Test: HTC U12+

Transparente Rückseite, fest drücken für Sonderfunktionen, extra lauter Sound. Wir sprechen nicht vom Gameboy Color, sondern vom neuen Spitzenmodell von HTC. [...]

Die drei Farben des HTC U12+ (c) ipd/PCTIPP

HTC überspringt die regulären Nummern und geht direkt zur Plus-Version. Das soll einerseits den grösseren Sprung vom U11 unterstreichen, aber auch eine langsamere Progression signalisieren. Das nächste HTC U soll nämlich erst 2019 erscheinen.

Wenden wir uns aber wieder der 2018er-Version zu. Das U12+ fällt auf den ersten Blick nicht besonders auf. Zumindest, wenn man es von vorne betrachtet. Der ultradünne Rahmen auf der Seite ist mittlerweile relativ verbreitet und auch den kontroversen Notch gibt es beim U12+ nicht. Auffällig wird es erst auf der Rückseite: HTC verbaut bei seinem Spitzenmodell einen mehrschichtigen Glasrücken. Die einzelnen Glasschichten sind leicht unterschiedlich eingefärbt, was dem Gerät einen interessanten Schimmereffekt gibt. Am auffälligsten ist dieser bei der roten Variante, welche nicht nur in Rot, sondern auch diversen Orangetönen schimmert. Als kleines Gimmick für Fans von 90er-Hardware gibt es eine transparente Version. Allzu viel sieht man zwar nicht, die Batterie und ein Flachbandkabel zur Kamera, dennoch ein schöner Throwback für alle, die damals den durchsichtigen Gameboy Color oder N64 hatten.

Ansonsten hält sich HTC ziemlich an die üblichen Designstandards. Mit allen Vor- und Nachteilen. Der Glasrücken ist schön, aber auch anfällig auf Fingerabdrücke. Der Fingerabdrucksensor ist handlich auf der Rückseite platziert, aber halt auch direkt unter der Kamera und auf dem Tisch liegend nicht verwendbar.

Eine interessante Abweichung gibt es bei den seitlich platzierten Tasten. Diese sind genau genommen keine Knöpfe im traditionellen Sinn. Vielmehr nutzt HTC seine Edge Sense-Technologie für Touch-Tasten mit haptischem Feedback. Die ersten Minuten sind dabei etwas merkwürdig. Man ist sich doch gewöhnt, dass sich die Ein-Aus-Taste bewegt, wenn man sie drückt. Stattdessen bekommt man „nur“ einen Gegenpuls vom Vibrationsmotor. Nach einer Weile hat man sich aber daran gewöhnt. Wichtig ist vor allem, dass die Taste zuverlässig funktioniert. Das hat in unserem Hands-on geklappt. Der vollständige Test wird hier aber noch mehr Informationen liefern. Der Grund für die Touch-Tasten ist übrigens einfach: Die physischen Tasten verursachen Löcher und somit eine Schwachstelle im Rahmen. Die Touch-Tasten machen das U12+ somit ein wenig stabiler.

Edge Sense

Es wurde im vorhergehenden Absatz bereits angetönt: Edge Sense ist das grösste Alleinstellungsmerkmal des HTC U12+. Die Technologie wurde bereits im Vorgängermodell U11 verbaut und für das U12+ verbessert. Edge Sense verwendet Drucksensoren im Rahmen des Smartphones. Diese können auf verschiedene Art und Weise verwendet werden. Standardmässig öffnet ein beidseitiger Druck die Kamera. Ein längerer Druck öffnet den Google-Assistenten. Neu reagiert Edge Sense auch auf feinere Druckgesten wie ein Doppel-Tap auf einer Seite. Dieser öffnet standardmässig ein Kreis-Menü mit App-Verknüpfungen, und zwar auf der Seite, auf der man das Smartphone antippt.

Grundsätzlich kann man die drei Gesten (drücken, lang drücken und doppelt antippen) nach Wunsch einer Funktion zuordnen. Es gibt sogar App-spezifische Befehle. Das heisst, Sie können jede Geste entweder Global einer Funktion zuordnen, oder innerhalb einer App anders nutzen. Ein Beispiel wäre: Doppeltap öffnet das App-Menü, innerhalb der Kamera-App aktiviert es die Frontkamera.

Wer sich jetzt sorgt, dass sein Smartphone ständig unbeabsichtigt Sachen ausführt kann beruhigt sein: Bei Edge Sense lässt sich der benötigte Druck einstellen. Falls Sie also von Natur aus über einen festen Griff verfügen, können Sie die Aktivierungsschwelle nach oben schieben. Zudem befindet sich die empfindliche Zone nur im unteren Drittel des Smartphones. Man kann ihr also auch aktiv aus dem Weg gehen.

