Die Forderung nach mehr Frauen in der Technik stößt in der Wirtschaft auf offene Ohren, lässt sich aber nicht umsetzen. Denn die gesuchten Technikerinnen gibt es nicht. Unternehmen bekommen bereits Probleme, weil sie die gewünschten "Quoten" verfehlen. [...]
„Unsere Industriekunden fordern von uns ausdrücklich mehr weibliche Techniker, weil ihre Personalpolitik das so verlangt“, erklärt Walter Hanus, CEO von IVM. Das Engineering-Unternehmen unterstützt Industriebetriebe mit technischen Teams, meist bei Software-Projekten. „Wir können diesen Wunsch jedoch nur selten erfüllen, weil wir nicht so viele weibliche Fachkräfte haben und sie auch nicht finden.“ Nachsatz: „Wir verlieren Aufträge deswegen.“
Harte Zahlen dazu veröffentlichte der Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie Mitte Jänner. Obwohl in dieser Branche 87 Prozent der Unternehmen gerne mehr Frauen beschäftigen würden, sind nur acht Prozent der technischen Fachkräfte weiblich. Diese Zahl deckt sich exakt mit der Situation an den Hochschulen. Denn auch die Technischen Universitäten in Wien und Graz verzeichnen beim Studium der Elektrotechnik nur acht bis neun Prozent Frauen. Schlussfolgerung: Mehr Technikerinnen gibt es nicht.
Zwar steigt die Anzahl der Technikstudentinnen Jahr für Jahr leicht an; und bei manchen Studienrichtungen sieht der Frauenanteil auch etwas günstiger aus, Informatik kommt auf zwölf bis 16 Prozent. Aber die Menge der weiblichen Absolventen reicht trotzdem bei weitem nicht aus, um die Nachfrage zu decken.
„Die Unternehmen stehen unter Druck, Technikerinnen zu beschäftigen, die in Wirklichkeit nicht vorhanden sind“, meint Hanus. „Es ist immens wichtig, das Interesse der Mädchen an technischen Berufen zu fördern. Das darf jedoch nicht dazu führen, dass aus Mangel an weiblichen Fachkräften Projekte abgesagt werden. Darunter leidet der Standort Österreich.“
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