Supply Chain Management: Was Sie über SCM wissen müssen

Lesen Sie, was Supply Chain Management ist und wie es von Unternehmen optimal umgesetzt werden kann. [...]

Die Logistik ist nur ein Teil innerhalb des Supply Chain Managements (c) pixabay.com

Nur wenige Begriffe können sich damit brüsten, ein nahezu endlos komplexes System mit einer Vielzahl noch komplexerer Prozesse in sich zu vereinen – „Supply Chain Management“ (SCM) etwa. Früher eher als Wertschöpfungskette bekannt, ist die Supply Chain heute das Herz eines jeden Unternehmens. Die wichtigsten W-Fragen zur Supply Chain beantwortet dieser Beitrag.

Was ist Supply Chain Management?

Supply Chain Management umfasst die Steuerung, Überwachung, Überprüfung und Optimierung von Material-, Informations- und Geldflüssen im gesamten Wertschöpfungsprozess eines Unternehmens. Dieser erstreckt sich von der Teilebeschaffung, über die Produktion und Veredelung, bis hin zum Endkunden – und auch wieder zurück.

Die Metapher der Kette, mit einem festen Anfang und einem Ende, trifft auf die Supply Chain nur bedingt zu. Vielmehr ist es ein „Supply and Information Circle“. Das Produkt entsteht auf dem Weg vom Lieferanten bis zum Endkunden. Dieser wiederum liefert Informationen, in Form von steigender oder sinkender Nachfrage, was sich wiederum bis auf die Lieferanten auswirkt. Somit ist es ein geschlossener Kreislauf, der stetig hinterfragt und angepasst werden muss.

Dabei sollte man wissen: SCM ist mehr als Logistik. Das Steuern und Optimieren logistischer Prozesse ist ein wichtiger Aspekt in der Wertschöpfungskette und trägt wesentlich zu einem erfolgreichen SCM bei. Jedoch gilt es im Supply Chain Management weitere, übergreifende Facetten zu berücksichtigen, wie:

  • Wurden geplante Produktionszahlen erreicht? Falls nicht, warum nicht?
  • Was muss passieren, damit sie erreicht werden?
  • Laufen Informations- und Geldfluss reibungslos ab?
  • Gibt es bereits Engpässe oder drohen welche, sowohl hinsichtlich Material und Produktion als auch Personalressourcen?
  • Wie verhält sich unser Angebot zur Nachfrage und umgekehrt?
Die Supply Chain unterteilt sich in Beschaffung, Produktion und Intralogistik sowie Distribution, und vereint dabei eine Vielzahl von Akteuren (c) EURO-LOG AG

Wie gliedert sich die Supply Chain auf?

Ganz grob lässt sich die Supply Chain in die folgenden drei Bereiche aufteilen:

  1. Beschaffung
  2. Produktion und Intralogistik
  3. Distribution

Diese wiederum vereinen weitere Aspekte und stehen mit fast jeder anderen Abteilung im Unternehmen in einer Wechselwirkung. Alle Bereiche bedürfen einer entsprechenden Analyse, also der Ermittlung des Bedarfs sowie der Produktions- und Distributionsplanung.

Im weiteren Schritt gilt es, die entsprechenden Lieferanten, Transport- und Logistikdienstleister auszuwählen. Die anfallenden Prozesse der Teilelieferung und Zustellung müssen überwacht, kontrolliert und gegebenenfalls angepasst werden. Last, but not least, spielt die Abrechnung in allen Bereichen eine wichtige Rolle. Alles zusammengenommen, sollte man Antworten auf folgende Fragen geben können:

  • Agieren wir als Unternehmen rentabel und effizient?
  • Können wir auf schwankende Kundennachfrage flexibel reagieren?
  • Sind wir wettbewerbsfähig?
  • Was und wo müssen wir optimieren?

Wo findet SCM statt?

