Test: Eizo FlexScan EV3895

Die Japaner von Eizo gehen einen eigenwilligen Weg, der aber auch zum Ziel führt. Und wie! [...]

Der EV3895 ist der erste Curved-Widescreen von Eizo (c) Eizo

Eizo macht keine halben Sachen. Das weiß jeder, der je einen professionellen Monitor der japanischen Marke verwendet hat. Die FlexScan-Reihe ist zwar weniger spezifisch auf Grafiker und andere künstlerisch Professionelle ausgerichtet, bietet aber dennoch hohe Qualität und ein sinnvolles Featureset. So richtet sich der EV3895 hauptsächlich an Büro-Profis und Heimnutzer mit gehobenen Ansprüchen. Dank immer weiter verbreitetem Home-Office, verschmelzen diese Zielgruppen sogar langsam miteinander.

Die Ansprüche an einen guten Büro- und Entertainment-Bildschirm sind erstaunlich ähnlich. Etwas komplizierter wird es dann für Grafik und Gaming. Eizo schafft mit einer eigenwilligen Konfiguration einen Spagat, der praktisch alle Nutzer zufriedenstellen kann. Der 37,5-Zoll-Bildschirm kommt im 24:10-Seitenverhältnis daher und liefert eine Auflösung von 3840 × 1600 Pixel. Für Ultrawide-Bildschirme ist das eher ungewöhnlich. Das Gros der Monitore im Ultrabreitbild setzt entweder auf das extrem breite 32:9 (also zwei 16:9-Panels nebeneinander, meist 3840 × 1080 oder 5120 × 1440), oder dem Fast-Kinoformat 43:18 (meistens mit 3440 × 1440). Letzteres ist fast identisch mit den 3840 × 1600 von Eizo, allerdings mit einem entscheidenden Unterschied: Auf 3840 × 1600 passen UHD-Inhalte zumindest der Breite nach drauf. Höhere Auflösungen sind im Ultrawide-Segment dann auch Mangelware. Die einzigen Bildschirme, die UHD der Höhe nach hinbekommen (5160 × 2160) sind aktuell zwei Modelle mit einem fehleranfälligen LG-Panel. Darüber sind es einzelne Modelle zu astronomischen Preisen.

Die Front des EV 3895 ist Eizo-typisch schlicht gehalten (c) Eizo

Wie lässt sich das einordnen: Der EV3895 ist nicht ganz UHD, aber so nah, wie man im Ultrawide-Segment derzeit sinnvoll hinkommt. Für Grafikprofis ist das knapp, und kombiniert mit dem Curved-Design wohl nicht gut genug. Alle anderen Nutzer erhalten jedoch ein riesiges, hochauflösendes Panel in einem sinnvollen Seitenverhältnis, das ordentlich Spaß macht.

Was den Spaß noch erhöht, ist die Bildqualität des EV3895. Diese ist Eizo-typisch herausragend. 100% sRGB, 93% DCI-P3 und 87% AdobeRGB-Abdeckung sorgen für korrekt dargestellte Farben. Sehr anspruchsvollen Profis reicht das nicht ganz, aber die breite Masse kommt locker auf ihre Kosten.

Dabei nicht zu vergessen: Im Kern ist der EV3895 primär ein Büro-Monster. Dafür sprechen vor allem das riesige Bild und die Ergonomie-Funktionen wie EcoView. Eizo hat dem Display aber auch noch einen praktischen Picture-by-Picture-Modus verpasst, der gerade fürs Büro Gold wert ist. Mehrere Bildquellen lassen sich dabei Halb-Halb, oder im 1/3 zu 2/3 Verhältnis darstellen. Wer regelmäßig zwei Rechner zur Arbeit verwendet, kann sich so den zweiten Bildschirm sparen. Ebenfalls speziell: Wer seine Peripherie direkt am Bildschirm anhängt, kann diese auf allen angeschlossenen Rechnern gleichzeitig verwenden, solange diese per USB mit dem Monitor verbunden sind. Und als Business-Extra gibt es einen LAN-Port (RJ45) am Bildschirm, der eine kabelgebundene Netzwerkverbindung per USB-C an den Rechner weitergibt. Etwas ungewöhnlich für das Büro ist die Kurvatur des Bildschirms. Stören tut sie aber auch nicht.

