Surface Pro 3 im Test: Weder Fisch noch Fleisch

Ist das Thema Notebook damit endgültig vom Tisch? Das neue Surface Pro 3 wurde von Microsoft als "Laptop-Killer" positioniert. Ausgestattet mit "normalen" Intel-Prozessoren, einem vollwertigen Windows 8.1 Pro, der als Zubehör erhältlichen andockbaren Tastatur und nicht zuletzt einem 12-Zoll-Panel (beim Vorgänger Surface Pro 2 waren es noch 10,6 Zoll) versucht Microsoft damit den Spagat zwischen der Laptop- und der Tablet-Welt. [...]

Das schafft das Surface Pro 3 auch ganz gut, allerdings ist es weder Fisch noch Fleisch. Für ein Tablet ist es eigentlich zu groß (292 x 201 x 9 mm, 798 Gramm), bei der Nutzung als Notebook nervt das manchmal unausweichliche Hin- und Herspringen zwischen der für die Touch-Nutzung optimierten Tile-Oberfläche und dem normalen Desktop. Der Bedarf dafür lässt sich jedoch minimieren, außerdem stellt sich nach einiger Zeit bei Windows-8-geübten (oder -leidgeprüften?) Nutzern ein Gewöhnungseffekt ein. Zudem gibt es kleine Tools und Tricks, mit denen sich die beiden Oberflächen an die eigene Nutzung anpassen lassen.

Microsoft stellte für den Test ein Surface Pro 3 mit Intel Core i5 CPU, 128 GB SSD und 4 GB RAM zur Verfügung. Es handelt sich dabei um die zweit-günstigste Variante, doch dazu später mehr. Bei normaler Nutzung (Office, Mail, Internet, Musik- und Videostreaming, WLAN, Bluetooth) wollte das Tablet nach rund 6 Stunden Nutzung am Stück wieder an die Steckdose (es blieben noch sieben Prozent Rest-Akkukapazität). Einen ganzen Büro-Tag hält das Surface Pro 3 also nicht ohne Stromkabel durch – zumindest, wenn man sich bei der Nutzung nicht einschränkt. Aber das ist ja auch dank der in den meisten Büros und Wohnungen vorhandenen Stromversorgung nicht notwendig. Bei gelegentlichem, über den Tag verteilten, Einsatz mit Pausen – wenn man damit also beispielsweise auf Kundenterminen außer Haus unterwegs ist –, bleibt es, je nach Nutzungsdauer und -intensität, auch gut und gerne 10 Stunden und länger einsatzbereit. Erst gegen Ende der Akku-Laufzeit meldete sich im Test der eingebaute Lüfter zu Wort. Bei rechenintensiveren Anwendungen, die mehr Hitze produzieren, nimmt er den Betrieb jedoch sicher früher auf und verbraucht dann selbst auch Strom.

Der Stecker des Netzteils wurde beim Surface 3 Pro verändert. Während die Vorgänger noch einen an die Apple-Lösung MagSafe erinnernden magnetischen „Stecker“ besaßen, der jedoch nicht ganz so gut an Ort und Stelle geblieben ist wie das Apfel-Pendant, ist am Tablet nun ein Schlitz zu finden, der den Stecker mit dem entsprechenden Gegenstück quasi „einsaugt“ und magnetisch festhält. Auch der Klappmechanismus unterscheidet sich von den Geräten der vorherigen Generationen. Er rastet nicht an einem definierten Punkt ein und wirkt filigraner. Man hat direkt Angst, die Verbindung zwischen dem Standfuß und dem Tablet abzureißen, wenn man ihn zu weit ausklappt. Dafür erlaubt er eine stufenlose Einstellung des Standwinkels – wenn man sich denn traut, ihn über den ersten Widerstand hinaus weiter auszuklappen.

(ZU) HOHE AUFLÖSUNG
Der Touchscreen mit dem Seitenverhältnis 3:2 reagiert sehr gut auf Eingaben, sowohl mit dem Finger als auch mit dem mitgelieferten Bluetooth-Stift. Die hohe Auflösung von 2160 mal 1440 Pixel kommt der Bildqualität zu Gute, auch bezüglich der Helligkeit gibt es nichts zu meckern. Wie man es von hochglänzenden Bildschirmen kennt, stören mitunter Reflexionen bei der Arbeit – je heller die Umgebung, und je geringer die Bildschirmhelligkeit, desto schlimmer wird es. Ein mattiertes Display wäre für die mobile Business-Nutzung abseits der noch relativ kontrollierbaren Lichtsituation eines Büros möglicherweise vorteilhafter – jedoch ist es nicht das, was der Konsument von einem modernen Tablet erwartet. Zudem positioniert Microsoft das Surface 3 nicht als reines Arbeitstier, sondern auch als Multimedia- und Surf-Gerät – diesem Einsatzbereich kommt das Display ganz klar zugute.