Nahezu jedes Unternehmen muss sich mit seiner Wertschöpfungskette beschäftigen, unabhängig von Wirtschaftssektor oder Branche. Das größte Unterscheidungsmerkmal liegt jedoch in der Komplexität. Vor allem produzierende Unternehmen, wie Automobilhersteller oder Maschinenbauer, steuern eine Vielzahl von Lieferanten und Transportdienstleistern. Sie müssen Material-, Produktions- und Mitarbeiterkapazitäten genau planen – und das in der Regel über verschiedene Ländergrenzen und Kontinente hinweg. Selbst in der Dienstleistungsbranche bildet die Supply Chain das Rückgrat des Unternehmens. So müssen auch Gastronomiebetriebe ihre Beschaffung, Logistik und Produktion möglichst effizient gestalten, damit ihre Preise für Gäste attraktiv bleiben.

Wer ist Teil der Supply Chain?

Die Supply Chain mancher Unternehmen beinhaltet mehrere hundert Akteure. Ein Auto beispielsweise besteht aus rund 10.000 Teilen von verschiedenen Lieferanten. Dabei beauftragt auch der Lieferant selbst andere Lieferanten, beispielsweise für bestimmte Rohstoffe, Module oder Komponenten. Damit diese Teile rechtzeitig zum Einsatz kommen können, setzen Automobilhersteller auf eine Bandbreite von Transportdienstleistern. Dazu zählen neben Speditionen und KEPs (Kurier-, Express- und Paketdienstleister) auch Dienstleister aus der Luft- und Seefracht. Ihre Aufgabe ist es, die Teile zum vereinbarten Zeitpunkt an den Werken, Lagern, Händlern oder bei den Vertragswerkstätten anzuliefern, und das natürlich weltweit.

Dabei ergeben sich vielfältige Herausforderungen, beispielsweise bei der Verlässlichkeit von Abholzeitpunkten. Denn nicht alle Fremdfahrer liefern beispielsweise eine aktuelle Statusmeldung zum Transport und zur tatsächlichen Ankunftszeit. All diese Akteure müssen so gesteuert und deren Einsatz so geplant werden, dass der Endkunde, dem die Hauptrolle in der Supply Chain zukommt, stets zufrieden ist. Eine Möglichkeit, diese Prozesse möglichst effizient zu gestalten und alle Lieferungen im Blick zu haben, kann auch der Einsatz von digitalen Lösungen für SCM und Logistikprozesse sein.

Wer hat welche Aufgaben in der Supply Chain?

Das Überwachen, Steuern und laufende Optimieren der gesamten Supply Chain ist Arbeitsalltag des Supply Chain Managers. Er verantwortet die gesamte Wertschöpfungskette des Unternehmens, sowohl in der Intralogistik als auch für die unternehmensübergreifenden Bereiche. Er ist weiterhin für die Strategie und Rückmeldung an die Geschäftsführung zuständig.

Die Auswahl und Steuerung der Transportdienstleister übernimmt je nach Vereinbarung der Lieferant oder das Unternehmen selbst. Im Handel ist es beispielsweise üblich, dass nach dem Push-Prinzip verfahren wird. Das heißt, der Lieferant erhält vom Händler eine Terminvorgabe für die Lieferung. Er beauftragt den Transportdienstleister und muss sicherstellen, dass dieser rechtzeitig beim Händler anliefert.
Im Gegensatz dazu kommt in der produzierenden Industrie das Pull-Prinzip zum Einsatz. Das Unternehmen informiert dabei den Lieferanten, wann ein von ihm beauftragter Transportdienstleister die Lieferung abholen wird.

Keine Regel ohne Ausnahmen: Gerade für die Koordination von Transporten gibt es vielfältige Mischformen und individuelle Vertragsvereinbarungen.

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Wie wird Supply Chain Management erfolgreich?

Supply Chain Management ist komplex und vielfältig. Damit SCM nicht nur erfolgreich sein kann, sondern auch der Arbeitsalltag und der nervliche Aufwand für SCM-Manager erträglicher wird, sollten folgende Regeln im SCM beachtet werden:

1. Offener Austausch
Getreu der Redewendung „Butter bei die Fische“, gilt es auch im Supply Chain Management, nicht um den heißen Brei zu reden, sondern klar und ehrlich zu kommunizieren. Ein offener Informationsaustausch zwischen allen Beteiligten ist elementar für reibungslose Abläufe und die reale Prozessumsetzung. Dazu gehört ebenso eine klare Definition von Regeln und Verantwortlichkeiten innerhalb der gesamten Lieferkette, auch für Konfliktfälle oder Eskalationen.

