Tank-Apps im Test: So sparen Sie bis zu 40 Euro pro Tank

Mit den richtigen Tank-Apps lassen sich bis zu 40 Euro auf der Urlaubs- oder Dienstreise sparen. Wir haben uns drei Apps näher angeschaut. [...]

Die Eingabe des Suchbegriffs "Tank App" ergibt im Google Play Store rund 250 Treffer. Wir haben uns drei Apps näher angeschaut (c) Google Play Store

Tanken gehört derzeit bei Preisen von deutlich über zwei Euro zu den Alpträumen der deutschen Autofahrerinnen und Autofahrer. Und deshalb sollen Autofahrer auch Schuld daran sein, dass jetzt Sonnenblumen- und Rapsöl knapp werden. Die kruden Erklärungen im Internet dazu: Über die Spritpreise verärgerte Diesel-Fahrer würden das Pflanzenöl in ihre Tanks kippen, um zu sparen. Dass moderne Diesel-Motoren mit ihrer komplexen Technik zur Abgasreinigung überhaupt nicht mit Pflanzenöl fahren können – es drohen teure Motorschäden – stört die Poster dieser Behauptungen nicht wirklich.

Tank-Apps weisen den Weg

Wer wirklich beim Tanken sparen will, hat nur eine legale Möglichkeit: Konsequent die günstigste Tankstelle anfahren. Bei lokalen Preisunterschieden von meist maximal um die 12 Cent pro Liter lohnt das aber auch nur bedingt – bei einem 66-Liter-Tank sind das 7,92 Euro. Muss dazu noch ein Umweg gefahren werden, ist die potenzielle Einsparung schnell verheizt.

Lohnender scheint da ein Ausflug ins eventuell nahe benachbarte Ausland zu sein – etwa in Verbindung mit einem Sonntagsausflug oder einer Dienstreise. Und auch beim bald anstehenden Osterurlaub lässt sich mit taktisch richtigem Tanken gewaltig Geld sparen. So kostete etwa zum Zeitpunkt unsere Recherche der Liter Diesel in München zwischen 2,25 und 2,37 Euro. Im benachbarten Österreich gab es den Treibstoff dagegen für 2,02 Euro – macht beim Volltanken eine Ersparnis von 15,18 Euro.

Noch günstiger wird es, wenn die Reise in die Schweiz führt. Dort war der Diesel für 1,70 CHF (1,64 Euro) erhältlich. Im Vergleich zu München wäre das eine Ersparnis von über 40 Euro pro Tankfüllung – und das obwohl die Schweiz bislang zu den teuren Diesel-Ländern zählte. Selbst in Frankreich war Diesel mit 1,92 Euro deutlich günstiger als in München. Wer also die Fahrt in den Osterurlaub tanktechnisch klug plant, hat schnell den Gegenwert eines Abendessens zu zweit eingespart.

Was Tank-Apps können sollten

Doch wie lassen sich die Tankstopps taktisch klug von zuhause aus für die Reise planen? Entweder der Autofahrer verfügt über ein eingebautes Navi, das die aktuellen Spritpreise anzeigt, oder er nutzt eine der zahlreichen Tank-Apps, die es für Android und iOS gibt. Die erste Option ist meist nur Fahrern eines Premiummodells vorbehalten. So hatte etwa Mercedes das Navi seiner E-Klasse mit einer entsprechenden Spritpreisanzeige ausgestattet. Allerdings stellen die Stuttgarter den Cloud-Dienst sukzessive ein – sprich er kann nach Ablauf der kostenlosen drei Jahre einfach nicht mehr verlängert werden.

Letztlich bleibt dem Gros der Spritpreis-geplagten Autofahrer nur übrig, zu einer der zahlreichen Tank-Apps zu greifen. Wer etwa im Google Play Store den Suchbegriff „Tanken Apps“ eingibt, erhält fast 250 Treffer. Doch welche App ist nun für meine Bedürfnisse die Richtige? Ähnlich einem Pflichtheft bei einem Softwareprojekt haben wir uns eine kurze Liste als Lastenheft erstellt, die unsere persönlichen Must-have-Anforderungen an ein Tank-App enthält. Für uns zählen dazu folgende Punkte:

  • automatische Aktualisierung der Spritpreise
  • Anzeige der Öffnungszeiten der Tankstelle, bzw. Suche nur nach geöffneten Tankstellen
  • Anzeige der Preisentwicklung an der jeweiligen Tankstelle
  • Kartendarstellung
  • Nutzung im Ausland möglich
  • In-Car-Payment (mit Kreditkarte, PayPal) per App beim Tanken (gerade in Corona-Zeiten interessant)
  • Übernahme der Tankstellen-Adresse in Google Maps zur Navigation
  • Übernahme der Tankstellen-Adresse ins Fahrzeug-Navigationssystem
  • Für Dienstwagenfahrer: Tankstellensuche nach akzeptierten Tankkarten

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3 Tank-Apps im Vergleichstest

Mit diesen Anforderungen im Hintergrund haben wir uns drei Tank-Apps näher angeschaut: Die App „Benzinpreis-Blitz“ von der deutschen Softwareschmiede MW WebWork, die mit über 270.000 Downloads beliebte App „clever-tanken.de“ sowie die vom Autobauer Mercedes stammende Lösung „Bertha. Deine Tankstellen-App“.

