Die neuste Ausgabe sieht aus, wie der Vorgänger. Doch wie so oft stehen die neuen Sensoren im Mittelpunkt. [...]
Die Apple Watch ist seit über sieben Jahren ein unverzichtbarer Bestandteil des Apple-Portfolios. Mehr noch: Sie ist die Messlatte für jede Smartwatch, die auf dem Markt eine Rolle spielen will – und die wird immer höher gelegt.
Dazu muss erwähnt werden, dass bereits die erste Version einen enormen Funktionsumfang aufwies: Schon 2015 konnte die Apple Watch telefonieren, die Musik kontrollieren, die Kamera des iPhones fernsteuern und vieles mehr.
In all den Jahren hat Apple am Design nur wenig verändert: Die Apple Watch wurde dünner, das Display grösser und die Anmutung deutlich eleganter – aber im Kern ist jede Apple Watch sofort als solche zu erkennen.
Die erste Generation war noch als modisches Kleinod gedacht. Wer erinnert sich an jene in Gold, die je nach Ausführung zwischen 10’000 und 17’000 US-Dollar kostete? Das waren noch unbeschwerte Zeiten.
Doch bereits mit der zweiten Ausgabe begann Apple, den Schwerpunkt auf einen vitalen Lebensstil zu verlagern. Seit einigen Jahren drehen sich deshalb die wichtigsten Neuerungen um die Sensoren – und die haben fast immer mit der Gesundheit des Trägers zu tun.
Dabei ist die Apple Watch in einigen Bereichen sogar als medizinisches Gerät zertifiziert. Das führt zu Risiken und Nebenwirkungen, die man mit dem Begriff «Apple-Watch-Angst» umschreiben könnte.
Apple-Watch-Angst
Schon länger gibt es die Möglichkeit, über die Krone ein einkanaliges EKG anzufertigen, wenn einen ein undefinierbares Unwohlsein überkommt. Wichtig ist auch die Hintergrund-Überwachung des Herzrhythmus auf Vorhofflimmern, das fast schon als Volkskrankheit durchgeht und zu oft unerkannt bleibt – bis es irgendwann zu wirklichen Problemen kommt.
Kurzum: Wenn man sich erst einmal mit diesen Möglichkeiten auseinandersetzt, könnte einem das Gefühl beschleichen, dass bereits das Nicht-Tragen einer Apple Watch ein Gesundheitsrisiko darstellt. Schließlich wollen wir alle fit sein und lange leben.
Ich muss gestehen, dass ich unterdessen diese Überwachungsfunktionen nicht einfach aus meinem Alltag verbannen könnte, ohne dass mich dabei ein latent-ungutes Gefühl beschleicht.
Allerdings schiesst die Apple Watch auch regelmässig über das Ziel hinaus, wenn sie einen zum Aufstehen auffordert, die Zeit beim Händewaschen zählt oder mir dazu gratuliert, dass ich um ein Haar ein (nie definiertes) Fitness-Ziel erreicht habe:
Wenn die Series 8 Ihre erste Apple Watch ist, sollten Sie auf dem iPhone zuerst einmal die App Watch starten und sich gründlich mit den Hinweisen auseinandersetzen. Beschränken Sie diese auf jene, die für Sie persönlich wichtig sind – etwa die hervorragende Sturzerkennung, die beim Wandern in abgelegenen Gebieten tatsächlich zum Lebensretter werden kann.
Zyklusprotokoll
Zu den neuen Gesundheitsfunktionen – wenn man sie denn so nennen will – gehört das Zyklusprotokoll, das ich in Ermangelung eines solchen nicht selbst getestet habe. Dabei misst die Apple Watch im Schlaf die Temperatur am Handgelenk durch zwei Sensoren.
Der eine befindet sich auf der Rückseite der Apple Watch und misst das Handgelenk. Der zweite Sensor befindet sich unmittelbar unter dem Glas auf der Vorderseite: Er erfasst die Temperatur der Umgebung und berücksichtigt diese bei der Auswertung – etwa dann, wenn die Hand einer höheren Temperatur ausgesetzt ist, weil sie unter der Decke steckt.
Nach ungefähr fünf Nächten bestimmt die Apple Watch mit den gesammelten Werten die Basistemperatur und registriert nächtliche Abweichungen, die sich in der Health-App einsehen lassen.
Die App nutzt diese Daten, um rückwirkend abzuschätzen, wann der letzte Eisprung stattfand, was für die Familienplanung ganz hilfreich sein kann.
Apple legt allerdings großen Wert darauf, dass es sich dabei nicht um eine medizinische Funktion handelt. Die Sensoren dienen auch nicht als Ersatz für ein Fiebermesser.
