Sundt sprach im Telekom-Prozess über Grasser-Pläne

Im Telekom-Prozess rund um eine Kursmanipulation im Jahr 2004 hat der mitangeklagte damalige Telekom-Generaldirektor Heinz Sundt im Strafprozess einen Einblick in den im letzten Moment gescheiterten Einstieg der Swisscom bei der Telekom und den Börsegang 2000 gegeben. [...]

Der damalige Finanzminister Grasser wollte demnach Staatsanteile an der Telekom verkaufen, um ein Nulldefizit erreichen zu können. 
Bereits am Montag hatten Ex-Finanzvorstand Stefano Colombo und Ex-Festnetzvorstand Rudolf Fischer berichtet, dass das Umfeld für einen Börsegang damals sehr schlecht war. Sundt meinte nun am zweiten Prozesstag im Wiener Landesgericht: „Der Zeitpunkt für den Börsegang war sehr ungünstig.“
Nachdem die Telekom Austria bereits an der Börse war, gab es intensive Verhandlungen mit der Swisscom betreffend eines Einstieges der Schweizer. Medienberichte darüber trieben den Kurs in die Höhe – bis laut Sundt der damalige ÖIAG-Chef Peter Michaelis Gespräche mit den Schweizern dementierte und den Deal damit abgeblasen hatte – zum großen Erstaunen von Sundt. Die Folge war ein deftiger Kurssturz. Das Unternehmen hatte damals an einem Tag 1,4 Mrd. Euro an Börsewert verloren. Das Michaelis-Interview „kurz vor dem 20. Februar 2004“ hatte Sundt offenbar geärgert, da dadurch das Erreichen der Kursschwelle von 11,70 Euro für das Mitarbeiteroptionsprogramm erschwert wurde.Während Grasser und die Bundesregierung unter Kanzler Schüssel die Schuld bei den Schweizern für das Scheitern suchten, stellte Sundt nun vor Richter Michael Tolstiuk klar, dass in Österreich „der politische Wille gefehlt hat“, einen Teil des Unternehmens an den Schweizer Monopolisten unter dem Titel „Privatisierung“ zu verkaufen. Grasser führte 2004 den geplatzten Swisscom-Einstieg auf „eine ganze Reihe von harten österreichischen Bedingungen“ zurück, über die „die Schweizer nicht drüberspringen“ konnten. Unterstützung bekam Grasser damals von Vizekanzler Gorbach und dem Kärntner Landeshauptmann Haider.Zu Beginn des heutigen Verhandlungstags wurde die Vernehmung des mitangeklagten Ex-Telekom-Finanzvorstands Colombo abgeschlossen. Zum Anklagevorwurf gegen ihn, dass er – nach der Kursmanipulation durch die Euro Invest – im Jahr 2004 oder 2005 als Telekom-Vorstand einen Betrag von 270.000 Euro aus dem Facility Management entnommen und zur Bezahlung von Euro Invest verwendet habe, meinte Colombo kurz: „Ich habe davon nichts gewusst“. Laut Anklagevorwurf hat Colombo einen Prokuristen angewiesen, das Geld zu entnehmen, um es zur Bezahlung des mitangeklagten Euro Invest-Bankers Johann Wanovits zu verwenden. Colombo war Vorgesetzter des damaligen Controlling-Chefs Gernot Schieszler, der nun auf einen Status als Kronzeuge hofft und nächste Woche aussagen soll. Schieszler sei ein ehrgeiziger Mitarbeiter gewesen, der auf eine Karriere gehofft habe, schilderte Colombo.


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