Techniktrends, die 2025 (noch) nicht kommen

In ihrem neuen Whitepaper "101 Technology Trends That Will-and Won't-Shape 2025" nennen die Marktforscher von ABI Research 54 Trends, die den Technologiemarkt prägen werden, und 47 weitere, die zwar für jede Menge Spekulationen und Kommentare sorgen, sich aber in den nächsten zwölf Monaten wahrscheinlich nicht durchsetzen werden. [...]

Snapchat wird 2025 Entwiclerversionen oder frühe Versionen seiner intelligenten Brillenlösung Spectacles auf den Markt bringen. Aber für eine Vermarktung im großen Maßstab taugen die Brillen nach Ansicht von ABI Research noch nicht. (c) Snap Inc.
Snapchat wird 2025 Entwiclerversionen oder frühe Versionen seiner intelligenten Brillenlösung Spectacles auf den Markt bringen. Aber für eine Vermarktung im großen Maßstab taugen die Brillen nach Ansicht von ABI Research noch nicht. (c) Snap Inc.

Am Ende eines Jahres haben Vorhersagen von IT-Innovationen für das nächste Jahr Hochkonjunktur (die IT Welt ist da keine Ausnahme, siehe etwa diesen ITWelt-Artikel). In ihrem fünften jährlich erscheinenden Trend-Report , 101 Technology Trends That Will—and Won’t—Shape 2025 nennt das Marktforschungsinstitut ABI Research die 53 wichtigsten Technologietrends, die im Jahr 2025 zum Tragen kommen werden – sowie 48 Technologien, die nach Meinung der Marktforscher 2025 wohl noch nicht kommen werden. Nachfolgend einige Technologien, die 2025 laut ABI Research nicht kommen.

„Das Jahr 2024 war geprägt von Herausforderungen, von globalen Konflikten über Inflationsdruck bis hin zu politischer Unsicherheit. Diese Faktoren haben die Ausgaben von Unternehmen und Verbrauchern belastet, was zu Marktträgheit, kurzfristigen Technologieinvestitionen, zurückhaltendem Kapital und der Gefährdung anfälliger Lieferanten geführt hat“, fasst Stuart Carlaw, Chief Research Officer bei ABI Research, die Ausgangslage für das nächste Jahr zusammen. „Aus technologischer Sicht befinden sich viele Branchen und Endmärkte in der heiklen Phase der Technologieeinführung, in der sie Implementierungsstrategien formulieren, Lösungen und Partner bewerten und versuchen herauszufinden, ob sie über die notwendigen Ressourcen verfügen, um Lösungen in großem Umfang einzuführen.“

Technologien, die 2025 nicht kommen

AI-RAN wird nicht flächendeckend zum Einsatz kommen 

Trotz rascher Fortschritte befindet sich die Technologie der künstlichen Intelligenz (KI) für das RAN (Radio Access Networks)-Ökosystem (AI-RAN) noch im Anfangsstadium der Entwicklung, und mit einem kommerziellen Einsatz ist laut ABI Research nicht vor 2026 zu rechnen. SoftBank hat vor kurzem einen Versuch abgeschlossen und plant den Einsatz bis 2026, wobei eine breitere Einführung bis 2027 wahrscheinlich ist, da Japan seit jeher ein Vorreiter in Sachen Technologie ist. Im Jahr 2025 werden Versuche und Pilotprojekte die Technologie vorantreiben, aber der großflächige Einsatz wird länger dauern.

Intelligente Brillen für Konsumenten bitte warten

Trotz der bedeutenden Fortschritte, die wir im Bereich der KI sehen werden, werden intelligente Brillen voraussichtlich überwiegend im Bereich der Early Adopters bleiben. Was die Akzeptanz bei den Verbrauchern angeht, so wird Virtual Reality (VR) in den Bereichen Spiele, Sport und Fitness am stärksten Fuß fassen, wo die immersive Erlebnisse sehr gut umgesetzt werden können und die Nachfrage der Konsumenten ungebrochen ist. Zwar werden einige Unternehmen mit ersten Produkten und Entwicklerlösungen auf den Markt kommen, wie z. B. Snapchats neueste Spectacles, doch wird 2025 ein weiteres Übergangsjahr für intelligente Brillen sein, in dem die meiste Zugkraft von Nischenanwendungen ausgeht und nicht von einem breiten Einsatz bei Verbrauchern oder in großem Maßstab.

Humanoide werden nicht die Welt erobern

Die Entwicklung von Humanoiden wird weiterhin finanziell unterstützt werden, da diese Technologie verspricht einige gesellschaftlichen Probleme zu lösen. Im Jahr 2025 will China die weltweite Führung bei Humanoiden übernehmen. Allerdings sind Humanoide noch nicht so weit, dass sie sich auf breiter Front durchsetzen können. Bei der Hardware wurden erhebliche Fortschritte erzielt – inzwischen gibt es ein Dutzend Humanoide, die so fortschrittlich sind wie Atlas von Boston Dynamics – und auch die Teleoperation hat beeindruckende Leistungen gezeigt. Ohne einen radikalen Wandel in der künstlichen Intelligenz wird es für Humanoide schwierig sein, über diesen Punkt hinauszukommen. Dennoch wird vor allem die Automobilherstellung auch weiterhin das Testfeld für humanoide Roboter sein, und 2025 werden sich weitere Hersteller mit dieser Technik  auseinandersetzen.

