Ob es im Arbeitsalltag überzeugen kann, lesen Sie hier. [...]
Anfang September stellte Asus an der IFA 2022 den ersten faltbaren 17-Zoll-Laptop vor. Und legte sich damit mit Lenovo an. Denn Lenovo hatte letztes Jahr das Thinkpad X1 Fold vorgestellt (PCtipp Test). Das Lenovo-Gerät war knapp 1 kg schwer und bot eine maximale Spannweite von 13,3 Zoll (QXGA-Auflösung, im 4:3-Format). Die Auflösung des berührungsempfindlichen OLED-Bildschirmes betrug 2048 × 1536 Bildpunkte.
Asus setzt bei der Bildschirmgröße noch einen drauf und bietet im ausgeklappten Zustand 17,3-Zoll (4:3-Format) mit 2,5K-Touchscreen. So kann das Intel-Evo-zertifizierte Convertible als riesiges Tablet verwendet werden. Oder alternativ, nach einem kurzen Falten, als 12,5-Zoll-Notebook im 3:2-Format (1920 × 1280 Pixel) genutzt werden.
Außerdem ist Windows 11 Home an Bord. Leer schlucken dürfte die oder der Eine oder Andere beim Preis: Das neue Falt-Notebook ist für einen Straßenpreis von Eur. 3699.- zu haben. Das Convertible wiegt 1,5 Kilogramm, was schwerer ist als jenes aus dem Hause Lenovo, aber für ein Notebook noch im Rahmen liegt.
Im zusammengeklappten Zustand ist das Gerät mit 180-Grad-Scharnier zwar einerseits ein ziemlicher Brocken, aber andererseits auch sehr kompakt und kann in der Hülle praktisch mitgenommen werden.
Lieferumfang und Optik sowie Nutzungs-Modi
Lieferumfang
Nach dem Öffnen der Verpackung kommt eine schicke, schwarze Schachtel zum Vorschein. Darin befinden sich ein Netzteil und eine schwarze Bluetooth-Tastatur. Für den Transport wurde unserem Gerät eine elegante schwarze Hülle beigelegt (optional).
Zudem wird ein kurzer USB-C- auf USB-A-Adapter mitgeliefert. Ein Stift befindet sich nicht im Lieferumfang.
Haptik
Das Zenbook 17 Fold OLED fühlt sich wertig verarbeitet an. Zusammengeklappt ist es aber ein ziemlicher Brocken. So kann man es auch – in einer eleganten Tasche – transportieren. Muss man auch, denn ausgeklappt passt es sicher nicht in einen Notebook-Rucksack.
Aufgefaltet habe ich zwar ein klein wenig Mühe, das Teil sorgfältig umzudrehen, aber für jene mit längeren Armen dürfte das kein Problem sein. Trotz der 1,5 Kilogramm fühlt sich das 17,3-Zoll-Teil nicht klobig an.
Optik
Wenn man das Gerät aufgeklappt vor sich auf dem Tisch liegen hat, befindet sich links mittig der Kamera-und-Mikrofon-Bereich. Ein Array-Mikrofon sorgt während Videokonferenzen für Hintergrundgeräuschunterdrückung und eine Aufnahmepegelfunktion für bessere Spracherkennung sowie Audio-Aufnahmen, weitere Mikrofone befinden sich oben.
Die integrierte (Infrarot-)Kamera ermöglicht Bild- und Videoaufnahmen und die IR-Kamera unterstützt auch Windows Hello. Oben befindet sich außerdem die Ein-/Aus-Taste, Lüftungsöffnungen, die Akkuanzeige, sowie zwei der drei Anschlüsse.
Anschlüsse: Es gibt 2 Thunderbolt-4-Anschlüsse (USB-Typ-C-Standard-kompatibel) und 1 Kopfhörerbuchse. Ebenfalls in der Kante, ganz oben links, befinden sich die Lauter-/Leiser-Tasten.
Nutzungs-Modi
Das Convertible kann in fünf Modi verwendet werden: Desktop-Modus, Laptop-Modus (mit BT- oder virtueller Tastatur), Tablet-Modus, Lese-Modus oder den Erweiterter Modus.
Oder eigentlich sind es sechs, denn man kann das Gerät zusammenklappen, an eine Dockstation hängen und so einen externen Monitor nutzen, wie man das von klassischen Notebooks kennt.