Für Besitzer des U11 gibt es einen Wermutstropfen: Die neuen Funktionen von Edge Sense gibt es nur für das U12+, da neue Hardware verbaut wurde.

Ausstattung

Was die Ausstattung betrifft, geht das U12+ mit dem Strom. Taktgeber ist der Qualcomm Snapdragon 845, ein Achtkern-Prozessor mit einer Taktfrequenz von 2,8 GHz. Standard bei den meisten High-End-Smartphones von 2018. Dazu gibt es 6 GB RAM und 64 GB Nutzspeicher. Letzterer ist per microSD-Karte erweiterbar.

Beim Display folgt HTC dem 18:9-Trend und liefert einen 6-Zoll-Bildschirm mit einer Auflösung von 1440 × 2880. Das entspricht einer Pixeldichte von 537 ppi. Das Display unterstützt DCI-P3 und sRGB komplett.

Besonderen Wert hat HTC auf die Soundausgabe des U12+ gelegt. Die Lautsprecher liefern für ein Smartphone ordentlich viel Wumms. Das ist jetzt kein wissenschaftlicher Messwert, aber wenn es einer wäre, hätte HTC mindestens gleich viel Wumms wie die direkte Konkurrenz, wenn nicht mehr. Wie gut sich die Lautsprecher dann insgesamt schlagen, werden wir im kompletten Test rausfinden.

Auch neben den Lautsprechern ist ein Fokus für gutes Audio bemerkbar. Die mitgelieferten Earbuds seien laut HTC deutlich besser als bei anderen Herstellern. Ein erstes Indiz dafür findet man in der eingebauten digitalen Rauschunterdrückung. Das ist bei mitgelieferten Earbuds schon einmal selten. Testen konnten wir die Kopfhörer aber noch nicht. Für Audiofans unterstützt HTC auch aptX HD und LDAC mit bis zu 24-bit/96 kHz.

Eines muss man sich als Audio-Fan jedoch bewusst sein: Das HTC U12+ hat keinen 3,5-mm-Audioanschluss. Audio wird entweder per Bluetooth oder USB-C transportiert. Wer gleichzeitig Aufladen und kabelgebunden Musik hören möchte, schaut ins Rohr. Der Akku sollte derweil etwa durchschnittlich lange halten. Verbaut ist eine Batterie mit einer Kapazität von 3500 mAh, was für ein Smartphone dieser Leistungsklasse etwa üblich ist. Die genaue Laufzeit lässt sich erst im längeren Test ermitteln.

Kamera

Was wäre ein Spitzen-Smartphone ohne eine unvernünftige Anzahl an Kameras? HTC kennt das mit den mehreren Kameras ja schon, schliesslich waren die Taiwanesen mit ihrem One M8 einer der ersten Anbieter mit einer Dual-Kamera. Mit dem U12+ geht HTC noch einen Schritt weiter. Sowohl auf der Front, als auch auf der Rückseite sind zwei Kameras montiert. Beide funktionieren ähnlich, aber nicht ganz gleich.

Die Hauptkamera kombiniert einen 12 Mpx Weitwinkel mit einem 16 Mpx Teleobjektiv. Wobei die Brennweiten gefühlt etwa zwischen 24 und 50 mm liegen. Das Teleobjektiv dient vor allem zwei Funktionen: erstens als Quasi-optischen Zoom, zweitens als Tiefenmessgerät für bessere Tiefenunschärfe. Das kommt vor allem im Portrait-Modus und im Bokeh-Modus zum Einsatz. Praktisch: Die Tiefendaten werden bei jedem Foto dazu gespeichert. So können Sie im Nachhinein den Fokuspunkt und die Tiefenunschärfe eines Bildes nachjustieren.

Die Frontkamera bietet zweimal die gleiche 8-Mpx-Linse. Hier wird die zweite Kamera nur für die Tiefenschärfe verwendet, optischen Zoom gibt es nach vorne nicht. Wäre auch nicht besonders praktisch. Tiefenunschärfe für Selfies hingegen ist ein klarer Vorteil.

Ein weiteres Werkzeug der Frontkamera ist das Face-Login. Wie schon bei diversen Windows-Geräten und den neueren iPhones können Sie sich beim U12+ mit Ihrem Gesicht authentifizieren. Im kurzen Hands-on funktionierte das bestens. Schwierigere Lichtverhältnisse werden jedoch zeigen, aus welchem Holz die Technologie geschnitzt ist. Das HTC U12+ erscheint in Österreich im Juni. Der Listenpreis beläuft sich auf rund 830 Euro.


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