurz IPR) im Durchschnitt 19 Prozent höhere Löhne und Gehälter.

Die Studie „Rechte des geistigen Eigentums und Unternehmensleistung in der EU“ bestätigt den nachhaltigen, positiven Zusammenhang zwischen der Wirtschaftsleistung eines Unternehmens und dem Besitz von unterschiedlichen Rechten des geistigen Eigentums. Auch bei den einzelnen Rechten gibt es Unterschiede: Unternehmen mit Patenten erzielen im Durchschnitt 36 Prozent höhere Einnahmen pro Mitarbeiter und bezahlen 53 Prozent höhere Löhne im Vergleich zu solchen, die über keine geistigen Eigentumsrechte verfügen. Inhaber von eingetragenen Geschmacksmustern (32 Prozent höhere Einkommen und 30 Prozent höhere Löhne) und Marken (21 Prozent höhere Einnahmen und 17 Prozent höhere Löhne) weisen ebenfalls eine höhere Wirtschaftsleistung aus als vergleichbare Unternehmen ohne solche Rechte.

António Campinos, Präsident des EPA (c) EPA

Der Präsident des EPA, António Campinos, erklärte: „Je stärker das Portfolio aus Rechten des geistigen Eigentums, desto besser die wirtschaftliche Leistung eines Unternehmens. Firmen mit geistigen Eigentumsrechten generieren nicht nur mehr Umsatz, ihre Mitarbeiter verdienen auch mehr. Das sind wichtige Signale für unsere Wirtschaft und Gesellschaft. Die Studie verdeutlicht zudem das enorme, noch ungenutzte Potential für KMU in Europa. Sie zeigt, dass kleinere Firmen am deutlichsten vom Besitz geistiger Eigentumsrechte profitieren können. Hinzu kommt, dass Unternehmen, die ihre Innovationen konsequent mit IP-Rechten geschützt hatten, maßgeblich dazu beigetragen haben, Europa durch die Finanzkrise von 2008 zu bringen. Vor diesem Hintergrund bin ich der festen Überzeugung, dass die Innovationsfähigkeit auch die Erholung Europas von den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie begünstigen wird.“

Christian Archambeau,
Exekutivdirektor des EUIPO (c) EUIPO

Der Exekutivdirektor des EUIPO, Christian Archambeau, sagte: „Als Ergebnis der Zusammenarbeit zwischen dem EUIPO und dem EPA liefert diese Studie einen weiteren Beleg für die positive Relation von Rechten des geistigen Eigentums und wirtschaftlicher Leistung. Dies gilt insbesondere für die KMU, die die Grundlage der europäischen Wirtschaft bilden. Im derzeitigen für die Mehrheit der europäischen Unternehmen kritischen Kontext unterstreichen diese Ergebnisse, wie wichtig es ist, kleinen Unternehmen den Schutz ihrer Innovationen und ihrer Kreativität durch Rechte des geistigen Eigentums zu erleichtern, was zugleich eines der Hauptziele unseres Strategieplans 2025 ist.“

Die neue Studie liefert damit einen weiteren Anhaltspunkt für die große Bedeutung geistiger Eigentumsrechte für die europäische Wirtschaft. Eine gemeinsame EPA-EUIPO-Studie zu schutzrechtsintensiven Wirtschaftszweigen aus dem Jahr 2019 zeigte bereits, dass diese Sektoren einen bedeutenden und wachsenden Anteil an der Wirtschaftstätigkeit und der Beschäftigung in Europa generieren. Eine weitere gemeinsame Studie beider Ämter von 2019 belegt zudem, dass KMU, die im Besitz von Patenten, Designrechten oder Marken sind, mit größerer Wahrscheinlichkeit ein hohes Umsatzwachstum verzeichnen werden als andere KMU. Die beiden Studien verdeutlichen die positive Beziehung zwischen Rechten des geistigen Eigentums und der Wirtschaftsleistung sowohl auf makroökonomischer als auch auf Unternehmensebene.

Wer auf geistiges Eigentum achtet, ist wirtschaftlich erfolgreicher

Die neue Studie untersucht ebenfalls die Wirkung von Rechten des geistigen Eigentums unabhängig von der Unternehmensgröße oder den Besonderheiten der Länder und Branchen, in denen eine Firma tätig ist. Auch hier wird der positive Zusammenhang zwischen geistigen Eigentumsrechten und wirtschaftlicher Leistung deutlich: Es zeigt sich, dass Unternehmen, die IP-Rechte besitzen, pro Mitarbeiter sogar um 55 Prozent höhere Einnahmen erwirtschaften können als vergleichbare Firmen ohne IPR. 

Großes Potenzial für KMU

Aus der Analyse geht zudem hervor, dass diese Relation bei KMU besonders ausgeprägt ist: Kleine und mittlere Unternehmen mit IP-Rechten verzeichnen 68 Prozent höhere Einnahmen pro Mitarbeiter im Vergleich zu ähnlichen KMU ohne solche Rechte. Bei größeren Unternehmen betragen diese Einnahmenaufschläge gegenüber Nicht-Inhabern 18 Prozent pro Mitarbeiter. Wie die Studie zeigt, sind jedoch weniger als 9 Prozent der KMU in Europa Inhaber eines der drei betrachteten IP-Rechte. Bei großen Unternehmen liegt der entsprechende Anteil bei fast 60 Prozent. Dies belegt das beträchtliche Nutzungspotential für kleinere Unternehmen, wenn es um die bessere Anwendung geistiger Eigentumsrechte geht.

