Test: Apple MacBook Pro (14 Zoll)

Die neuen Modelle machen rückgängig, was in den letzten Jahren falsch entschieden wurde – und sie leisten Großartiges. [...]

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Das Notebook für Härtefälle: MacBook Pro 14 Zoll. (c) Apple

„Schwer!“ Das ist der Impuls, der beim ersten Anheben durch den Kopf schießt. Doch das scheint nur ein Gefühl zu sein. Das MacBook Pro mit 14-Zoll-Display wiegt 1,6 Kilogramm. Das sind gerade einmal 200 Gramm mehr als der 13-Zoll-Vorgänger und bescheidene 300 Gramm schwerer als das aktuelle MacBook Air. Vielleicht rührt das Gefühl aber daher, dass das makellose Gehäuse so robust wirkt, als könnte man damit Nägel einschlagen. Der Deckel lässt sich mit einer Hand öffnen, ohne dass sich der untere Teil bewegt.

Der erste Eindruck könnte nicht besser ausfallen. Fast schon für Begeisterung sorgt eine Einrichtung, die fehlt: die allseits verschmähte Touch-Bar ist endlich den klassischen Funktionstasten gewichen. Die restlichen Tasten wurden überarbeitet und fühlen sich jetzt wieder genauso an, wie jene, die Apple im Magic Keyboard verbaut: mit einem kurzen Tastenhub und einem angenehmen, wenn auch eher harten Anschlag.

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Endlich weg: Wo vorher die Touch Bar war, sind jetzt die Funktionstasten im Vollformat.
(c) Apple

So viele Anschlüsse!

Davon abgesehen bringen die beiden Modelle vieles mit, was von unzähligen Anwendern schmerzlich vermisst wurde. Vermutlich sind die neuen Geräte die ersten, bei denen der Einfluss des ehemaligen Chefdesigners Jony Ive endlich schwindet. Ives Leistungen sind unbestritten und er hat so manches Apple-Gerät zu einer Ikone gemacht, die diesen Titel tatsächlich verdient. Aber er hat mit seinem übertriebenen Minimalismus und seinem Fetisch für Touch-Displays auch weit über das Ziel hinausgeschossen. Und so begeistert an den neuen MacBook Pro auch, was uns weggenommen wurde – und jetzt wiederkommt.

MagSafe: Was niemand vermutet hätte: MagSafe ist zurück. Der Stecker für die Stromzufuhr wird magnetisch gehalten und löst sich sofort, falls jemand über das schicke, textil ummantelte Kabel stolpert. Die Ladung dauert mit dem mitgelieferten 96-Watt-Netzteil nicht lang: In 10 Minuten ist die leere Batterie zu 20 Prozent geladen, was locker für das nächste Meeting ausreicht. In 26 Minuten brachten wir es auf 50 Prozent und nach knapp 2 Stunden war die Batterie voll – also ziemlich genau in der Zeit, die in der Batterie-Anzeige vorausgesagt wurde. Die Batterie hält dabei locker einen Arbeitstag durch, sodass es kaum einen Grund gibt, den Klotz von einem Netzteil mitzuschleppen.

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Hallo, alter Freund!
(c) Apple

MagSafe ist die bevorzugte Methode, um das MacBook Pro zu laden, aber nicht die einzige. Das Gerät lässt sich auch über einen der USB-C-Anschlüsse laden, wenn es zum Beispiel an einem Display hängt, das gleichzeitig Strom und Bildsignale übertragen kann.

Thunderbolt 4 und HDMI: Davon abgesehen, verbinden die drei Thunderbolt-4-Anschlüsse nahezu alles mit dem MacBook Pro. Sie übertragen bis zu 40 Gbit pro Sekunde und teilen sich den Formfaktor mit USB-C, das dieselbe Datenrate liefert. Sogar ein HDMI-Anschluss ist wieder an Bord.

SDXC-Kartenleser: Die Fotografen werden erfreut zur Kenntnis nehmen, dass sie ihre SDXC-Karten wieder direkt einlegen können.

