Test: Apple iPad 8

Das kleinste iPad läuft in der Schule zur Höchstform auf: klein und günstig, aber ohne nennenswerte Kompromisse. [...]

Bereit für die Bildung! (c) Apple Inc.

Dass das iPad Pro mit großem Abstand an der Spitze der Tablets steht, können auch die größten Zweifler kaum in Abrede stellen. Doch diese Serie hat ihren Preis, den nicht alle bezahlen wollen. Zu den Aufgaben des iPads der 8. Generation gehört es deshalb auch, die billigere Android-Meute auf Abstand zu halten. Das wird erreicht, indem dieses Gerät fast alles bietet, was Fans an einem Apple-Produkt so schätzen – nur eben zu einem deutlich günstigeren Preis.

Das iPad 8 empfiehlt sich allen, die ein günstiges Tablet suchen. Doch Apple hat vor allem die Schüler auf dem Radar. Um sie an Bord zu holen, wurden zwar Abstriche gemacht, aber die Jüngsten werden sich daran kaum stören. Außerdem vermittelt das iPad 8 zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass es einzig aus Marketing-Gründen mutwillig abgespeckt wurde. Stattdessen sind die Unterschiede logisch nachvollziehbar – und vor dem Kauf entsprechend einfach einzuschätzen. Doch dazu später mehr.

Die aktuelle iPad-Familie: Das iPad 8 ist das zweite von rechts (c) Apple Inc.

Das Äußere

Dem Gehäuse müsste man wohl den Titel «Klassiker» aufs Auge drücken. Verglichen mit dem iPad Pro sind die Ränder breit wie damals, aber dafür kommen auch keine Handballen in die Quere. Für die Entsperrung sorgt der Fingerscanner Touch-ID. Das hätte ich vor einem Jahr noch als Nachteil gewertet, aber ehe man sich’s versieht, müssen wir uns bei jeder Gelegenheit eine Maske aufs Gesicht drücken – und in solchen Fällen ist die Touch-ID plötzlich im Vorteil. So viel zum Thema «der Fortschritt lässt sich nicht aufhalten».

Gegen Maske hilft nur Touch ID (c) PCtipp.ch

Geladen wird über Lightning, was in dieser Preisklasse kein Hinderungsgrund ist. An der Stirnseite sind die Konnektoren angebracht, die ein Smart Keyboard nicht nur verbinden, sondern es gleich auch mit Strom versorgen.

Die Tastatur wird direkt über Konnektoren mit Strom versorgt (c) Apple Inc.

Die Kamera

Diese einzelne Kamera würde ich mir sogar in meinem iPad Pro wünschen. Ja, die Pro-Modelle sind sogar mit zwei Linsen ausgestattet, die beide deutlich mehr leisten. Dazu kommen der LiDAR-Scanner und ein LED-Blitz, die dem iPad 8 ebenfalls fehlen. Aber für meine Anwendungen habe ich den Sinn einer so hochgezüchteten Kamera in einem Tablet nie ganz verstanden. Um Unterlagen einzulesen und Whiteboards abzuknipsen reicht die Kamera des iPad 8 alleweil. Für alles andere haben wohl die meisten Anwender auch noch ein iPhone in der Tasche.

Doch warum wünsche ich mir den Abstieg? Ganz einfach: Die Kamera des iPad 8 ist flächenbündig! Nichts kippelt, wenn es auf dem Tisch liegt. Und ja, die Kamera ist besser geschützt, wenn sie nicht hervorsteht. Doch eigentlich mache ich mir beim iPad Pro eher Sorgen um die Holzmöbel, denn die haben einer harten Aluminium-Legierung und Safirglas nicht viel entgegenzusetzen.

Die flächenbündige Kamera schont die Möbel (c) PCtipp.ch

Die hintere Kamera löst mit 8 Mpx auf, Videos werden in 1080p (Full-HD) mit 30 fps geschossen. Auch sonst bietet das System solide Kost der vergangenen iPhones, wie Panoramas mit bis zu 43 Mpx, Serienaufnahmen, Live-Fotos, HDR und mehr. Die Frontkamera löst mit 1,2 Mpx auf und bietet immerhin Videochats mit 720p.