Benzinpreis-Blitz

Sollen die Spritpreis auch bei Auslandsreisen gecheckt werden, dann ist der Benzinpreis-Blitz unser klarer Favorit. Neben Deutschland zeigt die App die Preise in sechs anderen Ländern an: Österreich, Luxemburg, Frankreich, Portugal, Spanien sowie Italien. Zwar zeigt die App an, welche Tankkarten eine Station unterstützt, eine Suche danach ist jedoch nicht möglich. Sehr detailliert sind auch die Informationen über die Zusatzservices, die ein Tankstelle bietet.

Die App Benzinpreis-Blitz zeigt die Spritpreise auch in sechs beliebten Reiseländern an (c) Google Play Store

In Sachen In-Car-Payment arbeitet der Benzinpreis-Blitz mit dem Kooperationspartner rydpay zusammen. In München fand die App im 25-Kilometer-Umkreis 30 Akzeptanzstellen. Mit einem einfachen Touch in der App kann die Navigation zur gewählten Tankstelle per Google Maps direkt gestartet werden. Eine Übertragung des Suchergebnisses an das Fahrzeug-Navigationssystem ist leider nicht möglich. Gegen eine Jahresgebühr von 1,49 Euro kann die App werbefrei geschaltet werden.

clever-tanken.de

Auch wenn clever-tanken.de zu den beliebtesten Android-Tank-Apps zählt, gefiel sie uns in unserem Vergleich am wenigsten. Ein Manko ist etwa, dass sie nur die Preise deutscher Tankstellen anzeigt. Eine Nutzung im Ausland fällt damit flach. Positiv fiel uns auf, dass die App nicht nur die Suche nach den Standard-Kraftstoffen unterstützt, sondern auch Suchkriterien wie Wasserstoff, LNG, AdBlue, Bioethanol etc. erlaubt.

Clever-tanken.de leifert zwar die Preise für viele Kraftstoffe – darunter etwa Wasserstoff -, aber eine granulare Feineinstellung anderer Suchkriterien ist nicht möglich (c) Screenshot Hill

Dagegen kann nach anderen Kriterien, wie etwa akzeptierten Tankkarten etc. nicht gesucht werden. Zudem gibt es lediglich einen Filter, mit dem sich einstellen lässt, ob geschlossene Tankstellen, alte Preise und Tankstellen ohne Preise mit angezeigt werden. Eine granulare Feineinstellung ist nicht möglich. Zum In-Car-Payment unterstützt die App das hauseigene „clever-pay“. Leider gab es in München im 25-Kilometer-Umkreis um unseren Standort lediglich zwei Akzeptanzstellen. Die gefundenen Tankstellen lassen sich direkt auf dem Smartphone zu Google Maps exportieren. Ebenso konnte die Adresse über die Funktion „Teilen“ an das Fahrzeug-Navi übermittelt werden. Wen die Werbung in der App nervt, erhält gegen eine Jahresgebühr von 1,99 Euro eine werbefreie Version.

Bertha

Als einzige Anwendung unseres Test-Trios kommt die Bertha-App ganz ohne In-App-Werbung aus. Neben Deutschland werden die Spritpreise in vier weiteren Ländern angezeigt: Österreich, Schweiz, Niederlande, Belgien. Im Gegensatz zu den beiden anderen Apps zeigt Bertha die Suchergebnisse nur direkt in der Karte an, eine Listenansicht gibt es nicht. Dafür unterstützt Bertha als einzige App unseres Trios die Tankstellensuche nach akzeptierten Tankkarten.

Löblich – die Bertha-App verzichtet auf In-App-Werbung (c) Screenshot Hill

Dieser positive Eindruck wird aber wieder dadurch zunichte gemacht, dass nur die Suche nach drei Spritsorten (Super E5, Super E10 und Diesel) unterstützt wird. Für das In-Car-Payment setzt Mercedes auf das hauseigene Bertha Pay, wozu eine Kreditkarte von Visa oder Mastercard benötigt wird. Dabei zeigte Bertha für München 22 Akzeptanzstellen an. Die Übernahme der gefundenen Tankstellenadresse war sowohl in Google Maps als auch in das Auto-Navi möglich.

Tank-Apps im Vergleich: Der Testsieger

Mit Blick auf unser persönliches Pflichtenheft konnte sich keiner der drei Kandidaten eine Favoritenstellung erobern. Würde der Benzinpreis-Blitz auch die Preise für die Schweiz anzeigen und die Übermittlung der Ergebnisse ans Navi unterstützen, wäre das unser Gewinner. So muss er sich künftig auf dem Smartphone den Platz mit der Bertha-App teilen, wobei letztere wohl eher in Deutschland genutzt wird, während der Benzinpreis-Blitz bei Reisen ins Ausland zum Einsatz kommt.

Apropos Ausland – hier ist zu bedenken, dass das In-Car-Payment der Apps meist nur in Deutschland funktioniert. Ferner ist zu beachten, dass es zur Zeit wegen der Preisexplosion aufgrund des Ukraine-Krieges zu temporären Einschränkungen bei den Apps kommen kann, da die Backend-Systeme teilweise nicht der Flut der User-Anfragen gewachsen sind.

*Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 


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