Supercomputer „Watson“ wird kreativer Koch

Wenn es um die Demonstration der vielseitigen praktischen Einsatzmöglichkeiten seines Supercomputers "Watson" geht, scheut IBM keine Herausforderung. Als neuesten Streich soll die Vorzeigeplattform des kognitiven Computing ihre Fähigkeiten nun als kreativer Küchenchef unter Beweis stellen. Hierfür hat der Technologieriese in Kooperation mit dem Magazin "Bon Appetit" eine Web-App mit dem Titel "IBM Chef Watson" gestartet, die es Besuchern ermöglicht, sich auf Basis der gerade im eigenen Kühlschrank lagernden Zutaten leckere Rezepte von der künstlichen Intelligenz (KI) zusammenstellen zu lassen. [...]

„Mit unserem kognitiven System können wir nicht nur zeigen, wie kreativ Computer sein können, sondern auch, wie Computer und Menschen in Zukunft zusammenarbeiten können“, zitiert „BBC News“ Steve Abrams, Leiter des Watson-Programms bei IBM. „Die Anwendung dieser Technologie in der kulinarischen Welt soll den Menschen vor allem beim Finden neuer Ideen helfen“, erklärt der Experte angesichts des aktuellen Projekts. Doch die Einsatzmöglichkeiten seien nicht nur für „Freunde von gutem Essen“ interessant. „Auch Fachkräfte in anderen Branchen von Lebenswissenschaften bis hin zur Modeindustrie sind auf innovative neue Einfälle angewiesen“, so Abrams.

Um dem Supercomputer kreatives kulinarisches Denken beizubringen, hat IBM ein Jahr Entwicklungszeit investiert. In diesem Zeitraum wurde das KI-System mit rund 9.000 Rezepten aus der Bon Appetit-Datenbank „gefüttert“, die als Basis für eigene Kreationen genutzt wird. Als weitere wichtige Quelle dient Watson eine Sammlung von Tausenden von Geschmacksprofilen verschiedenster Zutaten. All das wird dann zusätzlich noch mit psychologischen Informationen abgeglichen, die dem Computer ein Gefühl dafür geben sollen, wie Menschen auf einzelne Geschmacksstoffe reagieren.

Vor dem Start wurde die aktuelle Web-App von ausgewählten Bon Appetit-Lesern einem ausführlichen Trial-Test unterzogen. „Wir sind beeindruckt von den kreativen Ideen, die User seitdem entdeckt haben. Es war nicht nur interessant zu sehen, welche Gerichte dadurch entstanden sind, sondern auch, welche Essensprobleme von Watson gelöst werden konnten“, schildert Stacey Rivera, Digital Director beim Kulinarikmagazin. So hätten Nutzer beispielsweise mit KI-Hilfe die Einnahme von Glutenstoffen besser kontrollieren oder die Menge an anfallendem Abfall in der Küche reduzieren können.

Dass Watson tatsächlich ein enorm breites potenzielles Einsatzgebiet hat, konnte das selbstlernende System bereits mehrfach eindrucksvoll unter Beweis stellen. Ob als Quizshow-Kandidat, „kluger Assistent“ für Krankenhausärzte oder als Wissenschaftler für die Krebsforschung – die geballte KI-Power des IBM-Rechners ist in unterschiedlichsten Bereichen gefragt.

Ob dem kognitiven System auch in den Küchen der Welt der Durchbruch bevorsteht, bleibt aber noch abzuwarten. Das Technologie-Portal „Engadget“ kommt nach einem ersten Praxistext der neuen Web-App zu einem eher ambivalenten Ergebnis: „Einige der Rezepte waren sehr lecker, andere wird man aber wohl sicherlich nur einmal ausprobieren.“ (pte)


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