Die Strategie- und Innovationsberatung Arthur D. Little, Match-Maker Ventures und der Telecom Council of Silicon Valley untersuchten in ihrem neuen Report "Innovation Quest for Telco Operators" die Innovationsaktivitäten von Telkos und Start-ups. [...]
Gemeinsam mit Match-Maker Ventures und dem Telecom Council of Silicon Valley haben die Experten von Arthur D. Little die Innovationsstrategien von Telkos und Start-ups untersucht und dazu Fachleute 86 globaler Telekommunikationsunternehmen und über 100 Start-ups befragt. Die Telekommunikationsbranche erlebt durch die zunehmende Digitalisierung massive Umwälzungen getrieben auch durch die immer stärkere Verfügbarkeit von Venture Capital. Lag dieses im Jahr 2011 weltweit noch bei kaum mehr als vier Milliarden US-Dollar, stieg es bis zum Jahr 2015 auf 28 Milliarden US-Dollar.
Die etablierten Telkos profitierten jedoch nicht von der Goldgräberstimmung: Legte etwa die Marktkapitalisierung der Top-30 Internetunternehmen in der Zeit von 2011 bis 2016 um mehr als 400 Prozent zu, stagnierte der Marktwert der Top-30 Telekommunikationsunternehmen in selbigen Zeitraum. Längst bringen innovative Anbieter wie Skype, WhatsApp, Viber und andere die Geschäftsmodelle der Etablierten mit ihren Innovationen in Bedrängnis.
IT-Innovationsstärke und der schnelle Einsatz neuester Technologien gelten im aktuellen wirtschaftlichen Umfeld als entscheidend über Erfolg und Misserfolg in diesem höchst dynamischen Marktsegment. Nichtsdestotrotz legt die aktuelle Untersuchung offen, dass lediglich 5 Prozent der etablierten Telekommunikationsunternehmen IT Innovation als Top Priorität für ihr Geschäft einstufen. Dennoch sind die Umsatzerwartungen der Telkos ambitioniert: Während heute weniger als zehn Prozent ihrer Umsätze auf Innovation zurückzuführen sind, so soll sich dieser Anteil bis ins Jahr 2020 mehr als verdoppeln und im Median 22 Prozent der Gesamtumsätze erreichen.
Der „Innovation Quest for Telecom Operators“-Report zeigt auf, dass eine nachhaltige Verankerung von Innovation als höchste Unternehmenspriorität zu finanziellen Erfolg führt, auch wenn dies insbesondere von Seiten der Shareholder Durchhaltevermögen verlangt. So haben sich diejenigen Telekommunikationsunternehmen deutlich besser entwickelt, die Innovation zur Top Unternehmenspriorität erklärt haben.
Karim Taga, Managing Partner Telecoms, Information, Media & Electronics bei Arthur D. Little, hält fest: „Die Implementierung langfristiger Innovationsstrategien ist für eine dauerhaft erfolgreiche Positionierung der Telekommunikationsunternehmen enorm wichtig. Dabei muss jedoch mit Vorsicht agiert werden, um bei der langfristigen Ausrichtung nicht die kurzfristigen Interessen der Aktionäre zu vernachlässigen.“
Zu häufig stünden bei Telkos jedoch Kostenreduzierungspläne im Fokus. Investments in neue Technologien und disruptive Ansätze bleiben auf der Strecke. Insbesondere im Vergleich zu den agilen Start-ups sei dies ein klarer Nachteil, da Start-ups einen klaren Fokus auf den Einsatz innovativer Technologien legen. Telkos hingegen fokussieren noch immer auf den Bereich Netz sowie den Bereich Kundeninteraktion. Es gilt aber verstärkt darauf zu achten, den Anschluss an aktuelle Technologietrends nicht zu verpassen.
Auf Basis einer umfassenden Untersuchung der Innovationspraktiken bei Start-ups und etablierten Unternehmen fordern die Fachexperten die Telekommunikationsbetreiber auf, ihre IT als Kernkompetenz stärker in den Fokus zu rücken. Gleichzeitig sollten Telekommunikationsunternehmen darüber nachdenken, neue Partnerschaften einzugehen – immerhin 90 Prozent der Befragten halten neue Kollaborationen für relevant bzw. höchst relevant. Nichtsdestotrotz täten sich Telekommunikationsunternehmen in der Umsetzung von Partnerschaften sehr schwer, da die eigene Unternehmenskultur Erfolgen im Weg steht und Telkos häufig noch als nach außen abgeschlossene Unternehmungen agieren.
Im Rahmen der Studie haben die Experten analysiert, in welchen Bereichen etablierte Unternehmen und Start-ups ein hohes Kollaborationspotential sehen. „Leider sind viele Telkos noch immer nicht bereit, wirkliche Partnerschaften einzugehen: Etablierte Spieler wollen in den Bereichen IT und Technologie häufig alleine agieren, was zu einem deutlich höherem Disruptionspotential auf Seiten der Start-ups führt.“ wie Dr. Nicolai Schättgen, Managing Partner bei Match-Maker Ventures anführt. „Telkos müssen aufpassen, dass ihnen hier nicht ein weiteres Waterloo wie bereits beim Aufkommen von Skype oder WhatsApp droht.“
Kollaborationspotential sehen die Experten im Bereich Kundeninteraktion sowie bedingt auch bei angrenzenden Produkten und Services.
Um sich langfristig gegen die agilen neuen Wettbewerber behaupten zu können, sei ein Wandel der Unternehmenskultur unablässig: Es gelte genau abzuwägen, in welchen Bereichen Kooperationen sinnvoll seien und mit Nachdruck vorangetrieben werden sollten. Gleichzeitig sei es erforderlich, die Shareholder von der langfristigen Innovationsstrategie zu überzeugen.
Be the first to comment