Während Analysten einerseits bei der Telekom Austria im ersten Halbjahr 2013 unterm Strich mehr Gewinn erwarten macht sich die Belegschaft des teilstaatlichen Marktführers dennoch Sorgen: Befürchtet wird, dass der Telekom-Großaktionär Carlos Slim das Ruder an sich reißen könnte. Slim hält derzeit offiziell direkt und indirekt 22,76 Prozent an der Telekom. Er könnte am 25. September ein Übernahmeangebot legen. [...]
Die Analysten von Erste Group, Raiffeisen Centrobank (RCB) und JPMorgan erwarten bei der Telekom Austria im ersten Halbjahr 2013 unterm Strich mehr Gewinn. Der Nettogewinn wird im Schnitt auf 91,4 Mio. Euro geschätzt. Das wäre ein Plus von 13 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Die Telekom Austria legt die Halbjahreszahlen am Montag vor.
Operativ gehen die Experten laut APA-Konsensus von 224,6 Mio. Euro aus, gegenüber dem Vorjahreswert von 211,1 Mio. Euro wäre das ein Anstieg von sechs Prozent. Beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) erwarten sie hingegen einen Rückgang um acht Prozent.
Der Umsatztrend werde zwischen April und Juni gegenüber den Vorquartalen unverändert leicht rückläufig sein, prognostizieren die Experten. Im Schnitt lautet die Halbjahresschätzung beim Umsatz auf 2,085 Mrd. Euro – verglichen mit dem ersten Halbjahr 2012 ein Minus von zwei Prozent.
Laut den Analysten hat der heimische Telekomkonzern dank Kosteneinsparungen die Margen verbessern können. In Osteuropa laufe das Geschäft aber nicht rund. In Bulgarien und Kroatien würde die schwache Wirtschaftslage und ein harter Konkurrenzkampf belasten, heißt es.
Für den österreichischen Telekom-Markt erwarten die Wertpapier-Experten im Herbst eine „Reparatur“ mit höheren Tarifen für Mobilfunk-Kunden, die nicht zuletzt durch das endgültige Ausscheiden von Orange aus dem heimischen Markt bedingt sind. Spannend seien die Entwicklungen beim Telekom-Konkurrenten Hutchison („Drei“), wo für Oktober Änderungen erwartet werden.
TELEKOM-MITARBEITER FÜRCHTEN ÜBERNAHME
Trotz dem erwarteten guten Ergebnis ist nicht alles eitel Wonne bei der TA: Der Einkaufshunger des Telekom-Großaktionäres Carlos Slim lässt bei der Belegschaft des teilstaatlichen Marktführers Sorgen vor einer Kontrolle durch den Milliardär aufkommen. Slim hält derzeit offiziell direkt und indirekt 22,76 Prozent an der Telekom. Er könnte am 25. September ein Übernahmeangebot legen.
Es könnte ihm aber auch der Staat rechtlich einen Strich durch die Rechnung machen. „Mit dem Tag läuft für den mexikanischen Milliardär die 12-Monats-Frist im Zusammenhang mit dem Übernahmegesetz aus, die es America Movil ermöglicht, ein für die Mexikaner günstiges Pflichtangebot an die anderen Aktionäre zu legen“, gibt TA-Holding-Betriebsrat Alexander Sollak zu bedenken.
Er fordert Finanzministerin Maria Fekter (ÖVP) ein klares Bekenntnis dazu, dass der Staat weiterhin der bestimmende Aktionär bei der Telekom bleibe. Derzeit hält die Staatsholding ÖIAG 28,42 Prozent an der Telekom. Sollak verweist auf den niedrigen Aktienkurs der Telekom, der eine Übernahme günstig machen würden – gleichzeitig schränkt er aber ein: „Konkrete Informationen oder Anhaltspunkte für ein Übernahmeangebot haben wir derzeit zwar keine.“
Die Märkte haben jedenfalls positiv auf eine mögliche Aufstockung der Anteile durch Slim reagiert. Die Aktie legte am Freitag um bis zu zehn Prozent zu.
Aber möglicherweise haben die Börsianer die Rechnung ohne die Republik gemacht. Denn laut Außenwirtschaftsgesetz muss das Wirtschaftsministerium zustimmen, wenn ein Investor aus einem Nicht-EU-Land mehr als 25 Prozent an einem wichtigen Unternehmen des Landes erwerben will. (apa/rnf)
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