Supply Chain: Unvorhersehbare Umstände berechenbar machen

Lieferketten standen noch nie so im Fokus und vor so großen Herausforderungen wie aktuell. Pandemie, Krieg, Ressourcenknappheit und technische Störungen prägen den weltweiten Handel. [...]

Foto: Marcin/Pixabay

Während Rohstoffe immer teurer werden, bekannte Transportwege von heute auf morgen zusammenbrechen und Cyberangriffe die Infrastruktur gefährden, gilt es mehr denn je, die technischen Voraussetzungen für eine stabile und sichere Lieferkette zu schaffen.

Die Corona Pandemie machte den Auftakt und sorgt auch immer noch für Container- und Schiffstau sowie dadurch bedingt teurere Frachtraten. Die Veränderungen der Sicherheitslage und politische Unsicherheiten lassen Rohstoffpreise explodieren und sorgen sogar teilweise dafür, dass gewisse Ressourcen plötzlich nicht mehr zur Verfügung stehen.

Hinzu kommen immer mehr professionell ausgeführte Cyberangriffe und Erpressungen, die sich massiv auf einzelne Glieder in der globalen Lieferkette auswirken können. Derzeit sieht es nicht danach aus, dass diese Störanfälligkeit in Kürze beendet sein wird.

Mehr denn je gilt es daher, die Bereiche der Lieferkette, die man selbst beeinflussen kann, so planbar und stabil wie möglich zu gestalten.

Dazu zählen:

  • Diversifikation der Lieferketten 
    • Durch die Verwendung von mehreren Lieferanten und Transportwegen kann das Risiko von Unterbrechungen minimiert werden.
  • Lagerhaltung
    • Eine gute Lagerhaltungsstrategie kann dazu beitragen, die Auswirkungen von Lieferunterbrechungen zu mildern.
  • Risikomanagement
    • Das Identifizieren und Beurteilen von Risiken in der Lieferkette können dazu beitragen, Unterbrechungen frühzeitig zu erkennen und Gegenmaßnahmen einzuleiten.
  • Überwachung und Früherkennung
    • Das Überwachen von Indikatoren wie Lieferzeiten und -mengen kann helfen, Unterbrechungen frühzeitig zu erkennen und geeignete Maßnahmen zu ergreifen.
  • Flexibilität und Anpassungsfähigkeit
    • Durch die Schaffung von flexiblen Prozessen und Anpassungsfähigkeit kann die Supply Chain besser auf unvorhergesehene Ereignisse reagieren.
  • Automatisierung
    • Durch Automatisierung von Prozesse und Entscheidungen, wie z.B. Lagerbestandsoptimierung oder Transportroutenoptimierung kann die Supply Chain besser auf unvorhergesehene Ereignisse reagieren und flexibel handeln.

Um diese Umstände sichtbar zu machen, kann man verschiedene Überwachungs- und Früherkennungsmethoden einsetzen:

  • Automatische Datenanalyse Tools
    • Diese können Daten aus verschiedenen Quellen wie Wetterdaten, politischen Nachrichten und Transportdaten analysieren und das Risiko von Unterbrechungen in der Supply Chain identifizieren.
  • Social Media Monitoring
    • Einige Unternehmen überwachen soziale Medien, um frühzeitig auf Nachrichten über mögliche Unterbrechungen in der Lieferkette zu reagieren.
  • Business Intelligence Tools
    • Diese Tools aggregieren und visualisieren die Lieferdaten, um Trends und Abweichungen zu identifizieren und die Ursachen zu analysieren
  • Supply Chain Event Management System
    • Einige Unternehmen nutzen diese Systeme um Ereignisse wie Wetterkatastrophen, politische Unruhen und logistische Unterbrechungen automatisch zu erkennen und auf diese reagieren zu können.

Ein Beispiel aus dem Alltag in einem Versandlager könnte eine unerwartete Nachfrage nach einem bestimmten Produkt sein.