2. Über den Tellerrand blicken
Supply Chain Management geht weit über die eigenen Unternehmensgrenzen hinaus. Damit SCM erfolgreich sein kann, ist es elementar, alle Facetten und Zusammenhänge in der Wertschöpfung zu betrachten. Dazu zählen beispielsweise auch die Wertschöpfungsketten eingesetzter Lieferanten, die wiederum selbst auf andere Lieferanten angewiesen sind. Unternehmen sollten daher sicherstellen und berücksichtigen, dass weitere Partner mühelos in die bestehende Struktur der Supply Chain integriert oder notfalls auch ausgetauscht werden können.

3. Automatisierung schafft freie Kapazitäten
Damit Verantwortliche jederzeit den Überblick über die Supply Chain behalten können, ist es elementar, die Kommunikations- und Informationsflüsse so aufzubauen, dass alle Prozessakteure in Echtzeit miteinander Daten austauschen können. Das können zum Beispiel offene und interoperable Multi-Carrier-Plattformen, die über die Cloud arbeiten. Sie verbinden alle Beteiligten und sorgen dafür, dass die Prozesse und Beziehungen untereinander transparent werden. Automatisierte Prozesse, Kommunikation und Daten in Echtzeit schaffen eine gläserne Supply Chain. Regelbasierte Algorithmen minimieren den manuellen Aufwand und ermöglichen ein „Management by exception“. Das heißt, Verantwortliche beschäftigen sich dann vorwiegend nur noch mit den Ausnahmefällen und Abweichungen, der Rest läuft automatisiert.

4. Den inneren Detektiv aktivieren
Supply Chain Management ist Detektivarbeit: Das genaue und stetige Analysieren aller SCM-Prozesse bedarf des inneren Triebs, jederzeit Optimierungspotenzial aufspüren zu wollen. Voraussetzung dafür ist allerdings auch, dass die Verantwortlichen alle Geschäftsprozesse und Zusammenhänge in ihrem eigenen Unternehmen genauestens kennen und verstehen. Nur wenn dies gegeben ist, lassen sich Technologien wie Künstliche Intelligenz einbinden, um regelbasierte Konfigurationen und dadurch Automatisierung zu schaffen.

5. Über den eigenen Schatten springen
Aufgrund der Komplexität der Supply Chain kann es auch sinnvoll sein, mit externen Spezialisten zusammenzuarbeiten. Sei es im Bereich Analyse und Consulting oder auf operativer Ebene für die digitale Steuerung der SCM-Prozesse. Um nicht das gesamte Know-how außer Haus geben zu müssen, können dafür auch nur Teilbereiche definiert werden.

6. Der Erfolg von gestern ist selten der Erfolg von morgen
Für ein erfolgreiches Supply Chain Management ist es unabdingbar, jederzeit den Markt im Auge zu behalten. Konjunkturelle Änderungen, neue Gesetze, geändertes Konsumentenverhalten sind ausschlaggebend für die eigenen Wertschöpfungsprozesse. Selbst seit Jahren oder Jahrzehnten etablierte Geschäftsprozesse garantieren keinen unendlichen Unternehmenserfolg. Die Märkte und die Informationstechnik sind dynamisch, ebenso wie die Supply Chain.

Die Komplexität und Vielfältigkeit des Supply Chain Managements stellt Unternehmen nach wie vor vor große Herausforderungen. Mittlerweile kann die Digitalisierung die Vernetzung aller Supply-Chain-Akteure unterstützen sowie automatisierte Abläufe und Prozesse transparent zu machen.

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*Jörg Fürbacher ist seit über 18 Jahren Vorstand der EURO-LOG AG und berät internationale Kunden aus Handel, Logistik, Industrie und Automotive im Supply Chain Management und Transportmanagement.


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