Telekom und Nvidia starten industrielle KI-Cloud

In München entsteht eine der grössten KI-Infrastrukturen Europas. Die Deutsche Telekom und Nvidia bringen mit der „Industrial AI Cloud“ eine privatwirtschaftliche Plattform an den Start, die Wirtschaft, Mittelstand und Forschung vernetzen soll. [...]

Telekom-Chef Timotheus Höttges und Nvidia-CEO Jensen Huang beim Launch der „Industrial AI Cloud“ in München – eine der größten privatwirtschaftlichen KI-Initiativen Europas. (c) Deutsche Telekom

Deutschland bekommt seine erste industrielle KI-Cloud: Die Deutsche Telekom und Nvidia haben am 4. November in München offiziell den Start der „Industrial AI Cloud“ bekanntgegeben. Das Projekt gilt als eines der ambitioniertesten Technologievorhaben Europas und soll ab dem ersten Quartal 2026 produktiv laufen. Ziel ist eine souveräne, skalierbare Infrastruktur, auf der Unternehmen und Forschungseinrichtungen KI-Anwendungen für industrielle Prozesse entwickeln, trainieren und betreiben können.

In einem komplett modernisierten Rechenzentrum im Süden Münchens installiert die Telekom derzeit mehr als tausend NVIDIA-DGX-B200-Systeme und RTX-Pro-Server – insgesamt bis zu 10.000 GPUs der neuesten Generation. Damit entsteht eine der leistungsfähigsten KI-Plattformen Europas, ausgelegt für industrielle Workloads von der Konstruktion über Simulationen bis zur Robotik.

Privatwirtschaftliche Initiative mit Signalwirkung

Die „Industrial AI Cloud“ ist kein staatliches Förderprojekt, sondern eine rein privatwirtschaftliche Kooperation. Sie ist Teil der Initiative „Made 4 Germany“, in der sich mehr als 100 Unternehmen zusammengeschlossen haben, um Digitalisierung, Innovation und digitale Souveränität in Europa voranzutreiben. Das Investitionsvolumen liegt bei rund einer Milliarde Euro.

Telekom-Chef Timotheus Höttges sprach beim Launch von einem „Leuchtturmprojekt für Europas industrielle Zukunft“. Die Cloud sei in nur sechs Monaten von der Idee zur realen Infrastruktur gewachsen. „KI ist eine riesige Chance. Sie wird helfen, unsere Produkte zu verbessern und unsere europäischen Stärken zu stärken“, so Höttges.

Auch Nvidia-CEO Jensen Huang hob die Bedeutung des Projekts hervor: „Deutschlands Stärke im Ingenieurwesen und in der Industrie ist legendär und wird jetzt durch KI noch weiter ausgebaut. Mit der weltweit ersten Industrial AI Cloud bringen wir NVIDIA-Technologien nach Deutschland, um eine neue Ära der industriellen Transformation einzuläuten.“

Breites Partnernetzwerk mit SAP, Siemens und Startups

Zu den ersten Partnern gehören SAP, Siemens, Agile Robots, Wandelbots, Quantum Systems, PhysicsX und Perplexity. SAP liefert mit der Business Technology Platform das Integrationsfundament für Anwendungen auf dem „Deutschland-Stack“. Siemens will auf der Infrastruktur eigene Software-as-a-Service-Angebote aufbauen.

Für die Telekom ist das Projekt ein strategischer Schritt, sich im Cloud- und Infrastrukturgeschäft für die Industrie zu positionieren – jenseits der klassischen Netzrolle. Ziel ist, Unternehmen jeder Größe Zugang zu leistungsfähiger KI-Rechenleistung zu ermöglichen, ohne Daten außerhalb Europas verarbeiten zu müssen.

Auch die Bundesregierung bewertet das Vorhaben als richtungsweisend. Bundesminister Karsten Wildberger (Digitales und Staatsmodernisierung) nannte die Kooperation „ein starkes Signal für Deutschland als Standort digitaler Investitionen“. Forschungstechnologieministerin Dorothee Bär sprach von einem „Beweis, dass Deutschland KI kann“.

Ein Schritt Richtung digitale Eigenständigkeit

Mit der Industrial AI Cloud will die Telekom die Grundlage für ein souveränes KI-Ökosystem schaffen – vergleichbar mit Cloud-Services aus den USA, aber auf europäischer Infrastruktur. Der Ansatz: Rechenleistung, Software und Sicherheit „Made in Germany“. Für viele Industrieunternehmen dürfte die Plattform damit auch eine Antwort auf den steigenden Bedarf an geschützten KI-Umgebungen werden.

* Roland Bernhard schreibt für PCtipp.ch.


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