Technologischer Fortschritt und fehlendes Personal stellen Rechnungswesen vor Hürden

Mit dem Rechnungswesen steht ein Schlüsselbereich vieler Unternehmen derzeit vor großen Herausforderungen. Vor allem der anhaltende Fach- und Arbeitskräftemangel sowie die steigenden Anforderungen an diesen Bereich bereiten vielen Verantwortlichen Kopfzerbrechen. [...]

Foto: RoyHarryman/Pixabay

Steigender Informationsbedarf, technologische Umwälzungen und ein sich wandelnder Arbeitsmarkt – die Wirtschaft ist derzeit mit vielen Herausforderungen konfrontiert. Auch das Rechnungswesen bleibt davon nicht verschont, wie eine aktuelle Deloitte Studie unter rund 270 österreichischen Unternehmen zeigt. Um Abhilfe zu schaffen, setzen Betriebe deshalb auf Digitalisierung und Automatisierung.

Portrait von Gerald Vlk, Partner bei Deloitte Österreich. Der sich hier zur Digitalisierung im Rechnungswesen äußert.

„Die Digitalisierung im Rechnungswesen schreitet unaufhaltsam voran. Laut Umfrage arbeiten mittlerweile 40 % der österreichischen Unternehmen zu einem Großteil mit digitalisierten Prozessen – das sind doppelt so viele wie noch 2018“, erklärt Gerald Vlk, Partner bei Deloitte Österreich. „Viele versuchen damit dem akuten Fach- und Arbeitskräftemangel entgegenzuwirken.“

(Foto: Deloitte/feelimage)

Aber auch das steigende persönliche Interesse der Verantwortlichen sowie die vorgegebene strategische Ausrichtung spielen beim zunehmenden Digitalisierungsgrad eine zentrale Rolle.

KI bringt Chancen und Herausforderungen

Mit der fortschreitenden digitalen Transformation treten auch neue technologische Entwicklungen wie Künstliche Intelligenz zunehmend in den Fokus der Verantwortlichen. Die Chancen, die sich damit für das Rechnungswesen ergeben, sind mannigfaltig – die Implementierung gestaltet sich für die meisten österreichischen Unternehmen aber noch schwierig.

Portrait von Katrin Demelius, Partnerin bei Deloitte Österreich. Die sich hier zu KI äußert.

„Das Erfreuliche: Bereits 4 von 10 Befragten arbeiten schon an Projekten mit KI. Für den flächendeckenden Einsatz fehlt es in den Betrieben aber derzeit noch an Know-how und konkreten Vorstellungen der Anwendungsgebiete. Auch mögliche Risiken bereiten derzeit vielen noch Sorgen“, betont Katrin Demelius, Partnerin bei Deloitte Österreich.

(Foto: Deloitte/feelimage)

Veraltete Ausbildungen sorgen für Unmut und das nicht nur im Rechnungswesen

Gut geschulte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind angesichts des stetigen Wandels das A und O. Es wird allerdings zunehmend schwieriger, das auch sicherzustellen. 91 % der Befragten sind der Meinung, dass die Anforderungen an ihren Bereich und an ihr Team deutlich komplexer geworden sind. Aktuelle Ausbildungen schaffen es kaum, die notwendigen Kompetenzen zu vermitteln.

„Lediglich 5 % der Unternehmen zeigen sich mit den aktuell vermittelten Skills zufrieden, mehr als die Hälfte sieht sogar starke Mängel im Prozessverständnis ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Aber auch Kompetenzen wie Datenorganisation oder -analyse sowie IT-Anwenderkenntnisse sind nicht ausreichend vorhanden. Hier ist eine umfassende Modernisierung bestehender Ausbildungsangebote notwendig“, so Gerald Vlk.

Entwicklung von Standards wird Hauptaufgabe

Um auf die künftigen technologischen und personellen Entwicklungen reagieren zu können, braucht es in den Unternehmen die entsprechenden Grundlagen. Die Entwicklung und der Aufbau solcher Standards wird in den kommenden Jahren der Hauptfokus der Rechnungswesen-Abteilungen sein – 9 von 10 Befragte halten dieses Thema für sehr relevant.

„Die Standardisierung von Prozessen wird viele Ressourcen beanspruchen. Sie bildet nicht nur die Basis für künftige weitere Automatisierung, sondern ist angesichts des Fachkräftemangels ein hilfreiches Mittel, um die Einschulungsphase neuer Mitarbeitender sowie die Fehleranfälligkeit zu reduzieren“, erklärt Katrin Demelius.

Neben der Schaffung von Standards ist der strukturierte Umgang mit Daten das Zukunftsthema. Rund drei Viertel sehen in der Datenanalyse und in der Data Governance wichtige Schwerpunkte. „Mit einer end-to-end-Datenstrategie und einer standardisierten Dateninfrastruktur können Informationen in Echtzeit zur Verfügung gestellt werden. Liegt die Datenhoheit im Finanzbereich, kann dieser strategisch weiter an Bedeutung gewinnen“, meint Katrin Demelius abschließend.


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