Um den Jahreswechsel schreiben Journalisten gerne über Techniktrends, die im neuen Jahr auf uns zukommen werden – auch wir von der ITWelt.at. ABI Research geht einmal den umgekehrten Weg und nennt Technologien, die 2024 nicht den Durchbruch schaffen werden. [...]
ABI Research ist ein weltweit arbeitendes Technologie-Informationsdienstleister mit Büros in New York, London und Singapur, das an der Schnittstelle zwischen Anbietern von Technologielösungen und Unternehmen, die diese Lösungen einsetzen, positioniert ist. Das Unternehmen veröffentlicht seit ver Jahren jährlich einen Trend Report (82 Technology Trends That Will—and Will Not—Shape 2024) mit den wichtigsten Technologietrends. Üblicherweise liegt bei solchen Unternehmungen das Hauptaugenmerk auf den erfolgversprechenden Trends. Auch ABI Research hat 45 wichtige Technologietrends für 2024 ausgemacht. Darüber hinaus nennt das Unternehmen auch Trends, über die zwar viel spekuliert und kommentiert wird, die sich aber 2024 nicht durchsetzen werden. Unter diesen 37 Trends finden sich etwa Enterprise 5G, foldable Geräte für den Massenmarkt, Network-APIs oder Robotaxis.
Blicke man auf die Ausgangslage für 2024, so sehe man nach wie vor viele Trends aus 2023, die auch dieses Jahr die Geschicke bestimmen werden, sagt Stuart Carlaw, Chief Research Officer bei ABI Research, und konkretisiert: „Hohe Inflation, Kostendruck und eine geringere Nachfrage halten an. Wichtige Märkte wie die USA, Deutschland und China stehen vor einer längeren Rezession in der Produktion. Die Konzentration der Geldpolitik auf die Eindämmung der Inflation behindert die Finanzierung von Technologieunternehmen. Dennoch gibt es Zeichen der Hoffnung: Die Inflation geht zurück, die Politik der Zentralbanken könnte sich ändern, und die Arbeitsmärkte erholen sich. Die globale politische Landschaft ist der einzige Ausreißer, der nicht auf dem Weg zu einer positiven Entwicklung ist. Dennoch könnte das Jahr 2024 ein Wendepunkt sein, wenn wir gemeinsam die Kurve kriegen. Es wird nicht glatt und nicht linear verlaufen, aber das Jahr 2024 verspricht, dass die Technologie der Motor sein wird, der uns aus den letzten Jahren der Flaute herausführt.“
Was also wird sich 2024 nicht durchsetzen?
Enterprise 5G
Das Jahr 2023 zeigte bereits einen Trend, der sich wahrscheinlich fortsetzen wird: 5G wird das Interesse von Unternehmen wieder nicht wecken. Bei der Entscheidung über Investitionen in Konnektivitätstechnologien interessieren sich Unternehmen viel mehr für Anwendungsfälle und Ergebnisse als für den Namen der Konnektivitätstechnologie – vor allem, weil die umsetzenden Unternehmen keine Experten für Konnektivitätstechnologie sind.
Mainstream Foldable Devices
Obwohl sich viele Hersteller in den letzten Jahren nach Kräften bemüht haben, ein besseres Benutzererlebnis faltbarer Geräte zu schaffen – einschließlich dünnerer und leichterer Designs, besserer Scharniere, faltenfreier Displays, falt- und klappbarer Formfaktoren und größerer Abdeckungen –, ist es ihnen bisher nicht gelungen, die Verbraucher zu überzeugen. Das liegt allerdings nicht daran, dass sie es nicht versucht hätten, denn die Liste der faltbaren Geräte der diversen Hersteller ist beeindruckend, einschließlich Flip- und Fold-Varianten.
Network APIs
Von den GSMA-Initiativen Open Gateway und CAMARA vorangetriebene Network-APIs werden wahrscheinlich keine nennenswerten Geschäftsmöglichkeiten schaffen und das gleiche Schicksal erleiden wie das GSMA-Projekt OneAPI im Jahr 2012, das kurz nach seinem Start aufgegeben wurde. Es stimmt zwar, dass die Telekommunikationsbetreiber im Jahr 2024 dringend Unternehmenseinnahmen und Anwendungsfälle benötigen, aber die gleichen Probleme, mit denen Network Application Programming Interfaces (APIs) vor einem Jahrzehnt konfrontiert waren, bestehen auch heute noch: Anwendungsentwickler decken ihren Bedarf bereits über Aggregatoren oder Hyperscaler ab. Die Veröffentlichung ausgefallener neuer Network-API-Initiativen wird nicht automatisch die Aufmerksamkeit der Entwickler auf sich ziehen.
Generative Edge-KI
Die meisten Unternehmen werden versuchen, generative KI über die Cloud zu implementieren. Nur wenige haben die Fähigkeit und die Ressourcen, generative KI auf der Edge-Ebene des Unternehmens einzusetzen. Die Herausforderung beim Einsatz von generativer KI am Edge liegt in der Auswahl eines geeigneten Anwendungsfalls, der Bereitstellung des richtigen generativen KI-Frameworks/Modells und der Abwägung der Erwartungen an den Return-on-Investment (ROI). Das Potenzial generativer KI für Unternehmen ist enorm, aber 2024 wird nicht das Jahr sein, in dem generative KI in großem Umfang am Edge eingesetzt wird.
Robotaxis
Der Einsatz von Robotaxis bzw. selbstfahrenden Taxis wird sich 2024 nicht durchsetzen. Die Komplexität des unüberwachten autonomen Fahrens in der realen Welt wird immer deutlicher, insbesondere bei der Interaktion mit schwächeren Verkehrsteilnehmern. Die laufenden Reaktionen und Untersuchungen zu den Ursachen des im Oktober in San Francisco passierten Unfalls mit einem Cruise-Taxi und die (intransparenten, Anm.) Maßnahmen von Cruise nach diesem Unfall werden wahrscheinlich dazu führen, dass der Einsatz von Robotaxis und die Ausweitung von Diensten im Jahr 2024 genauer unter die Lupe genommen werden, was einen erheblichen Gegenwind für das unüberwachte autonome Fahren in diesem Jahr darstellt. (Anm.: Nicht zuletzt musste der Betrieb der Cruise-Taxis bis zur Klärung des Vorfalls eingestellt werden.)
Auch mit diesen „Nicht-Trends“ will ABI Research Unternehmen helfen, schneller, angemessene und effizientere Entscheidungen zu treffen. Darüber hinaus nennt das Unternehmen wie gesagt natürlich auch Trends, die sich durchsetzen werden. Alle Prognosen von ABI Research finden Interessierte hier.
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