Außerdem weist Apple in diesem Support-Dokument darauf hin, dass die Körpertemperatur auch aufgrund der Ernährung, körperlichen Aktivitäten oder Alkoholkonsum variieren kann. Mit anderen Worten: Die Funktion ist das, was Frau daraus macht.
Crash-Erkennung
Die Crash-Erkennung registriert, wenn der Träger in einen schweren Autounfall verwickelt ist. Und hier hat Apple wahrlich alle Register gezogen! Zum einen ist der neue Beschleunigungssensor in der Lage, Geschwindigkeitsänderungen von bis zu 256 g zu erkennen, wenn es zum Aufprall kommt.
Das aktualisierte Gyroskop erkennt außerdem plötzliche Bewegungsänderungen – etwa bei einem Aufprall von vorne, von hinten oder von der Seite. Und als wäre das nicht genug, registriert das Barometer eine Veränderung des Luftdrucks, die durch die Airbags verursacht wird.
Die Mikrofone, die eh immer auf «Hey Siri!» hören, achten außerdem auf laute Geräusche, die einen solchen Aufprall begleiten.
Wird ein Unfall registriert, mischt sich die Apple Watch ein und erkundigt sich nach dem Wohlbefinden des Trägers. Kommt keine Antwort, wählt sie nach einigen Sekunden automatisch den Notruf und gibt den aktuellen Standort an.
Außerdem werden die selbst festgelegten Notfallkontakte benachrichtigt. Das bedingt allerdings, dass eine Verbindung zum iPhone besteht oder dass es sich um eine Apple Watch mit eSIM handelt, zu der ein Vertrag mit dem Mobilfunk-Provider abgeschlossen wurde.
Die Crash-Erkennung gehört auch zum neuen iPhone 14. Hingegen werden ältere iPhone-Modelle durch diese Funktion in der Apple Watch Series 8 aufgewertet, auch wenn für die Apple Watch kein Mobilfunk-Vertrag gelöst wird.
… und all die kleinen Details
Und dann sind da noch die kleinen Details, die ebenfalls eine Erwähnung verdienen. Und ja, die Armbänder passen unverändert, so wie seit der ersten Generation.
Energiesparmodus
Der neue Energiesparmodus verlängert die Laufzeit auf bis zu 36 Stunden, bei einer typischen Verwendung zusammen mit dem iPhone. Das hat allerdings seinen Preis: So werden Benachrichtigungen eventuell verspätet zugestellt.
Vor allem aber werden Überwachungsfunktionen im Hintergrund deaktiviert, darunter die Herzfrequenz, Mitteilungen bei unregelmäßigem Herzrhythmus sowie die Blutsauerstoffmessungen; alles Funktionen, die einen Großteil dessen ausmachen, was eine Apple Watch definiert. «Strom oder Leben!», sozusagen.
Roaming (watchOS 9)
Das ist keine spezifische Eigenschaft der neuen Apple Watch, sondern von watchOS 9: Roaming auf jenen Modellen, die mit LTE/UMTS ausgerüstet und mit einem zugehörigen Mobilfunk-Vertrag unterfüttert sind.
Die Funktion wird noch im Verlauf dieses Jahres nachgereicht und erlaubt die Verwendung von «fremden» Providern, wenn das iPhone nicht dabei ist. Das wird so manchen Ferienaufenthalt vereinfachen.
Einnahme der Medikamente (watchOS 9)
Die App «Medikamente» auf der Apple Watch sorgt dafür, dass keine Einnahme eines Medikaments vergessen wird. Die Erfassung erfolgt in der Health-App auf dem iPhone und umfasst die Liste der Medikamente sowie deren Zeitpläne. Dazu kommen weitere Informationen über mögliche Wechselwirkungen und andere potenzielle Probleme.
Sturzerkennung (watchOS 9)
Ab einem gewissen Alter wird die hervorragende Sturzerkennung immer attraktiver – mit automatischer Alarmierung, wenn keine Antwort mehr kommt und keine Bewegung mehr verzeichnet wird. Die Apple Watch erkennt Stürze nach vorn, nach hinten und ein Zusammenbrechen.
Die Algorithmen wurden in unzähligen Stunden und Stürzen mit professionellen Stuntleuten trainiert. Für Anwender ab 55 Jahren ist die Sturzerkennung automatisch aktiviert; für alle zwischen 18 Jahren und 54 Jahren ist sie ab Werk nur während Workouts aktiv. In jedem Fall lässt sich die Überwachung manuell (de-) aktivieren.
