Test: Nokia 9 PureView

Das aktuelle Nokia hat Beton an den Füssen, könnte allerdings damit für die Zukunft trainieren. [...]

Schön anzuschauen ist das Nokia 9 PureView auf jeden Fall. © Nokia

Obwohl Nokia auf ein komplett randloses Design verzichtet, sieht das Nokia 9 PureView ausgezeichnet aus. Die Seitenränder sind praktisch inexistent und der obere und untere Rand schmal genug, um kaum aufzufallen. Kombiniert man das mit einem sehr ansprechenden Metallrahmen und der hübschen blauen Glasrückseite, erhält man ein Smartphone, das sich in keinem Schönheitswettbewerb verstecken muss. Wie üblich bietet die Glasrückseite Vor- und Nachteile. Sie sieht einerseits spektakulär aus, ist aber andererseits anfällig für Fingerabdrücke und fettige Rückstände.

Generell liegt das Nokia 9 gut in der Hand, wenn man sich denn mit der Glasrückseite anfreunden kann. Dabei helfen auch der Metallrahmen, der ordentlich Grip gibt, sowie die solid verbauten Tasten. Bei der Gerätegrösse werden sich die Geister scheiden. Allerdings nicht so extrem wie bei anderen Modellen. Nokia wählt mit 6 Zoll eine aktuell sehr übliche Displaygrösse. Das gesamte Gerät ist damit etwa so gross wie ein 5,2 Zoll grosses Smartphone von 2014.

Allzu speziell ist das Display des Nokia 9 nicht. Die Finnen verbauen ein 6-Zoll-Panel mit einer Auflösung von 2880 × 1440, was einer Pixeldichte von etwa 538 ppi entspricht. Das pOLED-Display liefert gute Farben, ohne allzu sehr aufzufallen, weder positiv noch negativ. Neben der üblichen Darstellung bietet Nokia eine Always-on-Funktion, mit der Daten wie die Uhrzeit permanent und ohne grösseren Akkuverbrauch angezeigt werden.

Handhabung

Kommen wir zu den Punkten, in denen sich Nokia stärker von der Konkurrenz unterscheidet. Anders als die meisten Smartphone-Hersteller liefert Nokia keine eigene Nutzeroberfläche aus. Stattdessen verwenden die Finnen Android One, also die von Google präferierte Oberfläche. Ein Vorteil davon: Nokia muss bei System-Updates kaum selbst etwas tun und kann entsprechend neue Android-Versionen einfach ausliefern. Wie alle Nokias erhält auch das Nokia 9 während drei Jahren ab Releasedatum garantiert die neuste Android-Version zeitnah zur Veröffentlichung durch Google.

Die Bedienung ist ebenfalls sehr angenehm. Ausser der Google-eigenen Dienste und Funktionen ist nichts vorhanden, was den ursprünglichen Fluss von Android stören könnte. Zumindest nichts aufseiten der Software.

Die Hardware ist eine etwas andere Geschichte. Hier verbaut Nokia den etwas älteren Qualcomm Snapdragon 845 statt des neueren Snapdragon 855. Das macht sich im direkten Vergleich mit anderen neuen Smartphones bemerkbar: Beim Nokia dauert alles ein klein wenig länger. Nicht wirklich schlimm, aber stellenweise doch mühsam. Nokia kämpft zudem noch mit Bugs bei den eigenen Software-Komponenten, wie beispielsweise der Kamera-App. Dazu später mehr.

Die etwas ältere Hardware macht sich nicht nur in der allgemeinen Performance bemerkbar, sondern sie fällt auch bei spezifischen Aufgaben ins Gewicht. Allem voran beim Fingerabdrucksensor. Die meisten In-Display-Sensoren sind etwas langsamer als die älteren Modelle im Gehäuse des Smartphones. Allerdings ist der Tempounterschied bei Nokia klar am grössten. Dazu kommt: Der Fingerabdrucksensor ist nicht gerade zuverlässig. In unserem Test reagierte der Sensor manchmal gar nicht oder blieb sogar komplett hängen. Dazu kommen viele fehlgeschlagene Versuche ohne ersichtlichen Grund. Hier muss Nokia unbedingt noch einmal über die Bücher gehen.

Falls Sie sich übrigens fragen, warum Nokia einen älteren Chipsatz verwendet: Das hat nicht mit dem Gerätepreis zu tun, sondern mit der Kamera. Das Array-System von Nokia benötigt so viel Leistung, dass Nokia den Prozessor über Monate hinweg genau für die Kamera optimieren musste. Entsprechend war es nicht mehr möglich, einen neueren Chipsatz zu verwenden und diesen an die Bedürfnisse der Kamera anzupassen.


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