Wenn plötzlich viele Kunden ein bestimmtes Produkt bestellen, kann das Versandlager schnell den Überblick über seine Bestände verlieren und kurzfristig Lagerbestände aufbrauchen. Um dieses Problem zu lösen, kann das Versandlager folgende Maßnahmen ergreifen:

  • Automatische Bestellungen
    • Das Lager kann eine automatische Bestellfunktion einrichten, die bei sinkenden Beständen eine Nachbestellung beim Lieferanten auslöst, um einen Ausverkauf zu vermeiden.
  • Echtzeit-Bestandsverfolgung
    • Das Lager kann eine Echtzeit-Bestandsverfolgung einrichten, um ständig den aktuellen Bestand jedes Produkts zu kennen und schnell reagieren zu können, wenn die Nachfrage steigt.
  • Vorausschauende Analyse
    • Das Lager kann Tools zur vorausschauenden Analyse verwenden, um die Nachfrage nach bestimmten Produkten vorherzusagen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.
  • Diversifikation der Lieferanten
    • Das Lager kann sich bemühen verschiedene Lieferanten für das gleiche Produkt zu haben, um das Risiko von Lieferengpässen zu minimieren.
  • Flexible Lagerstrategie
    • Das Lager kann eine flexible Lagerstrategie einführen, die es ermöglicht schnell auf Veränderungen in der Nachfrage zu reagieren, beispielsweise durch temporäres Anmieten von Lagerplatz, um die kurzfristige Nachfrage zu bewältigen.

Dies sind nur einige Beispiele für Maßnahmen, die das Lager ergreifen kann, um unvorhergesehene Nachfragespitzen besser zu bewältigen.

Ein erfolgreiches Supply Chain-Management erfordert eine entsprechende Planung und Umsetzung der richtigen Maßnahmen.

Industrial Internet of Things bringt Konnektivität

Durch den übergreifenden Trend zu mehr Automatisierung, Konnektivität und Intelligenz in industriellen Umgebungen ergeben sich hier in einigen Marktsegmenten neue Chancen.

Für Industrieunternehmen bietet das industrielle Internet der Dinge (IIoT) ein erhebliches Potenzial, neue Geschäftsmodelle zu erschließen, verbesserte Kundenerfahrungen zu ermöglichen, die störenden Auswirkungen von Ausfallzeiten zu bekämpfen und letztlich eine größere Widerstandsfähigkeit zu erlangen.

Auch wenn sich die spezifischen betrieblichen Herausforderungen von Branche zu Branche erheblich unterscheiden, sind viele der wertvollsten IIoT-Nutzungsfälle für viele Betreiber anwendbar.

Das Industrial Internet of Things (IIoT) kann dabei helfen, Unvorhersehbarkeiten in der Supply Chain zu minimieren, indem es ermöglicht, Daten aus verschiedenen Quellen automatisch zu sammeln, zu analysieren und zu verarbeiten. Einige Möglichkeiten, wie das IIoT in der Supply Chain verwendet werden kann, sind:

  • Echtzeit-Überwachung
    • IIoT-Geräte wie Sensoren und RFID-Leser können verwendet werden, um Daten über den Zustand von Lagerbeständen, Transportfahrzeugen und Produktionsanlagen in Echtzeit zu sammeln. Dies ermöglicht es, Prozesse schnell auf Probleme zu reagieren.
  • Prognostische Wartung
    • Das IIoT ermöglicht es, Daten von Produktionsanlagen und Ausrüstungen zu sammeln, um frühzeitig Probleme zu erkennen und geplante Wartungen durchzuführen, bevor sie zu Ausfällen führen können.
  • Optimierung von Lagerhaltung
    • Das IIoT ermöglicht es, automatisch Bestandsdaten zu sammeln und zu analysieren, um die Optimierung der Lagerbestände zu unterstützen und die Auswirkungen von Lieferengpässen zu minimieren.
  • Transportoptimierung
    • Das IIoT kann verwendet werden, um Daten über die Position von Transportfahrzeugen und die Geschwindigkeit von Frachten in Echtzeit zu sammeln. Dies ermöglicht es, Transportrouten und -zeitpläne automatisch anzupassen und Lieferungen schneller und effizienter zu machen.
  • Automatisierung von Entscheidungen
    • Das IIoT ermöglicht es, automatisch Entscheidungen über Lagerbestandsoptimierung, Transportroutenoptimierung und andere Supply-Chain-Prozesse zu treffen, indem es die Datenanalyse unterstützt und die Möglichkeit gibt Prozesse zu steuern.