Die Kurvatur des EV3895 ist 2300R (c) Eizo

Sogar Gamer kann der EV3895 ansprechen. Zumindest jene, die vor allem ein immersives Erlebnis suchen. Dafür sorgen nicht nur die breite Farbabdeckung, sondern auch eine genügend schnelle Reaktionszeit von 5 ms GTG, sowie das riesige curved Display. Wer die ultimative Leistung für kompetitives Spielen sucht, ist mit einem hochfrequenten, kleineren Display mit weniger akkuraten Farben natürlich besser bedient.

Neben dem Display überzeugt der EV3895 auch in der Verarbeitung und dem Gehäusedesign. Fuß und Ständer sind größtenteils gleich gestaltet wie bei den restlichen Büromonitoren der Flexscan-Serie. Entsprechend der Größe des Bildschirms ist der Fuß dabei etwas massiver gehalten und der Ständer mit einem Element mehr versehen. Das System bleibt jedoch gleich. Sehr schlau gelöst sind die Steckplätze des Monitors. Statt mühsam auf der Unterseite platziert, finden Sie die Steckplätze des EV3895 Rückseitig angebracht. Eizo hat dafür die Seitenflügel des Gehäuses etwas dicker gestaltet, um in der Mitte Platz für zwei Aussparungen zu schaffen. Diese sind bei der Einrichtung gut von oben erreichbar. Sind die Kabel erst montiert, können sie mit der mitgelieferten Abdeckung einfach versteckt werden. Die USB-Hub (4 × USB-A) und den Kopfhörer-Anschluss finden Sie auf der linken Seite des Monitors, allerdings ebenfalls eher weit hinten und daher besser von oben erreichbar.

Die Kabelanschlüsse auf der Rückseite lassen sich schön verstecken (c) Eizo

Etwas schwach ist die OSD-Steuerung des EV3895. Diese erfolgt über eine Reihe von Touch-Buttons am unteren Rand des Bildschirms. Anders als bei anderen Eizo-Modellen sind diese Touch-Buttons aber nicht beleuchtet und so im Dunkeln praktisch unsichtbar. Man tippt einfach irgendwo links des Ein-Aus-Buttons in die endlose Leere und hofft, dass das OSD aufgeht. Dann kann man wieder nach relativem Abstand navigieren. Ebenfalls etwas schade: Der EV3895 kann nicht automatisch nach Eingangsquellen scannen. Fährt man beispielsweise den PC am DisplayPort-Anschluss runter, bleibt der Monitor auf DisplayPort hängen und meldet «Kein Signal», auch wenn z.B. am HDMI-Anschluss noch eine eingeschaltete PlayStation angehängt wäre. Will man den HDMI-Anschluss, muss man diesen manuell anwählen. Kein großes Problem für viele Nutzer, aber doch etwas ärgerlich bei einem Bildschirm dieser Preisklasse. [Korrektur aus der CW-Redaktion: Ein User machte uns kürzlich darauf aufmerksam, dass die Funktion „Auto Input Detection“ sehr wohl existiert, jedoch vorher manuell in den „Administrator Settings“ eingeschaltet werden muss. Wir danken an dieser Stelle für den Hinweis!]

Die USB-Anschlüsse sind seitlich montiert (c) Eizo

Das bringt uns zum letzten Punkt in Sachen EV3895: dem Preis. Bei einem UVP von 1698 Franken muss man erst einmal leer schlucken. Der Marktpreis liegt glücklicherweise noch etwa 100 bis 150 Franken tiefer, ist aber dennoch eher happig. Die breite Funktionalität, die Qualität und die Größe des Bildschirms rechtfertigen den Preis schon, machen den EV3895 aber klar zu einem Luxusprodukt, das sich der Durchschnittsnutzer gut überlegen muss. Dabei gibt es noch einen etwas bedenklichen Faktor: Mit seiner Auflösung von 3840 × 1600 ist der EV3895 zwar aktuell noch ordentlich dabei. Allerdings scheint der Sprung auf eine höhere Standardauflösung von 5120 × 2160 (oder vergleichbar) für Ultrawides eher kurzfristig bevorzustehen. Wer sich diesen teuren Monitor langfristig anschaffen möchte, sollte sich dessen bewusst sein.

Die Standvorrichtung ist praktisch gleich wie bei den anderen FlexScan-Modellen. Das ist auch gut so (c) Eizo

Fazit

Eizo liefert mit dem 3895 einen ausgezeichneten Business-Monitor, der sich auch in anderen Bereichen überhaupt nicht verstecken muss. Unter den aktuellen Ultrawide-Modellen finden Sie nirgends sonst eine so große Flexibilität in dieser Qualitätsstufe. Der Preis ist leider auch entsprechend stattlich.


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