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Thunderbolt 4, HDMI, SD-Kartenleser – alles da.
(c) Apple

Die Lautsprecher

Das MacBook Pro ist mit Stereo-Lautsprechern bestückt, die sich hinter der schmalen Lochmaske an den Seiten befinden. „Quäk?“ Nein; sie klingen für ihre Größe schlicht beeindruckend. Die Bässe wummern zwar nicht, sind aber präsent. Die Mitteltöne hingegen sind klar und deutlich – sei es nun Musik oder Sprache. Will heißen: Wenn Sie in der Werbung arbeiten und einem Kunden vor Ort das neuste Video oder eine vertonte Animation zeigen möchten, dann lässt Sie das MacBook Pro nicht im Stich. Auf jeden Fall sind Sie nicht auf grottige Lautsprecher angewiesen, die vielleicht irgendwo im Sitzungszimmer herumstehen – denn ein brauchbares Paar ist bereits installiert.

Das interne Display

Das interne Display zählt Apple zu den „Liquid Retina Display“ mit „ProMotion-Technologie“ – zwei Marketing-Begriffe, mit denen die wichtigsten Eigenschaften zusammengefasst werden.

Das Display arbeitet mit einer Auflösung von 3024×1964 Pixeln – also mit rund 5.9 Millionen Bildpunkten, die zu einer sehr angenehmen Pixeldichte von 254 ppi führen. Es deckt außerdem den kompletten P3-Farbraum ab, was besonders die Profifotografen erfreuen wird – alle anderen staunen einfach darüber, wie großartig Fotos und Videos, aber auch so banale Objekte wie Bedienelemente aussehen. Die Ecken sind dabei so abgerundet, wie beim iPad Pro – ein sehr gefälliger Effekt, der das hübsche Progrämmchen Displayperture überflüssig macht.

Die Notch

Zu Reden gibt jedoch vor allem die Notch – also die Kerbe am oberen Rand, in der die Webcam eingebaut ist. An ihr scheiden sich die Geister: Einige Anwender vertreten den Standpunkt, dass sie Bildschirmplatz wegnimmt. Apple hingegen weist darauf hin, dass dadurch der ganze Rand weiter nach oben gezogen werden kann; die Bildschirmfläche nimmt also zu, selbst wenn die Menüs unterbrochen werden. Wird der Mauszeiger durch die Notch geführt, verschwindet er für eine kurzen Moment, bevor er am anderen Ende wieder auftaucht.

Doch stört die Notch? Die Meinungen gehen weit auseinander. Ich habe kein Problem damit, aber mir gefällt sogar die Notch beim iPhone, weil es ihm etwas Unverwechselbares gibt. Gar kein Thema ist sie für jene, die das MacBook Pro meistens an einem externen Display betreiben. Bei der Wahrnehmung spielt die Helligkeit eine große Rolle:

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Fast schon mutwillig-bösartig: die Notch auf einem hellen Untergrund zu zeigen.
(c) PCtipp.ch

Doch im allseits beliebten Vollbild-Modus ist nicht mehr viel davon zu sehen:

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Im Vollbildmodus kaum mehr zu sehen.
(c) PCtipp.ch

Bei einigen Programmen kann es zu Problemen kommen, wenn sie noch nicht an die neusten Anforderungen angepasst wurden; dabei verschwinden Teile der Menüs hinter der Notch. Das war im Test bei keiner Anwendung der Fall; ansonsten gibt es eine Übergangslösung: Beenden Sie die Anwendung, klicken Sie einmal auf ihr Symbol und rufen Sie im Menü Ablage den Befehl Informationen auf. Hier wartet die Option Grösse an Sitz unter der integrierten Kamera anpassen.