Halbleiter-Onshoring-Pläne werden nicht wahr werden

Das Jahr 2025 wird ein entscheidender Realitätscheck für die amerikanischen und europäischen Onshoring-Bemühungen im Halbleiterbereich sein, da Probleme bei der Umsetzung zu erheblichen Verzögerungen führen. Trotz der 7,86 Milliarden US-Dollar, die Intel im Rahmen des CHIPS-Gesetzes erhalten hat, und der ehrgeizigen Investitionspläne in Höhe von 100 Milliarden US-Dollar müssen wichtige Projekte wie die Standorte von Intel in Arizona und Ohio, die Fabrik von TSMC in Arizona und die europäische Anlage in Magdeburg aufgrund von Engpässen bei den EUV-Maschinen, fehlenden Arbeitskräften und der Komplexität des Betriebs mit Rückschlägen rechnen. Es ist laut ABI Research unwahrscheinlich, dass die volle Betriebskapazität vor 2027 erreicht wird, wodurch das Ziel der EU – nämlich bis 2030 einen Anteil von 20 Prozent an der weltweiten Chipproduktion zu erreichen – in Frage gestellt wird. Diese Hindernisse werden im Jahr 2025 zu einer strategischen Neubewertung führen, bei der der Schwerpunkt von der vollständigen Auslagerung auf eine pragmatische Diversifizierung und vertrauensvolle Partnerschaften verlagert wird. Der kalte Krieg in der Halbleiterindustrie könnte auch die Innovation in der KI und anderen fortschrittlichen Technologien bremsen, die auf hochmoderne Chips angewiesen sind.

Das kommende Jahr werde entscheidend dafür sein, wie sich Technologien, wie KI, Generative KI, Cloud, Edge-Computing, die Hybrid-Cloud, Extended Reality (XR), 5G für Unternehmen und das Internet der Dinge (IoT) entwickeln werden, blickt Carlaw ins nächste Jahr. Es sei noch viel zu tun, um von Visionen zur Vermarktung von Lösungen und Produkten zu gelangen. Anstatt gleich die Welt verändern zu wollen, sei es besser die Umsetzung von kleineren praktischen, umsatzbringenden Implementierungen zu verfolgen, so Carlaw. 

Weitere Trends, die 2025 nicht kommen, sowie 53 Trends, die sich 2025 durchsetzen, finden Interessierte im Whitepaper 101 Technology Trends That Will-and Won’t-Shape 2025, das gegen Name, Firmenname und Adresse auf Englisch hier heruntergeladen werden kann.


Mehr Artikel

Michael Maier, Director Austria iteratec (c) iteratec
Kommentar

KI-Transformation in Unternehmen – Eine Revolution in fünf Schritten 

Wie weit wird die Evolution der Künstlichen Intelligenz gehen und wie wird sie sich auf Wirtschaft und Gesellschaft als Ganzes auswirken? Was für Privatpersonen interessante Fragen sind, sind für Unternehmer existenzielle Themen, schließlich müssen diese wirtschaftlich gegenüber Konkurrenten bestehen, von denen viele bereits an einer effektiven Nutzung von KI arbeiten. […]

News

Produktionsplanung 2026: Worauf es ankommt

Resilienz gilt als das neue Patentrezept, um aktuelle und kommende Krisen nicht nur zu meistern, sondern sogar gestärkt daraus hervorzugehen. Doch Investitionen in die Krisenprävention können zu Lasten der Effizienz gehen. Ein Dilemma, das sich in den Griff bekommen lässt. […]

Maximilian Schirmer (rechts) übergibt zu Jahresende die Geschäftsführung von tarife.at an Michael Kreil. (c) tarife.at
News

tarife.at ab 2026 mit neuer Geschäftsführung

Beim österreichischen Vergleichsportal tarife.at kommt es mit Jahresbeginn zu einem planmäßigen Führungswechsel. Michael Kreil übernimmt mit 1. Jänner 2026 die Geschäftsführung. Maximilian Schirmer, der das Unternehmen gegründet hat, scheidet per 14. April 2026 aus der Gesellschaft aus. […]

News

Warum Unternehmen ihren Technologie-Stack und ihre Datenarchitektur überdenken sollten

Seit Jahren sehen sich Unternehmen mit einem grundlegenden Datenproblem konfrontiert: Systeme, die alltägliche Anwendungen ausführen (OLTP), und Analysesysteme, die Erkenntnisse liefern (OLAP). Diese Trennung entstand aufgrund traditioneller Beschränkungen der Infrastruktur, prägte aber auch die Arbeitsweise von Unternehmen.  Sie führte zu doppelt gepflegten Daten, isolierten Teams und langsameren Entscheidungsprozessen. […]

News

Windows 11 im Außendienst: Plattform für stabile Prozesse

Das Betriebssystem Windows 11 bildet im technischen Außendienst die zentrale Arbeitsumgebung für Service, Wartung und Inspektionen. Es verbindet robuste Geräte, klare Abläufe und schnelle Entscheidungswege mit einer einheitlichen Basis für Anwendungen. Sicherheitsfunktionen, Updates und Unternehmensrichtlinien greifen konsistent und schaffen eine vertrauenswürdige Plattform, auf der sowohl Management als auch Nutzer im Feld arbeiten können. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*