Wer im ausgeklappten Tablet-Format gemütlich auf dem Sofa Filme schauen möchte, kann hinten einen Teil der Halterung (Standfuß, aus Leder) ausklappen. Perfekt zum Filmestreamen. Allerdings auch etwas wacklig, was die Freude beim Arbeiten etwas trübte.
Standfuß wieder eingeklappt, kann man des Weiteren das Display ein wenig falten und es hochkant aufstellen. So hat man dann den Lesemodus (quasi ein riesiger E-Book-Reader).
«Faltet» man das Notebook wieder komplett auf und legt es auf den Tisch, kann man es wie ein überdimensionales Tablet verwenden (Tablet-Modus).
Zwischen den Modi wechselt man via Modus-Switcher. Dieser wird automatisch angezeigt, wenn sich der erfasste Winkel des Displays ändert. So kann man das Fenster-Layout ändern.
Display
Laut Hersteller wurde das Zenbook 17-Fold-OLED entwickelt, um ein immersives Audio- und visuelles Erlebnis zu bieten. Das Touchdisplay ist Dolby-Vision-zertifiziert, um eine realistische HDR-Darstellung zu garantieren.
Zudem ist das Gerät PANTONE-validiert für Farbgenauigkeit sowie zertifiziert vom TÜV Rheinland für die Reduzierung von blauem Licht. Beim abendlichen Filmeschauen waren die Farben jedenfalls kräftig und die Kontraste überzeugend.
Das Display des Zenbook-17-Fold-OLED hat eine Bildwiederholfrequenz von 60 Hz bzw. 0,2 s, die Auflösung beträgt 2560 × 1920 Bildpunkte).
Werden im Tablet-Modus (komplett aufgefaltet) via Netflix-App Filme geschaut, wird für den Film nicht das komplette Display verwendet, was am Seitenverhältnis des Films liegt.
Unsere Messungen
Der gemessene sRGB-Wert lag bei 100%, der NTSC lag bei 88 %, sowie der AdobeRGB-Wert bei 94 % – soweit alles OK. Auch die gemessenen Helligkeitswerte waren in Ordnung. Bei der Bildschirm-Homogenität (50 Prozent) gab es rechts oben eine Abweichung von 9,0 %, die besten Werte hatten eine Abweichung von 0,0 % bzw. 0,1 %.
Erwähnenswert ist, dass das Touchdisplay sehr anfällig ist für Fingerabdrücke, was nicht sehr schön aussieht. Zudem ist es nicht matt und spiegelt recht stark. Im Alltag fiel dies hauptsächlich bei schwarzem Hintergrund störend auf, bei der Verwendung der Office-Palette wurde es nicht groß registriert.
Knick oder nicht?
Auf der Rückseite wird das Convertible zusammengehalten. Klappt man es nun nach vorne zusammen, gleitet es quasi innerhalb dieser «Schiene» entlang. Ein leichter Knick im großen Bildschirm ist sowohl leicht fühl- als auch sichtbar.
Wenn Inhalte über das gesamte Display angezeigt sind, ob Text oder Bild, sieht man es in einem Bereich, der ungefähr anderthalb bis zwei cm breit ist.
Im aufgeklappten Zustand störte es mich nicht. Im Laptop-Modus kann man oben und unten zwei unterschiedliche Fenster verwenden, dann bemerkt man es nicht, es wurde eigentlich hauptsächlich bei Videotelefonie, die über beide «Fenster» ging, bemerkt.
Verwendet man die BT-Tastatur im unteren Bereich, fällt es sowieso nicht auf; beim Filmeschauen wurde es im Tablet- oder Desktop-Modus nicht als negativ empfunden.
Anschlüsse und Peripherie
Anschlüsse
Tja, die Anschlüsse. Da traut sich Asus was. Denn man findet lediglich zwei Thunderbolt-4-Anschlüsse (USB-Typ-C-kompatibel) und witzigerweise eine Kopfhörerbuchse. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich mag Kopfhörerbuchsen. Aber wirklich aktuell sind sie nicht mehr.
Stattdessen wäre ein HDMI-Anschluss wohl sinnvoller gewesen. Aber der Hersteller setzt hier klar auf Dockingstation, welche seit der Corona-Pandemie nun halt auch in den meisten Homeoffices stehen. Daher dürfte das mit dem Anschluss mindestens eines Monitors und weiterer Geräte kein Problem sein.
Tastatur
Während Asus beispielsweise bei Vivobook 13 Slate OLED die Tastatur via magnetischer Pins befestigen lässt, kann man diese Bluetooth-Tastatur beim 90-Grad zusammengeklappten Convertible einfach unten drauflegen.