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Es gibt einen verlässlichen Ausweg.
(c) PCtipp.ch

Beim nächsten Start wird die Bildschirmfläche verkleinert und die Menüleiste unter die Notch geschoben – und es wird sichtbar, wie viel Platz tatsächlich durch diese Aussparung gewonnen wird, was sich leider im Screenshot nicht abbilden lässt:

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Die alte Darstellung geht zulasten der vertikalen Bildschirmfläche.
(c) PCtipp.ch

Normalerweise wird aber bei einer gut gefüllten Menüleiste das nächste Menü einfach nach der Notch angezeigt. Das ändert nichts daran, dass der Platz eng wird, wenn auch noch eine Menge Menüleisten-Symbole dazukommen (siehe Abbildung oben). Hier springen kleine Helfer ein, wie Bartender 4: Die Software kümmert sich seit jeher darum, diese Symbole sinnvoll zu verwalten, zu gruppieren und sogar in eine zusätzliche Leiste auszulagern – und hat sich zumindest in einer Vorabversion auf die Notch eingeschossen. Die Details finden Sie hier, eine Demoversion gibt es hier und bei Gefallen werden etwas unbescheidene 15 Euro fällig.

ProMotion

Eine kleine Sensation ist hingegen, dass es sich um ein ProMotion-Display handelt, dessen Bildwiederholrate sich dynamisch zwischen 10 Hz und 120 Hz bewegt. Die maximale Helligkeit liegt bei 1000 Nits, bei HDR-Inhalten bei 1600 Nits. Damit lässt sich arbeiten.

Die Sache hat nur einen Haken: Anwendungen müssen an die 120-Hz-Wiedergabe angepasst werden. Als diese Zeilen geschrieben wurden, krauchte sogar Safari mit lediglich 60 Hz durchs Web. Und obwohl die Darstellung wie immer tadellos ist, wirkt sie halt überhaupt nicht wie 120 Hz. Doch da ist Licht am Ende des Tunnels: Apple bietet zurzeit eine frei verfügbare Developer-Preview von Safari an, die das Bild deutlich beruhigt. Nur ein wenig Geduld ist gefragt.

Externe Displays

Dass sich externe Displays anschließen lassen, muss wohl nicht erwähnt werden. Aber das genaue Ausmaß lässt den Kiefer herunterklappen: Zusätzlich zum internen Display lassen sich über Thunderbolt drei (!) Apple-Displays mit je 6K und ein 4K-Fernseher über HDMI anschließen. Gleichzeitig! An einem 14 Zoll großen Notebook! Unter dem Strich steuert das MacBook Pro also über 75 Million Pixel an.

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75 Million Pixel, verteilt auf fünf Displays: Was will man da noch sagen?
(c) Apple

Der M1 Max

Vor der Vorstellung wurde eine CPU mit der Bezeichnung „M1X“ kolportiert, doch daraus ist nichts geworden. Apple schickt stattdessen gleich zwei neue SoC (System on Chip) ins Rennen: Den „M1 Pro“ und den „M1 Max“.

M1 Pro: Der M1 Pro besteht aus einer 10-Kern-CPU, einer 16-Kern-GPU und der Neural Engine mit ebenfalls 16 Kernen. Dieses SoC lässt sich mit 16 GB oder 32 GB RAM bestellen.

M1 Max: Der M1 Max kommt in zwei Größen, die sich bei der Grafikeinheit vom M1 Pro abheben. Für 24 Grafikkerne will Apple einen Aufpreis von rund 200 Euro, für 32 Kerne 400 Euro. Der Chip liefert laut Apple aber auch die doppelte Speicherbandbreite im Vergleich zum M1 Pro. Die leistungsstärkere Media Engine kann außerdem bis zu 7 Streams von 8K-Videos wiedergeben. Und schließlich wird das SoC mit wahlweise 32 GB oder 64 GB RAM angeboten.

Unser Testgerät war mit dem „Max“ ausgestattet, dazu mit 64 GB RAM und einer 2 TB großen SSD. Damit überschreitet dieses Gerät die Grenze dessen, was für mich noch „testbar“ ist, vielleicht von der SSD abgesehen, die im Mittel etwa 6,3 GB pro Sekunde schreibt und rund 5,5 GB liest. Unser Testgerät wurde in jenem Werkszustand geliefert, wie jedes andere neue Apple-Gerät. In den USA werden die Geräte dem Vernehmen nach mit schwergewichtigen Video- und Entwicklungsprojekten vorgefüttert, damit die Tester etwas zum Spielen haben.