Kaufberatung und Fazit
Die Apple Watch Series 8 ist ein steinsolides Update der Series 7. Doch lohnt sich ein Update? Rufen Sie die Vergleichsseite von Apple auf. Hier sehen Sie den Vergleich zwischen den aktuellen Modellen. Klicken Sie auf den Link «Modelle vergleichen», um auch die vergangenen Generationen mit einzubeziehen, was einen Vergleich mit Ihrem aktuellen Modell stark erleichtert.
Äußerlich brachte Series 6 das Always-On-Design. Series 7 wiederum führte ein größeres Display ein, das mit seinem geschickt abgerundeten Uhrglas für einen sehr gefälligen, aber genauso dezenten Anblick sorgt.
Version 8 bietet äußerlich nichts dergleichen. Es geht also wirklich nur um die Sensoren, und was Apple daraus macht.
Deshalb sollten Sie das Augenmerk auf eben diese Sensoren richten – und auf die Gesundheitsfunktionen, die exklusiv damit einhergehen. Das gilt vor allem, wenn Sie bereits eine Apple Watch der Series 6 oder Series 7 tragen – denn dann bekommen Sie viele andere Funktionen und Design-Anpassungen auch kostenlos, weil sie ganz einfach ein Bestandteil von watchOS 9 sind.
GPS + Cellular
Alle Apple-Watch-Modelle sind mit einem GPS-Modul ausgestattet, aber alternativ auch als «GPS + Cellular» mit einer eSIM zu haben. So bleibt das Musik-Streaming, das Telefonieren oder das Versenden von Nachrichten auch ohne iPhone möglich. Außerdem lässt sich auch der Notruf telefonisch kontaktieren.
Allerdings funktioniert die Cellular-Version nur, wenn ein entsprechender Vertrag mit dem Mobilfunk-Provider abgeschlossen wird. Plusminus belaufen sich die Kosten auf ungefähr 5 bis 10 Euro pro Monat, zusätzlich zum bestehenden Abo.
Ob sich das lohnt, hängt von den persönlichen Umständen ab. Wenn Sie beim Wandern, Schwimmen und beim Sport ganz gerne ohne iPhone unterwegs sind, lohnt sich dieses Modell auf jeden Fall.
Auch wenn die Kinder stets in Verbindung bleiben sollen, ist dieses Modell ebenfalls das Richtige – denn für die Familie lässt sich eine Apple Watch auch dann konfigurieren, wenn sie nicht zu einem eigenen iPhone gehört. Wenn Sie hingegen das Haus nie ohne iPhone verlassen, wird sich der finanzielle Mehraufwand nur schwerlich auszahlen.
Die richtige Größe
Bleibt noch die Frage nach der Größe. Die Series 8 ist mit 45 Millimeter oder 41 Millimeter erhältlich. Während andere Smartwatch-Hersteller damit kämpfen, ihre Modelle kleiner zu bekommen, hat Apple eher das umgekehrte Problem: Das 41-Millimeter-Modell ist wirklich klein.
Natürlich ist es schlussendlich eine Frage des persönlichen Geschmacks – aber auch das große Modell sieht an einem zierlichen weiblichen Handgelenk nicht zu groß aus. Und mit der richtigen Kombination von Zifferblatt und Armband wird aus der Apple Watch sowieso auch ein modisches Accessoire, das man gerne herumzeigt.
Keine Zielgruppe …
… sind hingegen die Android-Anwender, weil die Apple Watch nicht einmal den Versuch unternimmt, mit einem Android-Gerät Kontakt aufzunehmen.
Außerdem eignet sie sich weniger für die Wochenend-Krieger, die unter widrigsten Umständen über Berg und Tal ihren Outdoor-Trainings nachgehen und sich eine Woche lang nur von Wurzeln und Beeren ernähren. Für solche Anforderungen gibt es besser geeignete Modelle, etwa eine Garmin Instinct Solar, die sogar ihr eigenes Solarpanel mitbringt.
Fazit
Für die große Masse bleibt jedoch die Apple Watch an der Spitze der Nahrungskette – ganz egal, ob die Gesundheitsfunktionen, die Fitness-Programme oder ganz einfach die Smartwatch-Funktionen gesucht werden.
Der überbordende Funktionsumfang sorgt außerdem dafür, dass jeder Topf seinen Deckel findet. Apple-Watch-Einsteiger werden allerdings ein wenig Zeit in die Konfiguration stecken und sich entscheiden müssen, was sie alles nicht wollen. Denn voll aufgedreht, führen die enormen Möglichkeiten nach kurzer Zeit zu einem digitalen Zuckerschock.
Be the first to comment