Es steht für die Essenz des Apple-Kosmos. Aber die Zeit hat es mit dem Design nicht nur gut gemeint. [...]
Das iPhone SE der 3. Generation kennt eigentlich nur eine Aufgabe: die Android-Meute im unteren Preissegment in Schach zu halten. Denn der Einstieg beginnt bei gerade einmal 460 Euro für die 64-GB-Version.
Die erste Überraschung gab es allerdings bereits bei der Präsentation des Gerätes: Im Inneren sorgt die aktuelle Spitzen-CPU von Apple für den Antrieb. Der A15 ist derselbe Chip, der sich auch im neusten iPhone 13 um alle Belange kümmert. Und das will etwas heißen: zum Beispiel, dass dieses Gerät noch fünf, sechs oder mehr Jahre die neusten Systemupdates mitmacht. Doch da ist noch mehr.
Tolle, einsame Kamera
Die Kamera liefert auf den ersten Blick bewährte Kost. Sie löst wie die aktuellen Spitzenmodelle mit 12 Mpx auf. Die Linse entspricht einem 28-Millimeter-Weitwinkel (auf KB umgerechnet), bei einer Blende von ƒ1,8. Auch bei Videos hält das SE mit: Bis zu 30 fps sind möglich, während mit 4K aufgezeichnet wird. Hingegen fehlen der neue Kinomodus oder die Möglichkeit, in Dolby Vision HDR aufzuzeichnen. Aber das wird die Zielgruppe wohl verschmerzen.
Vor allem aber steht die A15-CPU auch für die neuste Image-Pipeline, die aktuell nur den größten iPhones vorbehalten ist: Jede Aufnahme durchläuft eine ganze Reihe von Bearbeitungsschritten in Echtzeit. Dazu gehören auch die neuen «Fotostile», mit denen ein einheitlicher Look definiert werden kann, der bei allen neuen Bildern zur Anwendung kommt. Tatsächlich ist diese Neuerung, die mit dem iPhone 13 eingeführt wurde, eines meiner Highlights der aktuellen Kamera-Generation.
Was ebenfalls nicht fehlen darf, sind die Funktionen, die Apple seit Jahren jeder iPhone-Kamera mitgibt: Live-Fotos, den Porträt-Modus, eine exzellente HDR-Funktion und mehr.
Zeichen der Zeit
Was sich hingegen nicht schönreden lässt: Das iPhone SE 3 wirkt geradezu antik. Von der Rückseite abgesehen, ist es von einem 8 Jahre alten iPhone 6 kaum zu unterscheiden. In seiner Gesamtheit betrachtet, ist es immer noch ein schmuckes Gerät. Aber die Umrandung des 4,7 Zoll großen Displays wirkt fast schon grotesk.
Es gibt noch andere Eigenschaften, die dem Preis geschuldet sind. So bietet das Display eine Wiederholfrequenz von «nur» 60 Hz. Die Rückseite wiederum besteht zwar aus Glas und erlaubt auch das kabellose Laden, aber eine Kompatibilität zum praktischen MagSafe-Zubehör ist leider nicht gegeben. Dass hingegen der Fingerscanner Touch ID anstelle der Face-ID zum Einsatz kommt, dürfte bei einigen sogar auf Zustimmung stoßen.
Zielgruppe und Fazit
Das iPhone SE richtet sich nicht an die Enthusiasten, die stets auf der Suche nach dem letzten Schrei sind. Stattdessen rückt der Pragmatismus in den Vordergrund, ohne dass dabei von Schwächen gesprochen werden kann. Denn die Kamera ist für diese Preisklasse außergewöhnlich, während die verbaute A15-CPU selbst mit den teuersten Androiden problemlos mithält.
Das Wichtigste aber: Das iPhone SE ist genauso tief im Apple-Kosmos verwurzelt, wie jedes andere Apple-Gerät. Dazu gehören zum Beispiel die automatischen und im Ernstfall unbezahlbaren Backups über iCloud. Es öffnet außerdem eine Kiste mit den besten und schönsten Apps, die man für ein Mobilgerät finden kann – und natürlich ermöglicht es die Verwendung der Apple Watch, die einsam an der Spitze der Smartwatches steht. Zu guter Letzt wird dieses Gerät jahrelang durch Updates auf dem neusten Stand gehalten; die A15-CPU wird dabei ihren Dienst verrichten, ohne zu lahmen.
Fazit
Das große iPhone 13 Pro Max wirkt wie ein schillernder Muskel aus Edelstahl und Glas; hingegen täuscht das brave Äußere des iPhone SE über seine inneren Qualitäten hinweg, die vor allem der A15-CPU und den immer enger verzahnten Apple-Diensten zu verdanken sind. Für das Gebotene ist der Preis schon fast sensationell tief. Wer also zu einem Android-Gerät greift, sollte Android auch wirklich wollen. Denn der Preis ist nicht das entscheidende Kriterium.
*Klaus Zellweger ist Autor bei PCtipp.ch.
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