Superagency am Arbeitsplatz: Wie künstliche Intelligenz Unternehmen transformieren kann

Eine aktuelle Studie von McKinsey untersucht, wie Unternehmen das Potenzial generativer künstlicher Intelligenz ausschöpfen können. Sie kommt zu dem Schluss, dass Mitarbeiter für den Einsatz von KI bereit sind, während Führungskräfte noch zögern. IT Welt.at hat sich die Studie angesehen. [...]

Millennials sind die aktivsten KI-Nutzer und treiben die Einführung in ihren Teams voran. (c) Pexels
Millennials sind die aktivsten KI-Nutzer und treiben die Einführung in ihren Teams voran. (c) Pexels

McKinsey zieht in der Studie „Superagency in the workplace: Empowering people to unlock AI’s full potential“ Parallelen zwischen der Einführung von KI und bahnbrechenden technologischen Umwälzungen der Vergangenheit, wie der industriellen Revolution oder dem Internet. KI-Modelle von Unternehmen wie OpenAI, Google und Meta sollen das Arbeitsumfeld grundlegend verändern. Das wirtschaftliche Potenzial wird auf 4,4 Billionen US-Dollar an zusätzlichem Produktivitätswachstum geschätzt.

Der in der Studie genutzte Begriff “Superagency” ist ein Konzept, das die transformative Rolle von KI in der Arbeitswelt beschreibt. Es geht dabei um die Fähigkeit von KI, menschliche Handlungsfähigkeit (Agency) auf ein neues Level zu heben, indem sie nicht nur unterstützt, sondern die Produktivität, Kreativität und Entscheidungsfindung von Menschen deutlich verstärkt.

Obwohl 92 Prozent der Unternehmen planen, ihre KI-Investitionen in den nächsten drei Jahren zu steigern, hält sich der unmittelbare wirtschaftliche Nutzen noch in Grenzen. Nur ein Prozent der Führungskräfte betrachtet ihr Unternehmen als „reif“ für den umfassenden KI-Einsatz.

Die Studie stellt die zentrale Frage: Wie können Unternehmen KI nutzen, um menschliche Produktivität und Kreativität zu steigern? Sie warnt davor, das Potenzial zu unterschätzen – in der Vergangenheit haben technologische Sprünge über Erfolg oder Misserfolg von Unternehmen entschieden.

Mitarbeiter nutzen KI häufiger als Führungskräfte denken

Ein zentrales Ergebnis der Studie ist die Diskrepanz zwischen der Nutzung von KI durch Mitarbeiter und den Wahrnehmungen der Führungsebene. Während C-Level-Manager glauben, dass nur vier Prozent ihrer Belegschaft KI für mehr als 30 Prozent ihrer täglichen Arbeit nutzen, ist die tatsächliche Zahl dreimal so hoch.

70 Prozent der befragten Mitarbeiter erwarten, dass KI innerhalb von zwei Jahren mindestens 30 Prozent ihrer Arbeit verändern wird. Zudem zeigen insbesondere Millennials (35- bis 44-Jährige) großes Interesse an der Technologie. Sie sind die aktivsten KI-Nutzer und treiben deren Einführung in ihren Teams voran.

Unternehmen zögern bei der Skalierung

Obwohl Unternehmen in KI investieren, sind viele Initiativen noch in einem frühen Entwicklungsstadium. Laut der Umfrage beschreiben 47 Prozent der C-Level-Führungskräfte das Entwicklungstempo ihrer KI-Programme als zu langsam. Hauptgründe sind fehlende Fachkräfte und zu komplexe Genehmigungsprozesse.

Eine weitere Herausforderung ist die Unsicherheit über den Return on Investment (ROI). Zwar erwarten 87 Prozent der Unternehmen in den nächsten drei Jahren Umsatzsteigerungen durch KI, bisher aber haben nur 19 Prozent tatsächlich nennenswerte Umsatzgewinne verzeichnet.

Geschwindigkeit versus Sicherheit

Unternehmen stehen vor dem Dilemma, KI schnell einzuführen und gleichzeitig Risiken wie Datenschutzverletzungen, algorithmische Verzerrungen oder Cyberangriffe zu minimieren. Die Studie zeigt, dass Mitarbeiter Bedenken hinsichtlich Genauigkeit und Datensicherheit haben. Dennoch vertrauen sie ihren Arbeitgebern mehr als externen Institutionen, wenn es um den sicheren KI-Einsatz geht.

Fehlende strategische Ambitionen

McKinsey stellt fest, dass viele Unternehmen das Potenzial von KI nur schrittweise nutzen, anstatt transformative Veränderungen anzustreben. Während Branchen wie Technologie, Gesundheitswesen und Medien führend bei KI-Investitionen sind, zögern insbesondere Unternehmen aus dem Einzelhandel und der Finanzbranche.

Auch auf funktionaler Ebene zeigen sich Unterschiede: Obwohl Bereiche wie Vertrieb, Softwareentwicklung und Forschung das größte wirtschaftliche Potenzial für KI haben, sind Mitarbeiter dort oft skeptisch. Unternehmen sollten daher nicht nur in Technologie, sondern auch in Schulungen und Change-Management investieren.

Kein technologisches, sondern ein Führungsproblem

Die Studie argumentiert, dass die größte Hürde für KI nicht die Technologie, sondern das Management ist. Viele Führungskräfte schieben die Verantwortung für mangelnde KI-Adoption auf Mitarbeiter, obwohl diese bereits aktiv KI nutzen.

McKinsey schlägt vor, dass Unternehmen ihre Organisationsstruktur überdenken und eine klarere KI-Strategie entwickeln. Dazu gehören Investitionen in Schulungen, flexible Budgetplanung und der Aufbau robuster Governance-Modelle.

Das Fazit der ITWelt-Redaktion

Die Studie zeigt, dass Unternehmen bei der Einführung von KI nicht zu zögerlich sein dürfen. Mitarbeiter sind offener für den Wandel, als Führungskräfte annehmen, und erwarten Unterstützung durch gezielte Schulungen. Gleichzeitig müssen Unternehmen die Balance zwischen schneller Implementierung und Risikomanagement finden. Wer KI nur vorsichtig testet, riskiert, im Wettbewerb zurückzufallen.

Die Studie kann hier heruntergeladen werden.


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