Verbindung und GPS

Bei den Verbindungen ist mit Wi-Fi 5 (AC) im 2,4 und 5-GHz-Band sowie Bluetooth 4.2 alles an Bord. Wenn das schon alles ist, handelt es sich um die iPad-Ausführung «Wi-Fi». Alternativ wird das Gerät als «Wi-Fi + Cellular» angeboten, allerdings für einen happigen Aufpreis von 140 Franken. Diese Version verschafft sich außerdem über Nano-SIM oder eSIM den Zutritt ins Internet über das Mobilnetz – einen entsprechenden Vertrag vorausgesetzt.

Die Klinke ist vorhanden, ein Kopfhörer gehört jedoch nicht zum Lieferumfang – das Netzteil hingegen schon (c) PCtipp.ch

Achtung: Wie bei allen anderen iPads ist nur das Modell «Wi-Fi + Cellular» mit einem echten GPS-Empfänger ausgestattet, der eine punktgenaue Lokalisierung und damit zum Beispiel Kartenanwendungen erlaubt. Das «Wi-Fi»-Modell orientiert sich hingegen an den umliegenden Wi-Fi-Netzen, was zu einer deutlich geringeren Genauigkeit führt – oder Abseits der Wege zu überhaupt keiner Lokalisierung.

Display mit Abstrichen

Beim 10,2-Zoll-Display wurden die meisten Abstriche gemacht und deshalb sollten Sie das Augenmerk auf dieses Element legen. Auf den ersten Blick gibt es nichts zu bemängeln. Die Auflösung von 2160×1620 Pixel führt zu einer sehr angenehmen Schärfe von 264 ppi. Die Farben sind tadellos, genauso wie die Kontraste. Die maximale Helligkeit von 500 Nits sorgt dafür, dass sich der Inhalt auch im Freien einwandfrei ablesen lässt. Kurz, die meisten Android-Tablets würden sich mit einem solchen Display sofort in Heldenpose werfen.

Doch die stärkste Konkurrenz kommt aus den eigenen Reihen: Wenn Sie bereits ein iPad Pro besitzen, werden die Unterschiede sofort auffallen. Dass das iPad 8 nicht den erweiterten Farbraum P3 abdeckt, dürfte der Zielgruppe herzlich egal sein. Die fehlende Antireflex-Beschichtung? Hängt vom Umgebungslicht ab. Das Display ist außerdem nicht laminiert; wird es mit dem Pencil angeklopft, klingt es eher nach Plastik als nach Glas.

Kein TrueTone

Am meisten vermisse ich jedoch die TrueTone-Eigenschaft, bei dem sich die Farbdarstellung an die Lichtsituation anpasst: Gerade im Dämmerlicht wirkt die Darstellung am iPad 8 im direkten Vergleich zum iPad Pro etwas hart und blau, statt gedämpft, entspannend und leicht getönt. Wenn Sie am iPad am Abend gerne lesen und es gemütlich auf dem Sofa für den Medienkonsum verwenden, empfehle ich allein wegen dieser Eigenschaft, vom iPad 8 Abstand zu nehmen und stattdessen zum iPad Air 4 zu greifen (Test). Denn TrueTone klingt nach einer Kleinigkeit und viel Marketing – aber wer es einmal erlebt hat, kann nicht mehr ohne.

Doch eines darf nicht vergessen werden: Die Kritik klingt viel dramatischer, als es die Auswirkungen in der Praxis ist. Das Display des iPad 8 ist durchs Band sehr gut – aber es ist kein überragendes iPad-Pro-Display. Und es ist kein TrueTone-Display.

Der Pencil

Viel wichtiger ist im Klassenzimmer die Unterstützung für den Apple Pencil, der für 99 Franken separat gekauft wird. Bei ihm handelt es sich um das Modell der ersten Generation, das noch über den Lightning-Anschluss geladen wird – und das klappt hervorragend: Wird ein komplett entleerter Pencil für eine Minute oder zwei mit dem iPad 8 verbunden, reicht die Ladung für den ganzen Morgen. Allerdings kullert dieses Modell gerne vom Tisch und lässt sich auch nicht magnetisch mit dem iPad verbinden. Wichtig: Der Pencil 2 ist nicht mit dem iPad 8 kompatibel, weil im iPad 8 die nötigen Schichten innerhalb des Displays fehlen.