Noch höhere Einnahmen pro Mitarbeiter erzielen KMU, die unterschiedliche Rechte des geistigen Eigentums kombinieren: Kleine Unternehmen, die sowohl über Patente und Marken verfügen, erwirtschaften 75 Prozent mehr an Einnahmen als vergleichbare KMU ohne geistige Eigentumsrechte. Eine Mehrleistung von 84 Prozent wird erreicht, wenn das Unternehmen über Geschmacksmuster und Marken verfügt. KMU, die Inhaber sowohl von Patenten als auch Marken und eingetragenen Geschmacksmustern sind, erlangen sogar fast das Doppelte (98 Prozent) an Einnahmen pro Mitarbeiter im Vergleich zu ähnlichen Unternehmen, die über keines der drei geistigen Eigentumsrechte verfügen.

Des Weiteren zeigt der Bericht, dass Unternehmen mit geistigen Eigentumsrechten besonders stark in den Wirtschaftszweigen „Information und Kommunikation“ (18 Prozent der Unternehmen in diesem Sektor sind Inhaber geistiger Eigentumsrechte), im „Verarbeitenden Gewerbe“ (14 Prozent) sowie der „Erbringung von sonstigen Dienstleistungen“ (14 Prozent) und bei „wissenschaftlichen und technischen Tätigkeiten“ (13 Prozent) vertreten sind.

EPA und EUIPO

Mit 6 600 Bediensteten ist das Europäische Patentamt (EPA) eine der größten Behörden in Europa. Das EPA, das seinen Hauptsitz in München sowie Niederlassungen in Berlin, Brüssel, Den Haag und Wien hat, wurde mit dem Ziel gegründet, die Zusammenarbeit zwischen den Staaten Europas auf dem Gebiet des Patentwesens zu stärken. Dank des zentralisierten Verfahrens vor dem EPA können Erfinder hochwertigen Patentschutz in bis zu 44 Staaten erlangen, die zusammen einen Markt von rund 700 Millionen Menschen umfassen.

Das Amt der Europäischen Union für geistiges Eigentum (EUIPO)  ist eine dezentrale Agentur der EU mit Sitz in Alicante, Spanien. Es verwaltet die Eintragung der Unionsmarke (EUTM) und des eingetragenen Gemeinschaftsgeschmacksmusters (RCD). Beide gewährleisten in allen EU-Mitgliedstaaten den Schutz des geistigen Eigentums. Das EUIPO arbeitet darüber hinaus mit den nationalen und regionalen Ämtern der EU für geistiges Eigentum zusammen.

Weitere Infos zum EPA finden Interessierte unter  www.epo.org/index_de.html und zum EUIPO unter https://euipo.europa.eu/ohimportal/de/.


Mehr Artikel

News

KI ist das neue Lernfach für uns alle

Die Mystifizierung künstlicher Intelligenz treibt mitunter seltsame Blüten. Dabei ist sie weder der Motor einer schönen neuen Welt, noch eine apokalyptische Gefahr. Sie ist schlicht und einfach eine neue, wenn auch höchst anspruchsvolle Technologie, mit der wir alle lernen müssen, sinnvoll umzugehen. Und dafür sind wir selbst verantwortlich. […]

Case-Study

Erfolgreiche Migration auf SAP S/4HANA

Energieschub für die IT-Infrastruktur von Burgenland Energie: Der Energieversorger hat zusammen mit Tietoevry Austria die erste Phase des Umstieges auf SAP S/4HANA abgeschlossen. Das burgenländische Green-Tech-Unternehmen profitiert nun von optimierten Finanz-, Logistik- und HR-Prozessen und schafft damit die Basis für die zukünftige Entflechtung von Energiebereitstellung und Netzbetrieb. […]

FH-Hon.Prof. Ing. Dipl.-Ing. (FH) Dipl.-Ing. Dr. techn. Michael Georg Grasser, MBA MPA CMC, Leiter FA IT-Infrastruktur der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft m.b.H. (KAGes). (c) © FH CAMPUS 02
Interview

Krankenanstalten im Jahr 2030

Um sich schon heute auf die Herausforderungen in fünf Jahren vorbereiten zu können, hat die Steiermärkische Krankenanstaltengesellschaft (KAGes) die Strategie 2030 formuliert. transform! sprach mit Michael Georg Grasser, Leiter der Fachabteilung IT-Infrastruktur. […]

News

Risiken beim Einsatz von GenAI in vier Schritten senken

Die Themen Datenschutz und Modellverwaltung sind in der Datenwissenschaft zwar nicht neu, doch GenAI hat ihnen eine neue Dimension der Komplexität verliehen, die Datenschutzbeauftragte vor neue Herausforderungen stellt. Die Data-Science-Spezialisten von KNIME haben die Potenziale und Risiken der KI-Nutzung beim Einsatz bei der Datenarbeit zusammengefasst und empfehlen vier Schritte zur Risikominimierung. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*