Einen Nachteil hat die hohe Auflösung des Displays jedoch: Nicht an solche Bildschirme angepasste Anwendungen sorgen mit winzigen Schriften für angestrengte Augen. Während man sich in einigen Fällen mit Tricks behelfen, bzw. einfach die Bildschirminhalte skalieren, kann, fällt dieses Manko besonders bei dem Microsoft-eigenen Remote Desktop Client ins Gewicht. So schön es auch ist, einen entfernten Desktop mit einer Auflösung von 1.600 mal 1.200 in einem schicken Fenster unterzubringen, das nur rund zwei Drittel des gebotenen Bildschirmplatzes auf dem Tablet belegt – man wünscht sich dennoch eine Möglichkeit zum Vergrößern der Schrift. Andernfalls bleibt einem nichts übrig, als ganz nah an den Bildschirm zu rücken. Eine einfache Möglichkeit, an diesem Umstand etwas zu ändern, war während des Testzeitraumes nicht aufzutreiben.

Zur weiteren Ausstattung des Geräts gehören zwei 5 Megapixel HD-Kameras (1080p; vorne und hinten), ein vollwertiger USB 3.0-Port, ein microSD-Einschub und ein Mini DisplayPort. Mit der Außenwelt verbiundet sich das Surface Pro 3 über WLAN 802.11ac/802.11 a/b/g/n sowie Bluetooth 4.0 low energy, ein optionaler LAN-Adapter (39,99 Euro) erlaubt auch den Anschluss an Ethernet-Netzwerke. Ein LTE-Modul sucht man jedoch weiterhin vergebens, obwohl es von vielen Nutzern bereits seit der ersten Surface-Generation vermisst wird.

ZUBEHÖR NUR VON MICROSOFT
Die anklippbare Tastatur, wie man sie auch schon von den Vorgängern kennt, wurde etwas verbessert. Wie schon bei der letzten Generation sind bei dem Type-Cover die Tasten beleuchtet, außerdem ist es möglich die Tastatur leicht schräg zu stellen, um komfortableres Tippen zu ermöglichen. Das Keyboard ist eigentlich ein Must-Have, insofern muss man die dafür fälligen 129,99 Euro zum Anschaffungspreis hinzuzählen. Alternativen sucht man vergebens, passendes Zubehör gibt es – ebenfalls wie bei den Vorgängermodellen – nur von Microsoft selbst. Der filzartige Belag an der Außenseite des schwarzen Type-Covers fühlt sich angenehm an, neigt aber dazu, Staub und Fussel anzusetzen.

Wer sein Surface 3 Pro gerne auf dem Schreibtisch einsetzen, mit einem oder mehreren Monitoren sowie diverser USB-Hardware verbinden, und eine „richtige“ Tastatur nutzen will, wird vielleicht mit der Surface Pro 3 Docking-Station liebäugeln. Die macht das Geldbörserl dann allerdings auch gleich um rund 200 Euro leichter.

Ein weiteres Zubehör wird allerdings gleich mitgeliefert: Der via Bluetooth mit dem Surface Pro 3 verbundene Stift. Er wird bei der Ersteinrichtung des Tablets angemeldet und besitzt 3 Tasten: Eine oben, mit der sich OneNote starten und eine neue Notiz anlegen lässt (auch wenn das Gerät im Ruhemodus ist), sowie zwei weitere Tasten, die sich mit dem Zeigefinger erreichen lassen und in OneNote dazu dienen, geschriebenes und gezeichnetes zu markieren oder zu löschen. Bei dem Testgerät machte eine der beiden Zeigefinger-Tasten den Eindruck, manchmal leicht hängenzubleiben. Dieser Eindruck war jedoch nur haptischer Natur und wirkte sich nicht auf die Funktion des Buttons aus. Strom bezieht der Stift aus einer AAA-Batterie sowie 2 Knopfzellen. Verliert man den Stift und muss ihn ersetzen, schlägt das mit 49,99 Euro zu Buche. Jedoch kommt man auch ganz gut ohne ihn zurecht.

Fazit: Vielleicht muss der Verfasser dieser Zeilen sein Urteil revidieren. Das Surface Pro 3 ist ein bisschen Fisch und ein bisschen Fleisch. Die Mobilität, gepaart mit der gebotenen Leistung und der Vielseitigkeit des Gerätes, wissen im Arbeitsalltag zu überzeugen. Beim Surfen im Internet auf der Couch, ganz ohne Maus und Tastatur, ist es aber gerade die Möglichkeit auf ein „echtes“ Windows mit „echten“ Programmen zugreifen zu können, die Spaß macht. Die Tile-Oberfläche kam in diesem Test nur zum Einsatz, wenn es sich nicht vermeiden ließ. Bis zu einem gewissen Grad handelt es sich dabei natürlich nur um persönliche Vorlieben.

Die getestete Variante des Surface Pro 3 mit Core i5 CPU, 128 GB SSD und 4 GB RAM kostet 999 Euro und war allen Aufgaben im normalen Büro-Alltag gewachsen, genauso wie den Multimedia-Bedürfnissen in der Freizeit. Wer also keine großen Ansprüche an die Rechenleistung hat kann getrost zugreifen. Die günstigere Ausgabe besitzt nur eine Intel Core i3-CPU, 4 GB RAM und 64 GB Speicherplatz und schlägt mit 799 Euro zu Buche (wie in der Branche mittlerweile üblich rechnet Microsoft die Dollar-Preise 1:1 in Euro um). Ebenfalls erhältlich sind eine weitere Variante mit i5, 8 GB RAM und 256 GB SSD um 1.299 Euro sowie zwei Fassungen mit i7, beide mit 8 GB RAM jedoch 256 GB SSD bzw. 512 GB SSD (1.549 Euro bzw. 1.949 Euro). (rnf)


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