Symposium: Wie KI die Medienwelt verändert

Das jährliche Forschungs- und Lehrsymposium „Medienethik“ der Fachhochschule St. Pölten widmete sich dieses Jahr dem Thema „Aktuelle Entwicklungen von KI in der Medienlandschaft“. Diskutiert wurden, welche technische Möglichkeiten sich durch den Einsatz von KI in Medien ergebenun, aber auch welche Stolpersteine (auch ethische) es gibt. [...]

Symposium Medienethik 2024, Podiumsdiskussion (c) Max Peternell
Symposium Medienethik 2024, Podiumsdiskussion (c) Max Peternell

Künstliche Intelligenz stellt uns vor Herausforderungen und wird Medien und Gesellschaft verändern. Man denke an KI und journalistische Arbeit (z. B. automatisierte Contentverarbeitung und -verbreitung), neue Geschäftsmodelle (etwa digitale Plattformen), autonome KI-Entscheidungen (über Personaleinstellungen, Content-Auswahl etc.) sowie KI-generierte Bilder und (Deep-Fake)-Videos.

So viele ethische Fragen

Das diesjährige Symposium Medienethik an der FH St. Pölten – eine Kooperation des Departments Medien & Digitale Technologien der FH St. Pölten und des IMEC (Interdisciplinary Media Ethics Centre) – richtete sein Augenmerk auf die vielfältigen ethischen Fragen dieser neuen Anwendungen und Geschäftsmodelle.

„Es gibt unzählige Fragen, die im Zusammenhang mit KI und Medien noch zu klären sind“, sagt Michael Litschka, Leiter der Forschungsgruppe Media Business der FH St. Pölten und Organisator des Symposiums. Es und dies Fragen wie: „Wie kommen wir mit Fake News zurecht? Wie schützen wir Kinder und Jugendliche? Wie gehen wir mit KI-produzierten Inhalten (z. B. Kunstwerken) rechtlich und ethisch um? Wollen wir Avatare als Nachrichtensprecher und -sprecherinnen und künstlich erzeugte Radiostimmen? Welche Entscheidungen dürfen Algorithmen bedenkenlos treffen und wann sind Menschen einzubinden, also sogenannte Human-in-the-loop-Systeme unabdingbar?“

KI: Neuer Aspekt zu bekannten Themen

Um auf diese Fragen Antworten zu finden, diskutierte eine Runde an Experten und Expertinnen mit dem Publikum. „Visuelle Medien sind effektive Mittel der Kommunikation: Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Der Ruf nach einem ethischen Umgang mit visueller Kommunikation ist nicht neu, bekommt aber im Zeitalter der künstlichen Intelligenz eine neue Dimension. Das umfasst beispielsweise Fragen zum geistigen Eigentum für KI-generiertes Bildmaterial, zum Einsatz virtueller Nachrichtensprecher und -sprecherinnen, bis hin zu fundamentalen Fragen der Vertrauenswürdigkeit“, sagt Katja Bühler, wissenschaftliche Leiterin des COMET-Forschungszentrums VRVis.

Petra Herczeg, Senior Lecturer & Studienprogrammleiterin am Institut für Publizistik und Kommunikationswissenschaft der Universität Wien zu KI, Journalismus und Jugendlichen, ergänzt: „Es gibt nicht nur eine Form der Verwendung von KI-Tools, sondern vielfältige Nutzungsmöglichkeiten, die dazu führen, dass junge Menschen hin- und hergerissen zwischen Euphorie, Ernüchterung und Skepsis mit den unterschiedlichen Tools umgehen. Für den Journalismus gilt: Es braucht Aufklärung über Algorithmen, (digitale) Entscheidungskompetenzen der Jugendlichen müssen gestärkt und die Rolle der Technologie als Werkzeug hervorgehoben werden. Dies alles im Sinne einer inklusiven, gerechten und aufgeklärten Gesellschaft.“

Es bestehe kein Zweifel daran, dass KI-Technologien die Art und Produktion von Medien und Journalismus veränderten, ist Katharina Schell, stellvertretende Chefredakteurin für Digitalisierung & Innovation bei der Austria Presse Agentur (APA), überzeugt. „Es liegt aber an uns“, so Schell, „diesen Wandel aktiv mitzugestalten. Was es dazu braucht? Viel Wissen um die Technologie, ihre Grenzen und Potenziale sowie eine strategische Einordnung. Erst dann kann entschieden werden: Was ist sinnvoll – und was ein No Go.“

Journalistische Prinzipien berücksichtigen

Wolfgang Struber, Geschäftsführer der RTR / Fachbereich Medien, skizziert, wie KI verantwortungsvoll genutzt werden kann: „Künstliche Intelligenz hat das Potenzial, die Medienlandschaft grundlegend zu verändern. Sie ermöglicht neue Formen der Inhaltsproduktion, -verteilung und -analyse. Doch damit gehen auch ethische Herausforderungen einher. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass der Einsatz von KI in den Medien journalistische Prinzipien wie Verantwortlichkeit, Transparenz, Fairness, Sorgfalts- und Wahrheitspflichten und die Wahrung der Menschenwürde, aber auch den Datenschutz berücksichtigt. Nur so können wir sicherstellen, dass die Vorteile der KI genutzt werden, ohne gesellschaftliche Grundwerte und das Vertrauen in die Medien zu gefährden.“ 

Sichtweise erweitern statt Manipulation

André Wolf, Pressesprecher von Mimikama, dem Verein zur Aufklärung über Internetmissbrauch, betonte das notwendige Gleichgewicht zwischen Technik, Fortschritt und Ethik: „Ich bin kein Gegner der KI. Im Gegenteil. Sie eröffnet uns Türen zu ungeahnten Möglichkeiten der Content-Erstellung, birgt jedoch auch das Risiko einer undurchsichtigen Informationsverarbeitung oder ihrer manipulativ einsetzbaren Ergebnisse. Wir sollten darauf zielen, dass diese Technologie die menschliche Perspektive erweitert, statt sie zu ersetzen. Letztlich ist es die Verantwortung von uns allen, ein Gleichgewicht zwischen technologischem Fortschritt und ethischer Integrität zu wahren.“

Passend zum Symposium gibt es von der Forschungsgruppe Media Business der FH St. Pölten im Auftrag der RTR erstellte Studie „KI in der Medienwirtschaft“.


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