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Wenn es harzt, liegt es ganz sicher nicht an der SSD.
(c) PCtipp.ch

Also backen wir kleinere Brötchen. Beim Tempo fallen zwei Dinge auf. Zum einen wacht das MacBook Pro nicht auf – es scheint eher so, als wäre es nie im Ruhezustand angekommen. Ein Druck auf die Leertaste führt zur sofortigen Bereitschaft und wenn die in der Tastatur verbaute Touch-ID bemüht werden muss, dauert der Weckprozess etwa so lange wie an einem iPad. Wenn das bei unseren Junioren beim Morgenritual nur auch so leicht wäre.

Auch das Tempo der App-Starts erinnert an ein iPad Pro. Was immer angeklickt wird, ist nach kürzester Zeit offen. Die Anwendung „Fotos“ braucht etwa eine Sekunde, das Adressbuch ist hingegen schneller offen, als das Symbol im Dock einmal hüpfen kann: kaum zu messen. Adobe InDesign braucht etwa vier Sekunden, Photoshop hechtet sogar in weniger als 3 Sekunden in den Speicher. Und so weiter. Fairerweise muss jedoch erwähnt werden, dass diese Programme auch auf dem kleineren M1 MacBook Air einen flotten Start hinlegen.

Kaufberatung und Fazit

Kann ein Notebook „sinnlos schnell“ sein? Nach neusten Erkenntnissen: ja. Meine härtesten Einsatzgebiete sind die RAW-Verarbeitung mit Capture One Pro, Layouts in Adobe InDesign und – auf einem eher milden Level – die Retusche mit Photoshop. Abgerundet wird das Ganze durch 4K-Videoverarbeitung mit 60-fps-Clips, die aus dem iPhone kommen. Ich tendiere bei meinen Mac-Anschaffungen außerdem dazu, alles eine Nummer zu groß zu kaufen. Das ideale Notebook ist in diesem Fall … ein lüfterloses, leichtes und friedfertig aussehendes MacBook Air mit M1-CPU.

Das MacBook Pro 14 Zoll hingegen lässt sich für die breite Masse kaum mehr vernünftig rechtfertigen. Es wirkt so abgehoben, dass es von Anwendern gekauft werden sollte, die am Limit operieren. Musiker, die zum Spaß 200 Tonspuren mixen. Videografen, die 8K-Videos im ProRes-Format bearbeiten. Entwickler, die jeweils zur vollen Stunde ihre drei Gigabyte große Anwendung neu kompilieren. Fotografen, die im Feld weit abseits einer Steckdose arbeiten und einfach alles machen wollen, was auch an einer Workstation zuhause möglich ist – nur ohne den Diesel-Generator neben dem Zelt. Und so weiter.

Ein typischer Grafiker ist hingegen keine Zielgruppe, denn die werden mit weit weniger glücklich.

Fazit

Das MacBook Pro ist eine Workstation im Kleinformat und bietet alles, was sich ein Profi nur wünschen kann. Für die große Schar der Mac-Anwender dürfte hingegen das MacBook Air eine genauso gute und deutlich günstigere Alternative sein.

Details

14,2 Zoll großes ProMotion-Display mit 120 Hz, 3024×1964 Pixel, TrueTone, Farbraum P3, CPU: M1 „Max“ mit 10-Kern-CPU, 32-Kern-GPU, 64 GB RAM, 2 TB SSD, Wi-Fi 6 (AX), 3 × Thunderbolt 4, HDMI, SD-Karten, macOS 12 „Monterey“

Preis

Ab 2.100 Euro. Getestete Konfiguration: 4.300 Euro.

* Klaus Zellweger ist Autor bei PCtipp.


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