.sucks: Umstrittene Domain wird Fall für Behörden

Mit ".sucks" - quasi ".stinkt" - wird eine der umstrittensten neuen Domain-Endungen zum Fall für die Behörden. Denn die Domainverwaltung ICANN hat Zweifel, ob Betreiber Vox Populi nicht gegen das Recht verstößt. Dieser verlangt von Markeninhabern ein Vielfaches des üblichen Marktpreises, um sich Domains vorab zu sichern. Für Kritiker grenzt das an Schutzgelderpressung. Vox Populi sieht die Endung als Möglichkeit, verärgerten Kunden eine Stimme zu geben. [...]

Das englische Wort „sucks“ steht im Slang-Gebrauch dafür, dass etwas – ob Person, Marke, Ereignis oder sonst etwas – stinkt. Und das ist noch eine freundliche Übersetzung. Vox Populi wiederum heißt übersetzt „Stimme des Volkes“, und eben die soll die neue Domain laut Betreiber bieten. „sucks“ ist heute ein Protestausdruck, argumentiert das Unternehmen – eben einer, mit dem sich Konsumenten Luft machen können. Will sich ein Markeninhaber davor schützen, muss er die passende .sucks-Domain vorab kaufen – weit über marktüblichen Preisen. Diese Taktik ist aber womöglich illegal, so die ICANN.

Mit einem Brief hat die ICANN sowohl die amerikanische Federal Trade Commission (FTC) als auch das kanadische Office of Consumer Affairs um eine Einschätzung gebeten, ob Vox Populis Vergabepraxis illegal sei. Genau das vermuten nämlich Kritiker. Immerhin müssen Markeninhaber jetzt in einer Vorvergabephase 2.499 Dollar für eine Domain hinblättern, wenn sie nicht riskieren wollen, dass sie später ein Scherzbold für gerade einmal zehn Dollar bekommt. „Ich denke im Prinzip, das ist Erpressung“, meint Adobes Chefanwalt J. Scott Evans gegenüber NPR. Diese Ansicht teilen auch andere Markeninhaber.

Vox Populi beharrt freilich darauf, dass die neue Endung Diskussion zum Wohle der Konsumenten anregen könne. Diese hehre Intention spielt das Unternehmen auch mit einem Werbespot hoch, in dem es Bürgerrechtler Martin Luther King Jr. bemüht. Der Verbraucherschützer und ehemalige Präsidentschaftskandidat Ralph Nader tritt darin als Testimonial auf und sagt: „Sucks ist jetzt ein Protestausdruck.“ Ob die FTC und die kanadische Konsumentschutzbehörde dem folgen werden, bleibt abzuwarten.

ICANN-Chefanwalt John Jeffrey bittet die Behörden um schnelle Bearbeitung der Anfrage. Immerhin ist die erste Vergabephase (Sunrise) für .sucks-Domains bereits angelaufen und endet am 29. Mai 2015. In dieser Zeit haben zunächst Markeninhaber die Chance, Domains zu erwerben – wie bei allen neuen Endungen, darunter aktuell auch „.porn“. Dabei ist es durchaus üblich, dass Marken entsprechende Domains vorsichtshalber kaufen. An .sucks stört Rechteinhaber im Vergleich zu anderen besonders, dass die Endung recht klar für potenzielle Beschimpfungen gedacht scheint und relativ hohe Beträge fällig werden. (pte)


Mehr Artikel

Rüdiger Linhart, Vorsitzender der Berufsgruppe IT der Fachgruppe UBIT Wien. (c) WeinwurmFotografie
Interview

IT-Berufe im Fokus: Innovative Lösungen gegen den Fachkräftemangel

Angesichts des anhaltenden IT-Fachkräftemangels ist schnelles Handeln gefordert. Die Fachgruppe IT der UBIT Wien setzt in einer Kampagne genau hier an: Mit einem breiten Ansatz soll das vielfältige Berufsbild attraktiver gemacht und innovative Ausbildungswege aufgezeigt werden. IT WELT.at hat dazu mit Rüdiger Linhart, Vorsitzender der Berufsgruppe IT der Fachgruppe UBIT Wien, ein Interview geführt. […]

News

ISO/IEC 27001 erhöht Informationssicherheit bei 81 Prozent der zertifizierten Unternehmen

Eine Umfrage unter 200 Personen verschiedener Branchen und Unternehmensgrößen in Österreich hat erstmals abgefragt, inwiefern der internationale Standard für Informationssicherheits-Managementsysteme (ISO/IEC 27001) bei der Bewältigung von Security-Problemen in der Praxis unterstützt. Ergebnis: Rund 81 Prozent der zertifizierten Unternehmen gaben an, dass sich durch die ISO/IEC 27001 die Informationssicherheit in ihrem Unternehmen erhöht hat. […]

News

Public Key Infrastructure: Best Practices für einen erfolgreichen Zertifikats-Widerruf

Um die Sicherheit ihrer Public Key Infrastructure (PKI) aufrecht zu erhalten, müssen PKI-Teams, sobald bei einer Zertifizierungsstelle eine Sicherheitslücke entdeckt worden ist, sämtliche betroffenen Zertifikate widerrufen. Ein wichtiger Vorgang, der zwar nicht regelmäßig, aber doch so häufig auftritt, dass es sich lohnt, PKI-Teams einige Best Practices für einen effektiven und effizienten Zertifikatswiderruf an die Hand zu geben. […]

News

UBIT Security-Talk: Cyberkriminalität wächst unaufhaltsam

Jedes Unternehmen, das IT-Systeme nutzt, ist potenziell gefährdet Opfer von Cyberkriminalität zu werden, denn die Bedrohung und die Anzahl der Hackerangriffe in Österreich nimmt stetig zu. Die Experts Group IT-Security der Wirtschaftskammer Salzburg lädt am 11. November 2024 zum „UBIT Security-Talk Cyber Defense“ ein, um Unternehmen in Salzburg zu unterstützen, sich besser gegen diese Bedrohungen zu wappnen. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*