Wissen ist Macht und ermöglicht den frühzeitigen Eingriff

Wie sehen das Lager und die Logistik der Zukunft aus? Was ist zukünftig alles miteinander im IIoT vernetzt? Und wo stehen wir bereits heute?

Nur die Logistik mit einem optimalen Zusammenspiel aus Menschen, Cobots, Fahrzeugen, Rechnern, Algorithmus und modernsten Geräten, alles miteinander vernetzt, haben eine erfolgreiche Zukunft vor sich. Entscheidend ist zu wissen, was in Echtzeit an welchem Ort passiert.

Daraus lassen sich Schlüsse ziehen, welche Stellschraube geändert werden muss, um den reibungslosen Ablauf in der Zukunft nicht zu stören.

Zwei einfache Beispiele: Die MDM-Software erkennt, dass bei einem Picker der Batteriestatus des Scanners niedrig ist, gleichzeitig weiß das System aber, das in 45 Minuten ein LKW zum Abladen eintrifft. Also schickt das System den Mitarbeiter rechtzeitig zum Laden, damit der Scanner genügend Batteriekapazität hat, um den Ladevorgang in der vorgesehenen Zeit durchzuführen. Oder ein LKW meldet einen Stau, so dass sich die Ankunftszeit im Lager verändert.

Das System prüft automatisch alle Möglichkeiten und sorgt dafür, dass Mitarbeiter nicht auf den LKW warten, sondern andere Aufgaben erfüllen und auch die Rampe nicht unnötig freigehalten wird. Solange ein übergeordnetes System alle Daten hat, und in der Lage ist diese zu verarbeiten, kann es auch entscheiden, welche Schlüsse zu ziehen sind, um die Prozesskette nicht zu stören.

Auch vermeintliche banale Abläufe können optimiert werden: Beim Händewaschen nach der Pause nimmt ein Mitarbeiter das letzte Papierhandtuch aus dem Halter, ein Sensor erkennt dies und ordert automatisch ein Nachfüllpack im Lager des Facility Managers. Dieser wird per Sprachinformation darüber informiert und zum Lagerort der Handtücher geführt, um diese anschließend nachzufüllen.

Ebenfalls ganz entscheidend um Ausfälle zu vermeiden, ist die vorbeugende Wartung: Oft werden Dinge erst repariert, wenn sie kaputt gehen, was sich negativ auf die Produktivität auswirkt. Ein Beispiel, um dies zu ändern sind etwa intelligente Vibrationssensoren an Förderbändern. Diese erkennen, wenn die Motoren nicht richtig laufen, oder einen Abstandssensor über einem Etikettenstapel, der automatisch nachbestellt, wenn der Bestand zu gering wird.

Als zukunftssichere und skalierbare Technologie bietet die Ivanti Velocity eine Plattform, die eine durchgängige Supply-Chain-Transparenz ermöglicht und durch die Orchestrierung der Workflow-Automatisierung und -Integration ein kontinuierliches Wachstum ermöglicht. Sie ist dabei so konzipiert, dass sie mit den Anforderungen des Lagers mitwächst und in jeder Situation hilft Abläufe zu optimieren.

Nur wenn alles vernetzt ist, entsteht der Wissensvorteil, um sowohl Echtzeit als auch zukünftige Abläufe zu verändern. Und diese Vernetzung geht weit über das Lager hinaus: Von Paletten, Containern, LKWs und Schiffen bis hin zum Produzenten Tausende Kilometer entfernt.

Der Konnektivität mit Ivanti Neurons für IIoT sind kaum Grenzen gesetzt und jeder Use Case ist damit abbild- und umsetzbar.