Tipp aus dem Nähkästchen

Der Pencil wird zum wichtigsten Werkzeug in der Schule und ist oft noch wichtiger als eine Tastatur. Sobald die Digitalisierung voranschreitet, schlägt die Stunde der PDFs im Klassenraum. In PDFs wird gesucht; es werden wichtige Stellen markiert, Notizen hinzugefügt und gezeichnet. Wir haben zuhause verschiedene Apps evaluiert; schlussendlich sind wir aus guten Gründen an GoodNotes hängengeblieben.

Alle PDFs werden zentral verwaltet (c) PCtipp.ch

Die App futtert auch die größten PDFs ohne mit der Wimper zu zucken. Durch eine sehr durchdachte Oberfläche wird in das PDF hineingezoomt, um entsprechend kleine Notizen zu schreiben; bei anderen Apps sehen die handschriftlichen Ergänzungen oft so aus, als wären sie mit einem Neocolor in der Faust gemalt worden. Eine Texterkennung für Handschriften ist ebenfalls dabei und, und, und. Im einmaligen Kauf sind die iPhone-, iPad und Mac-Version enthalten. Der Preis von 8 Franken für alle drei Plattformen ist hingegen einfach nur unanständig. Liebe Entwickler, hängt doch wenigstens eine Null dran, damit die Relationen halbwegs stimmen!

Auch sehr kleine Notizen und Hinweise sind absolut kein Problem (c) PCtipp.ch

CPU und Apps

Der Pencil führt auch gleich zum nächsten Thema: der CPU und den Apps. Im Inneren des iPad 8 arbeitet ein Apple A12 «Bionic Chip», der sich fast auf Augenhöhe mit dem A12Z im iPad Pro befindet. Durch die stromsparende Architektur schafft es das iPad 8 in den allermeisten Fällen durch den Tag.

So viel Leistung bedeutet auch, dass es im App Store praktisch keine App gibt, der die CPU nicht gewachsen ist – oder zumindest kenne ich keine. Die typischen Anwendungen wie Präsentationen, PDFs kommentieren und selbst der Videoschnitt funktionieren, ohne dass irgendein Bauteil im Inneren davon beeindruckt wäre. Das Gehäuse wird im schlimmsten Fall handwarm. Diese Leistungsklasse sorgt aber auch dafür, dass Sie das iPad 8 einige Jahre begleiten kann und so manches System-Update mitmacht, bis es den Ruhestand antritt.

Das leidige Thema «Speicher»

Bleibt noch die Staffelung des Speichers – und die ist ziemlich perfid gewählt. Denn das iPad 8 lässt sich wahlweise mit 32 GB für 349 Franken bestellen, oder mit 128 GB für für 449 Franken. Die goldene Mitte von 64 GB wäre vermutlich für die meisten Anwender die erste Wahl und mehr als genug gewesen. Aber 32 GB sind einfach zu wenig, wenn das Gerät mit gutem Gewissen gekauft oder verschenkt werden soll. Auf dem iPad wiegen Spiele schnell ein paar Gigabytes, von Filmen ganz zu schweigen. Oder anders gesagt: Ein Kauf nach vernünftigen Kriterien führt zwangsläufig zum 128-GB-Modell.

Fazit

Es gibt Unterschiede zu den aktuellen Pro-Modellen, vor allem bei den technischen Feinheiten des Displays und der Kamera(s). Doch die Gemeinsamkeiten sind in der großen Überzahl. Das iPad 8 bietet enorm viel zu einem sehr attraktiven Preis. Es muss vor keiner App klein beigeben, im Gegenteil: Für die Schule bietet es massenhaft Leistung, wo es zählt und es steckt dort zurück, wo sich kaum jemand daran stört. Kurzum, die Kompromisse wurden von Apple klug gewählt – und das macht dieses iPad zu einer lohnenden Anschaffung.


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