Telkos und Rundfunk: Unsichtbare Infrastruktur, sichtbare Milliarden

Telekommunikations- und Rundfunkunternehmen in Österreich erzeugen laut einer Economica-Studie 2,88 Prozent der heimischen Bruttowertschöpfung, sichern knapp 1,95 Prozent der Jobs und tragen 2,2 Prozent zu den Staatseinnahmen bei. [...]

Christian Helmenstein (Economica) sowie Helga Tieben und Gerhard Haidvogel (beide Fachverband Telekom|Rundfunk) (c) Martin Lusser
Christian Helmenstein (Economica) sowie Helga Tieben und Gerhard Haidvogel (beide Fachverband Telekom|Rundfunk) (c) Martin Lusser

Das Wirtschaftsforschungsinstitut Economica hat im Auftrag des Fachverbandes Telekom|Rundfunk der Wirtschaftskammer Österreich die volkswirtschaftlichen Effekte der Telekommunikations- und Rundfunkbranche aktualisiert. Das Update 2024 basiert auf einer Ersterhebung und analysiert direkte, indirekte und induzierte Effekte auf Wertschöpfung, Beschäftigung, Einkommen, Steuern und Investitionen. Ausgewertet werden damit sowohl laufender Betrieb als auch Investitionstätigkeit entlang der gesamten Wertschöpfungsketten von Netzinfrastruktur bis zu Inhalten.

Gesamtwirtschaftliche Wertschöpfung

Telekommunikations- und Rundfunkunternehmen erwirtschafteten 2024 eine gesamte Bruttowertschöpfung von 12,5 Mrd. Euro. Davon entfielen 7,9 Mrd. Euro unmittelbar auf die beiden Sektoren, weitere 4,6 Mrd. Euro resultierten aus Vorleistungen und Zuliefernetzwerken. Der Anteil an der gesamtösterreichischen Bruttowertschöpfung lag bei 2,88 Prozent und entspricht damit in etwa dem Niveau der Energieversorgung.

Helga Tieben, Geschäftsführerin des Fachverbandes Telekom|Rundfunk, bewertet den Sektor als stabilisierenden Faktor: Die Branche sichere Beschäftigung, stütze die Kaufkraft und ermögliche die digitale Transformation in anderen Wirtschaftsbereichen. Die Studie ordnet Telekommunikation und Rundfunk damit als zentrale Leistungsträger der österreichischen Informations- und Kommunikationswirtschaft ein.

Beschäftigung und Einkommen

Mit den ausgewiesenen Wertschöpfungseffekten waren 2024 rund 44.000 Beschäftigungsverhältnisse direkt in Telekommunikations- und Rundfunkunternehmen verankert. Unter Einbeziehung indirekter Effekte in Zulieferbranchen sowie induzierter Effekte durch Konsum ergeben sich über 87.600 Arbeitsplätze, was knapp 1,95 Prozent der Gesamtbeschäftigung in Österreich entspricht. Die Branchen zählen damit zu jenen Sektoren, die Arbeitsmarkteffekte über ihre eigenen Unternehmensgrenzen hinaus erzeugen.

Beitrag zu den Staatsfinanzen

Für die öffentlichen Haushalte weist die Studie 2024 Steuern und Abgaben in Höhe von 4,63 Mrd. Euro aus, die der Telekommunikations- und Rundfunkbranche zuzurechnen sind. Das umfasst lohnabhängige Steuern und Sozialbeiträge, Umsatzsteuer, Produktions- und Gütersteuern sowie Ertragsteuern. Das ermittelte Aufkommen liegt über den Einnahmen aus der Mineralölsteuer und verdeutlicht die fiskalische Relevanz des Sektors.

Gerhard Haidvogel, Obmann des Fachverbandes Telekom|Rundfunk, hebt hervor, dass rund 2,2 Prozent der gesamten Staatseinnahmen aus Steuern und Sozialbeiträgen auf Aktivitäten der beiden Branchen zurückgehen. Aus Sicht des Verbandes unterstreicht dies die Rolle der Sektoren als verlässliche Beitragszahler innerhalb der Informations- und Kommunikationswirtschaft.

Telekommunikationsbranche im Fokus

Die Telekommunikationsbranche erweist sich in der Detailauswertung als einer der produktivsten Sektoren der österreichischen Wirtschaft. Für 2024 beziffert Economica die gesamte Bruttowertschöpfung der Telekommunikation mit mehr als 11,2 Mrd. Euro, inklusive vorgelagerter und nachgelagerter Aktivitäten. Die Branche stützt sich dabei auf ein breites Netz aus Infrastrukturaufbau, Geräteproduktion, Netzausrüstung, Datendiensten und IT-Lösungen.

Insgesamt sicherte die Telekommunikation mehr als 75.000 Beschäftigungsverhältnisse, wenn direkte, indirekte und induzierte Effekte zusammengezählt werden. Damit reicht der Arbeitsmarkteinfluss weit in Bau, Technik, IT-Dienstleistungen und Servicebereiche hinein.

Die direkt zurechenbaren Löhne und Gehälter in der Telekommunikationsbranche lagen 2024 bei 2,49 Mrd. Euro. Über alle Ebenen hinweg, also einschließlich Zuliefer- und Konsumeffekten, ergibt sich ein gesamter Einkommenseffekt von knapp 4,10 Mrd. Euro. Die Studie führt diese Größenordnung als Beitrag zur Stabilität der Einkommen und zur Binnennachfrage an.

Die fiskalische Wirkung der Telekommunikation belief sich 2024 auf 4,10 Mrd. Euro an Steuern und Abgaben. Davon entfielen 1,93 Mrd. Euro auf lohnabhängige Steuern und Sozialabgaben sowie 1,33 Mrd. Euro auf Umsatzsteuer, ergänzt um 350 Mio. Euro an sonstigen Produktionsabgaben, 161 Mio. Euro an Gütersteuern und 325 Mio. Euro an inländischen Ertragsteuern. Innerhalb der Informations- und Kommunikationswirtschaft zählt die Telekommunikation damit zu den größten fiskalischen Beitragszahlern.

Investitionen in Netze und Infrastruktur

Ein eigener Abschnitt der Untersuchung widmet sich den Investitionen im Telekommunikations- und Rundfunksektor. 2024 tätigten die Unternehmen Investitionen von 1,67 Mrd. Euro, von denen rund 1,32 Mrd. Euro wertschöpfungswirksam in Österreich waren. Die Mittel flossen vor allem in den Ausbau digitaler Infrastrukturen, moderne Übertragungstechnologien, Produktionsanlagen sowie Software- und Netzwerklösungen.

Aus diesen Investitionen resultierte eine gesamte Bruttowertschöpfung von 933 Mio. Euro in Österreich. Zusätzlich wurden rund 7.400 Beschäftigungsverhältnisse gesichert, verteilt auf Bau, Technik, Planung, Installation sowie Betrieb und Wartung von Netzen und Anlagen.

Rolle für digitale und ökologische Transformation

Univ.-Prof. Christian Helmenstein, Geschäftsführer von Economica, schätzt, dass diese Investitionen Voraussetzung für mittelfristige Transformationsziele sind und sie gleichzeitig die Konjunktur in Phasen wirtschaftlicher Unsicherheit stabilisieren.


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