Und schon hat man einen Mini-Laptop. Wer ein längliches Display im Hochformat schätzt, legt sie einfach vor sich auf den Tisch.
Es handelt sich bei der Tastatur um eine Asus ErgoSense-BT-Tastatur samt Touchpad. Laut Hersteller bietet sie einen Tastenhub von 1,4 mm. Jedenfalls schreibt es sich damit angenehm, die Tasten sind – zumindest für meinen kleinen Finger – nicht zu schmal. Auch die Bluetooth-Kopplung war fix erledigt und zuverlässig.
Akkulaufzeit und Tempotest
Akkulaufzeit
Der Hersteller gibt die Akkulaufzeit mit einem ganzen (Arbeits-)Tag an, bis zu 9,5 Stunden. An manchen Tagen klappte das fast. Wenn Sie jedoch die Bluetooth-Tastatur verwenden, BT-Kopfhörer koppeln, gerne während der Arbeit Musik hören und zudem noch an einem Videomeeting teilnehmen, dann sind es circa 7 Stunden, die der Akku durchhält.
Ist der Akku leer, benötigt das Convertible rund 2 Stunden, um wieder voll aufgeladen zu sein. Innert 30 Minuten lädt es auf knapp 40 Prozent auf, nach einer Stunde sind es 75 Prozent.
Tempotest
Das Gerät ist ein Intel-Evo-zertifiziertes Convertible. Intel Evo steht für Laptops mit der idealen Kombination aus Leistung, Reaktionsfähigkeit, Grafikqualität und Akkulaufzeit. Bis das Notebook aufgestartet und das vorinstallierte Windows 11 Home einsatzbereit ist, vergehen 16 Sekunden.
Wir haben PCMark 10 (Basic Edition) installiert und damit das Convertible geprüft. Der PCMark-10-Score beträgt sehr gute 4347.
Zum Vergleich: Das Lenovo Thinkpad X1 Fold erhielt im PCtipp Test einen PC-Mark-10-Score von 2060.
Kinderkrankheiten im Alltag sowie Fazit
Kinderkrankheiten im Alltag
Grundsätzlich ist das Zenbook 17 Fold OLED von Asus ein spannendes Gerät. Doch im rund zweiwöchigen Einsatz des Testgeräts sind uns ein paar Kinderkrankheiten aufgefallen.
Einerseits ist das Gerät zusammengeklappt ein ziemlicher Brocken. Dann ist es – aufgefaltet – mit ausgeklapptem Standfuß (Desktop-Modus) relativ wackelig, was bei der Arbeit recht unpraktisch ist.
Microsoft Teams: Nimmt man an einer Videokonferenz teil und das Notebook steht aufgeklappt im Lese-Modus vor einem, sieht man zwar seine Kolleginnen und Kollegen angenehm groß und übersichtlich auf dem riesigen Bildschirm.
Da sich die Kamera dann links befindet, steht man selbst quer in der Landschaft. Dreht und faltet man das Gerät in den Notebook-Modus, wird man (ohne Tastatur, erweiterter Modus) seltsam lange hochkant angezeigt.
Unschön ist auch die Overlay-Kamerafunktion: Links und rechts des eigenen Vorschaubildes blinkten farbige Bereiche auf. Via Einstellungen konnten wir Teams nicht so anpassen, dass das Kamerabild nur auf den oberen Teil des Bildschirms passt.
Anders sieht es aus, sobald man die Bluetooth-Tastatur auf den unteren Bereich des Notebooks legt: Flugs wird Teams oben auf dem Display schön eingepasst. Mit der virtuellen Tastatur, die auch vorhanden ist, wurde das Layout übrigens nicht automatisch angepasst.
Fazit
Das Asus Zenbook 17 Fold OLED ist ein sehr spannendes Gerät. Trotz der erwähnten Kinderkrankheiten weiß es im Alltag zu überzeugen.
Sollte sich dieses Format durchsetzen, benötigen Microsoft und Co. wohl etwas Zeit, ihre Apps daran anzupassen.
Für kurzes Herzflimmern sorgte der Preis, mit Eur. 3699.- definitiv kein Schnäppchen. Doch wenn das Portemonnaie bei Ihnen locker sitzt, können wir das Convertible empfehlen.
*Claudia Maag ist Autorin bei PCtipp.ch.
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