Ein Beispiel für eine unvorhergesehene Störung im Picking-Prozess in einem Lager könnte sein, dass ein wichtiger Mitarbeiter plötzlich krank wird oder sich ein technisches Problem mit einem der Lagergeräte wie z.B. Gabelstapler ergibt. Um dieses Problem zu lösen, kann das Lager folgende Maßnahmen ergreifen:

  • Mitarbeiter-Cross-Training
    • Das Lager kann seine Mitarbeiter regelmäßig darauf trainieren, mehrere Aufgaben im Lager zu übernehmen, um die Auswirkungen von Ausfällen zu minimieren.
  • Redundanz von Ausrüstungen
    • Das Lager kann sicherstellen, dass es mehrere Gabelstapler oder andere Ausrüstungen hat, um die Auswirkungen von Ausfällen zu minimieren.
  • Priorisierung von Aufträgen
    • Das Lager kann Prioritäten setzen, welche Aufträge am wichtigsten sind, um sicherzustellen, dass die wichtigsten Aufträge auch bei Personalengpässen oder Ausrüstungsproblemen bearbeitet werden können.
  • Flexibilität im Prozess
    • Das Lager kann seine Prozesse so gestalten, dass sie flexibel auf unvorhergesehene Ereignisse reagieren können, zum Beispiel durch Verwendung von barcode-scanner, pick-by-voice oder pick-by-light systeme, die unterstützen Mitarbeiter schnell und flexibel handeln zu können.
  • Notfallplan
    • Das Lager sollte einen Notfallplan haben, der beinhaltet, wie man mit solchen unvorhergesehenen Ereignissen umgehen kann, z.B. Personalnotdienst, Ersatzteile, und auch die Prozesse, die durchgeführt werden müssen, um die normalen Abläufe schnellstmöglich wiederherzustellen.

Ein getriebener Markt

Die Technologieführer auf dem Markt werden von dem Ziel einer einheitlichen, digitalisierten Lieferkette angetrieben. Dieses Segment ist technikaffin, funktionshungrig und hat sich dem vollkommenden Ziel verschrieben, mehr Agilität und Transparenz durch verwertbare Datenerfassung zu schaffen.

Der größte Anreiz für eine bestimmte Art der Datenbereitstellung ist die Flexibilität, schnell neue Funktionen hinzuzufügen, da ihre Vision nicht auf das beschränkt ist, was derzeit verfügbar ist. Dieses Segment nutzt vernetzte mobile Frontline-Lösungen in größerem Umfang als der Rest des Marktes; es setzt auch verstärkt Elemente der Robotik und Automatisierung ein, und es ist wichtig, dass diese sicher und synchron mit den menschlichen Arbeitskräften arbeiten.

Die industrielle Lieferkette macht insgesamt Fortschritte auf der Reifekurve der IIoT-Technologie.

Einige Unternehmen setzen fortgeschrittene Automatisierungselemente ein und nutzen effektiv die Datenanalyse, um ihre Arbeitsabläufe zu optimieren, andere haben gerade erst Stift- und Papierprozesse aufgegeben und zum ersten Mal mobile Geräte in die Hände ihrer Angestellten gegeben. Um den Wert des IIoT zu maximieren, müssen sich Menschen und Prozesse ändern, um die Vorteile dieser datengesteuerten Erkenntnisse zu nutzen.

Wer Echtzeitdaten erhält, um schneller reagieren zu können oder bessere Informationen erhalten, kann viel gezieltere Maßnahmen ergreifen. Dies erfordert das Engagement der Führung, um sicherzustellen, dass das IIoT nicht nur eine IT-Initiative, sondern eine unternehmensweite Anstrengung ist.

Letztendlich demokratisieren IIoT-Lösungen Informationen, erhöhen die Sicherheit und die Transparenz und machen KPIs einfach sichtbar – die Anwendungsfälle sind nahezu grenzenlos.

Die Supply Chain der nahen Zukunft ist vergleichbar mit der Zukunft des Verkehrs: Wenn alle Fahrzeuge vernetzt sind, kommen alle mit optimaler Geschwindigkeit und sicher ohne Unfälle und Verzögerungen ans Ziel. IIoT kann jetzt im Handel und der Lieferkette der Gamechanger sein, wenn es darum geht Prozesse weiter in der Effizienz zu steigern und den ganzen Prozess weiter nach oben zu skalieren und vor allem sicherer für alle Beteiligten zu machen.

*Patrick Molemans ist seit über acht Jahren Territory Manager Central Europe bei Ivanti Supply Chain (ehemals Wavelink). Ivanti hilft Unternehmen dabei, moderne Technologien im Lager und in der gesamten Lieferkette zu nutzen, um die Prozesse zu verbessern, ohne die Backend-Systeme zu ändern.

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